Universität Wien

010019 FS Widerstände des Begehrens. Konzeptionen des Wunsches bei Gilles Deleuze und Michel de Certeau (2018S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 14.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 21.03. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 11.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 18.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 25.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 02.05. 15:00 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 09.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 16.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 23.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 30.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 06.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 13.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 20.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
  • Mittwoch 27.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Michel de Certeau war ein Reisender; „ohne eine Aufenthaltsgenehmigung in der Tasche zu haben, ohne einen ‚legitimierten‘ Diskurs halten zu können“ durchwanderte er die verschiedensten Wissensgebiete. Sein Interesse galt dabei besonders den unzähligen Transformations- und Übersetzungsprozessen innerhalb unserer Gesellschaft und deren Wissensprozeduren. Trotz seiner Profession – Certeau war bekanntlich Religionshistoriker und geweihter Priester der Gesellschaft Jesu – weigerte er sich stets, einen Platz des „Wissens“ einzunehmen. Besonders deutlich wird diese Ablehnung eines epistemologischen Zentrismus in seinen kulturtheoretischen Schriften (die durchaus auch religionsphilosophischen Charakter haben); zentraler Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist darin die Frage nach dem Verhältnis des Einzelnen zur Institution. Oder anders gesagt: Die Frage nach dem Verhältnis zwischen einer gegebenen herrschenden Ordnung, mit ihren starren Strukturen und Machtgefügen, und der diese Ordnung stützenden „schweigenden Mehrheit“; den Konsumenten. Diesen Konsumenten, den „Helden des Alltags“ wie er sie nennt, hat Certeau mit seinem heute wohl am meisten rezipierten Werk, der „Kunst des Handelns“, nicht nur eine beeindruckende Reflexion gewidmet, vielmehr hat er darin versucht, das Alltagsverhalten des Menschen jenseits eines passiven Schauspiels zu interpretieren. Besonders hat er dabei auf die Listen und Taktiken des „gemeinen Mannes“ hingewiesen; in einer Art Poetik des Alltäglichen tritt dieser nämlich mit seinen „abertausenden Praktiken“ immer wieder von neuem in ein Spiel mit der Macht ein und versucht, den starren Strukturen neue Handlungs- und Lebensräume abzugewinnen.
Certeaus Reflexionen über diese „Kunst des Schwachen“ erinnern dabei aber nicht nur stark an Michel Foucaults Diskursanalyse, welche sich ebenso um die Freilegung sozio-kulturell bestimmender Machtdispositive bemüht hat, unweigerlich muss man auch an die Ausführungen Gilles Deleuze‘ und Félix Guattaris denken, die beispielsweise in ihrem gemeinsamen Werk den „Tausend Plateaus“ versucht haben, sich den komplexen Verhältnissen „kollektiver Äußerungsgefüge“ anzunehmen. Mit ähnlichem Fokus wie Certeau, nämlich auf die minoritären semiotischen Praktiken und deren Potenzial neue Handlungsräume zu eröffnen, haben Deleuze und Guattari ein Handbuch der Taktiken vorgelegt das eine Fülle an Überlegungen bietet, die zur gleichen Zeit deren eigene Konzepte präsentieren und zur Analyse und Diskussion ihres Theoriegebäudes gleichermaßen einladen. Beiden großen Reflexionen, denjenigen Certeaus und auch derjenigen Deleuze‘/Guattaris, wohnt die Gemeinsamkeit inne, diese neuen Praktiken (Künste) nicht mehr von einem starren Subjekt aus zu denken, sondern, sie als eine Praxis des Begehrens/Wunsches zu verstehen, das sich selbst nur in Verschiebungen und Brüchen immer wieder neu zu artikulieren und performativ zu vollziehen vermag. Es geht schließlich darum, dem experimentellen Charakter des Denkens und des Handelns, der „Intensität“ und dem „Werden“ den Vorrang zu geben, anstatt weiterhin sicher verbürgten Wahrheiten anzuhaften.

LV-Methoden:
Das Seminar ist als Lektüreseminar konzipiert, in dem zentrale Textabschnitte einem genauen Interpretationsverfahren (close reading) unterzogen und diskutiert werden.

LV-Ziele:
Das Seminar wird anhand ausgewählter Lektüre versuchen, sich dem „immanenten Denken“ der Autoren anzunähern und sie miteinander ins Gespräch zu bringen; darüber hinaus sollen die, vielleicht nicht auf den ersten Blick ersichtlichen, religionsphilosophischen Implikationen der Texte gemeinsam herausgearbeitet und in einen gegenwärtigen Kontext gesetzt werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Benotung setzt sich zusammen aus Seminararbeit, einem Prüfungsgespräch und Mitarbeit bei den Seminarsitzungen.
Die Lehrveranstaltung wird in Deutsch abgehalten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für eine positive Beurteilung ist neben kontinuierlicher Mitarbeit eine Seminararbeit gemäß üblicher wissenschaftlicher Standards im Umfang von 15-20 Seiten abzugeben, die Gegenstand eines Prüfungsgesprächs ist. Regelmäßige Anwesenheit ist erforderlich (dreimaliges entschuldigtes Fehlen ist möglich).

Beurteilungsmaßstab:
Qualität der Seminararbeit und im Prüfungsgespräch zu erweisende Fähigkeit der wissenschaftlichen Reflexion über die im Seminar behandelten Themen sowie Mitarbeit in den einzelnen Seminarsitzungen.

Prüfungsstoff

Für eine positive Beurteilung ist neben kontinuierlicher Mitarbeit eine Seminararbeit gemäß üblicher wissenschaftlicher Standards im Umfang von 15-20 Seiten abzugeben, die Gegenstand eines Prüfungsgesprächs ist. Regelmäßige Anwesenheit ist erforderlich (dreimaliges entschuldigtes Fehlen ist möglich).

Literatur

Buchanan, Ian: Michel de Certeau. Cultural Theorist. London: Sage Publications 2000.
Certeau, Michel de: Kunst des Handelns. Aus dem Französischen von Gabriele Ricke und Roland Voullie. Berlin: Merve 1988.
Certeau, Michel de: GlaubensSchwachheit. Aus dem Französischen von Michael Lauble. Herausgegeben von Luce Giard. Stuttgart: Kohlhammer 2009.
Deleuze, Gilles/Guattari, Felix: Kapitalismus und Schizophrenie II. Tausend Plateaus. Aus dem Französischen von Gabriele Ricke und Roland Voullie. Berlin: Merve 1992.
Füssel, Marian: Zur Aktualität von Michel de Certeau. Einführung in sein Werk. Wiesbaden: Springer 2017.
Serres, Michel: Atlas. Aus dem Französischen von Michael Bischoff. Berlin: Merve 2005.
Villani, Arnauld: Physische Geographie von Tausend Plateaus, in: Karten zu Tausend Plateaus. Herausgegeben von Clemens-Carl Härle. Berlin: Merve 1993. S. 15-40.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

LV für Doktorat-/PhD-Studium, für 011 (15W) FTH 17 oder FTH 26 oder FTH 25 (Seminar Religionsphilosophie), 196 055 MA UF RK 02 oder RK 05; auslaufende Studienpläne: D31, DAM für 011 (11W), 066 796 (15W) MRP 9 , Seminar oder (freies) Wahlfach für 020

Letzte Änderung: Sa 01.03.2025 00:07