070033 SE Forschungsseminar - Alliierte und österreichische Kulturpolitik in Wien 1945-1955 (2022W)

Seminarziel ist es, den völlig verdrängten Internationalisierungsschub zur Zeit der Alliierten Befreiung und Administration wieder in Erinnerung zu rufen, der Künstlerinnen und Künstler ebenso geprägt hat wie Kulturinstitutionen, die sich kaum heute damit auseinandersetzen. Bis auf eine Ausnahme: Architekturzentrum 2019 – Kalter Krieg und Architektur

Das Themenfeld betrifft Film, Musik- und Sprechtheater ebenso wie Bibliotheken, Printmedien (Salzburger Nachrichten sind US-Gründung, der Kurier ging aus dem Wiener Kurier der ISB, Information Services Branch hervor), Rundfunk, Nachrichtenagenturen (die APA zB. ist eine US-Britische Gründung! AP und Reuters), Bildagenturen.

In diesem Forschungsseminar geht es nicht nur um die Rekonstruktion dieses verdrängten kulturellen Aufbruchs nach dem nationalsozialistischen Terrorregime, sondern auch um die nachhaltigen Einflüsse auf Werke und das Schaffen von Künstlerinnen und Künstler und Kulturproduzenten inklusive dem Gatekeeper Ernst Haeusserman (ursprünglich als US Theatre officer aus dem Exil zurückgekehrt) oder Marcel Prawy, der ebenso nach Wien remigriert war und als cultural Officer unter anderem das Kosmos Theater in der Siebensterngasse leitete). Vergessene Akteure bei den Sowjets zB wie Major Miron Lewitas, verantwortlich für die rasche Umsetzung des kulturellen Wiederbeginns. Natürlich spielt der Kalte Krieg hier eine trennende Rolle, aber wie durchlässig der Kunst- und Kulturbetrieb trotzdem war, soll ebenso reflektiert werden (durchaus im Sinne des spatial turn).

Diese Aufbrüche vermischen sich mit konservativen Trends und Kontinuitäten (aus der lokalen Moderne bis zur Dollfuß-Schuschnigg Zeit und dem Nationalsozialistischen Kulturterror), dieses Amalgam mit Narrativen sowie Objekten zu gestalten, ist eine Herausforderung.

Im Rahmen des Seminars können auch Interviews geführt werden, um die Alltagserinnerung an diesen Kulturbetrieb 1945-1955 zu rekonstruieren und zu analysieren. Vgl. zB. eines der wenigen Interviews dazu von Hauesserman, der Burgtheater und Salzburger Festspiele maßgeblich beeinflusste, aus 1981 https://www.mediathek.at/portaltreffer/atom/107875F8-08C-00344-00000F80-10779068/pool/BWEB/

Themen:

1) Planungen und Institutionen sowie Ziele der jeweiligen alliierten
Kulturpolitik.

2) US Information Services Branch

3) Sowjetisches Informationszentrum

4) Französische Kulturabteilung (Division de l´Information) und das
Institut Français de Vienne

5) Britische Kulturabteilung und British Council

6) Musik- und Sprechtheater sowie Konzertbetrieb und Kulturaustausch und Gastspiele

7) Film und Filmexport und Filmfestivals

8) Rundfunk und Sendergruppen

9) Zeitungen, Zeitschriften und Broschüren sowie Nachrichtenagenturen

10) Bildenden Kunst, Architektur, Ausstellungen und Fotographie

11) Bibliotheken und Verlagswesen