010034 VO Schöpfungslehre und Eschatologie (2011S)

Die christliche Glaubensrede wird heute von den unterschiedlichsten Seiten her in Frage gestellt. Die Evolutionstheorie der Biologie und die Theorie des "big bang"; der physikalischen Kosmologie fordern die Schöpfungstheologie heraus. Hat sich durch das wachsende Wissen über Entstehungs- und Entwicklungsprozesse der Schöpfungsglaube erledigt? Eine zeitgemäße Theologie der Schöpfung muss so entwickelt werden, dass sie mit einer naturwissenschaftlichen Weltsicht in Dialog treten kann. Daher gilt es, nach Abklärung des theologischen Fragestandes, die Schrift auf ihre schöpfungstheologische Relevanz hin zu untersuchen und die systematische Frage zu stellen, was die Rede von der Schöpfung aus dem Nichts (creatio ex nihilo) und der fortdauernden Schöpfung (creatio continua) bedeutet. Die Entstehung der Welt, ihre Geschichte und ihre Vollendung kommen dabei von Gott her als Glaubensgeheimnis in den Blick. Die Reflexion darüber eröffnet ganz andere Dimensionen, als jene verkürzte Sicht, die etwa vom neuen Atheismus angeprangert wird.
Die ur-menschliche Frage nach dem Ursprung der Welt hängt eng zusammen mit der Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Ziel unserer Existenz. Auf dem "Markt der Religiosität" wird eine Fülle von Antworten gegeben, während Theologie und Glaubensverkündigung gerade in diesem Bereich eher zurückhaltend agieren. Bevor die Eschata, die "Letzten Dinge" (Himmel, Hölle, Fegefeuer, Gericht) thematisiert werden können, muss eine angemessene Hermeneutik eschatologischer Aussagen erarbeitet werden. Ein biblisch-christliche fundiertes Verständnis vom Ende der Welt und dem Tod als dem Ende der Menschen eröffnet eine erweiterte Perspektive auf die christliche Existenz sowie die Geschichte als Heilsgeschichte. Dann ist es möglich, Rechenschaft über die Hoffnung zu geben, welche die Christen erfüllt, und so über das Ende des irdischen Menschseins hinaus auf den Vollender von Welt und Mensch zu schauen.