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070025 PS BA-Proseminar - Umkämpfte Erinnerung. Österreich nach 1945 (2024W)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Mi 22.01. 09:45-11:15
Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 09.09.2024 09:00 bis Fr 20.09.2024 14:00
- Anmeldung von Di 24.09.2024 09:00 bis Fr 27.09.2024 14:00
- Abmeldung bis Do 31.10.2024 23:59
Details
max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Mittwoch 09.10. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 16.10. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 23.10. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 06.11. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 13.11. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 20.11. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 27.11. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 04.12. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 11.12. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 08.01. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- Mittwoch 15.01. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
- N Mittwoch 22.01. 09:45 - 11:15 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Regelmäßige Teilnahme und mündliche Mitarbeit, Vorbereitung der Seminarlektüre (teilweise anhand von Lesefragen), Präsentation eines Seminarthemas (ggf im Team), Seminararbeit (ca. 15 Seiten, Zeilenabstand 1,5, Text inkl. Deckblatt und Inhaltsverzeichnis sowie Fußnoten; Abgabe per pdf).
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Geübt werden das Arbeiten mit wissenschaftlichen Texten und der quellenkritische Umgang mit Quellen unterschiedlichen Typs, die Erarbeitung einer Präsentation sowie einer schriftlichen Seminararbeit.
Prüfungsstoff
Dies ist eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung.
Präsentation, Seminararbeit.
Präsentation, Seminararbeit.
Literatur
• Aleida Assmann: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, C.H.Beck Verlag München 2006.
• Gerhard Botz: Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. Verdrängte Vergangenheit, Österreich-Identität, Waldheim und die Historiker, 2. erw. Aufl., Campus Frankfurt 2008
• Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, C.H.Beck Verlag München 1995.
• Cornelius Lehnguth: Waldheim und die Folgen. Der parteipolitische Umgang mit dem Nationalsozialismus in Österreich, Campus Frankfurt 2013.
• Alexander Pollak: Die Wehrmachtslegende in Österreich. Das Bild der Wehrmacht in Spiegel der österreichischen Presse nach 1945, Böhlau Wien 2002.
• Peter Stachel: Mythos Heldenplatz, Molden Wien 2018.
• Rainer Pöppinghege: Wege des Erinnerns. Was deutsche Straßennamen über das Geschichtsbewusstsein aussagen, agenda Verlag, Münster 2007.
• Heidemarie Uhl, Denkmäler als Medien gesellschaftlicher Erinnerung. Die Denkmallandschaft der Zweiten Republik und die Transformationen des österreichischen Gedächtnisses, in: Regina Fritz (Hg.), Carola Sachse (Hg.), Edgar Wolfrum (Hg.), Nationen und ihre Selbstbilder: postdiktatorische Gesellschaften in Europa, Wallstein Verlag Göttingen 2008
• Christian Meier, Das Gebot zu vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns, Siedler München 2010
• Stefan Riesenfellner, Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien/Köln/Weimar 1994
• Gerhard Botz: Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. Verdrängte Vergangenheit, Österreich-Identität, Waldheim und die Historiker, 2. erw. Aufl., Campus Frankfurt 2008
• Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, C.H.Beck Verlag München 1995.
• Cornelius Lehnguth: Waldheim und die Folgen. Der parteipolitische Umgang mit dem Nationalsozialismus in Österreich, Campus Frankfurt 2013.
• Alexander Pollak: Die Wehrmachtslegende in Österreich. Das Bild der Wehrmacht in Spiegel der österreichischen Presse nach 1945, Böhlau Wien 2002.
• Peter Stachel: Mythos Heldenplatz, Molden Wien 2018.
• Rainer Pöppinghege: Wege des Erinnerns. Was deutsche Straßennamen über das Geschichtsbewusstsein aussagen, agenda Verlag, Münster 2007.
• Heidemarie Uhl, Denkmäler als Medien gesellschaftlicher Erinnerung. Die Denkmallandschaft der Zweiten Republik und die Transformationen des österreichischen Gedächtnisses, in: Regina Fritz (Hg.), Carola Sachse (Hg.), Edgar Wolfrum (Hg.), Nationen und ihre Selbstbilder: postdiktatorische Gesellschaften in Europa, Wallstein Verlag Göttingen 2008
• Christian Meier, Das Gebot zu vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns, Siedler München 2010
• Stefan Riesenfellner, Heidemarie Uhl, Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien/Köln/Weimar 1994
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
EAR: Zeitgeschichte.
BA Geschichte (Version 2019): PM6 Historisches Arbeiten, PS Proseminar (5 ECTS).
BEd UF GP (Version 2014): UF GP 04 Aspekte und Räume 2, PS Proseminar zu einem Fach (5 ECTS).
BA Geschichte (Version 2019): PM6 Historisches Arbeiten, PS Proseminar (5 ECTS).
BEd UF GP (Version 2014): UF GP 04 Aspekte und Räume 2, PS Proseminar zu einem Fach (5 ECTS).
Letzte Änderung: Di 24.09.2024 09:05
Eine intensive Auseinandersetzung und Aufarbeitung setzte erst zögerlich ein, das Thema wurde in der Bundesrepublik zunächst weitgehend totgeschwiegen, während die DDR als "per se antifaschistischer Staat" jede Verantwortung für die NS-Verbrechen ablehnte und sich Österreich als „Hitlers erstes Opfer“ verstand und ebenfalls jegliche Mitverantwortung ablehnte.
Das Dogma von der „Sauberen Wehrmacht“ hat die österreichische wie die deutsche Gesellschaft seit den alliierten Nachkriegsprozessen, besonders in Nürnberg, begleitet. Es besagt, dass Kriegsverbrechen zwar vorgekommen, jedoch nur von SS- oder Sonderformationen begangen worden seien. Dadurch konnte sich das Gros der Soldaten, die als Wehrpflichtige in den Krieg gezogen waren, frei von Schuld an den Verbrechen des Krieges fühlen. So setzte sich in der kollektiven Erinnerung das Bild einer, parallel zum eliminatorischen Weltanschauungskrieg, sauberen Kriegführung der Wehrmacht durch, das Instrumentalisierung, vorauseilenden Gehorsam, verbrecherische Teilhabe und auch Handlungsspielräume ausblendete und durch Reden und Gedenktage noch befestigt wurde. Abweichende Kriegserfahrungen, etwa von Deserteuren, oder Berichte zum schmutzigen Krieg und Genozid hinter der Front fanden dort keinen Platz. Im Spannungsfeld der Kriegserinnerung muss der Holocaust jedoch mitgedacht werden.
Die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ brach mit diesem Dogma. Sie begann 1995 zunächst fast unbeachtet, löste aber in den folgenden vier Jahren eine der größten Kontroversen der bundesdeutschen und österreichischen Nachkriegsgeschichte aus, bis sie 1999 zurückgezogen und komplett überarbeitet wurde. An diesem Beispiel wird deutlich, wie stark wissenschaftliche Aufarbeitung, strafrechtliche Ahndung und gesellschaftliche Anerkennung der Fakten bzw. politisch gelenkte Erinnerung in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen, sich aber nicht immer sinnvoll ergänzen.
Erinnerungskultur und Vergangenheitspolitik hängen eng zusammen, und Gründungsmythen für den neuen Staat spielen ebenso eine Rolle wie die Definition von zukünftigen Trägerschichten des neuen Staates. Nach 1945 ergab sich für Österreich ein pikanter ‚double speak‘, der – vor allem nach außen – durch das Narrativ Österreichs als ‚erstes Opfer Hitlers‘ geprägt war, während dieselben Politiker bei Gedenkfeiern ehemaligen ‚österreichischen‘ Wehrmachtangehörigen für ihre Verteidigung des Vaterlandes 1939 – 1945 (sic!) dankten, nicht zuletzt um innenpolitisch Stimmenmaximierung zu betreiben. Während des Bundespräsidentenwahlkampfes 1986, als der Kandidat und ehemalige Offizier der Wehrmacht Kurt Waldheim – medial unter Druck geraten – erklärte, dass er als Wehrmachtsoffizier wie hunderttausende andere Österreicher seine Pflicht als Soldat erfüllt habe, wurde ein Widerspruch in der österreichischen Vergangenheitspolitik schlagartig sichtbar, der sich aber noch nicht zu einer gründlichen Reflexion der eigenen Geschichte ausweitete.
Im Seminar soll es um die verschiedenen Phasen der Erinnerung an Krieg und Verbrechen in Österreich seit 1945 gehen, wobei immer wieder Querverweise auch zur bundesdeutschen Debatte nötig sind. Es werden die Themen Heldenplatz Wien, Soldatengräber, Veteranentreffen ebenso berührt wie die Debatte um die „Wehrmachts-Ausstellung“, es wird die Rolle des Militärs im Vernichtungskrieg thematisiert und die strafrechtliche Ahndung von Kriegsverbrechen sowie ihre Instrumentalisierung in der öffentlichen Erinnerung nach 1945 beleuchtet. In eigenen Präsentationen erarbeiten die Studierenden jeweils einen Aspekt dieser Debatte.