Universität Wien
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070039 EX Exkursion - Geschichte Bosnien-Hercegowinas (2023S)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Drei Vorbereitungstermine (verpflichtend):
Freitag, 31. März 2023, 15-18h,
Freitag, 21. April 2023, 15-18h,
Freitag, 2. Juni 2023, 15-18h
Exkursion: 10.-17. Juni 2023

  • Freitag 31.03. 15:00 - 18:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
  • Freitag 21.04. 15:00 - 18:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
  • Freitag 02.06. 15:00 - 18:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele:
Die Lehrveranstaltung möchte vor Ort wichtige Themen der Transformationsgeschichte Südosteuropas, am Beispiel Bosnien-Herzegowina bzw. noch spezifischer Sarajevos historisch kontextualisieren und die Bedeutung der räumlichen Verortung von Geschichte herausarbeiten.

Inhalte:
Die Hauptstadt Bosnien-Herzegowina ist eine umwerfend schöne und lebenswerte Stadt, in der zugleich die vielen politischen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Konflikte, die in Europa des 20. Jahrhunderts ausgekämpft wurden, ihre Spuren hinterlassen haben und die gegenwärtige Gesellschaft prägen. Die Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina durch das Abkommen von Dayton im Jahr 1995 eröffnete eine Phase der vielfältigen Transformationen in dem postjugoslawischen Staat. Das Ende des Krieges und der Zusammenbruch des sozialistischen Wirtschaftssystems bedeuteten radikale Einschnitte in die Lebenswelt der Bürger*innen des Landes. Die Kriegserfahrungen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Verwerfungen wirkten ebenso nach wie die ökologischen Belastungen, die von den postsozialistischen Industrieanlagen ausgehen, oder die sozialen Ungleichheiten, die ihren Ursprung in der raubtierkapitalistischen Transformation des jugoslawische Variante des Sozialismus in eine kapitalistische Wirtschaftsordnung haben, in der ethnonationalistische korrupte Eliten sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern. Man könnte sagen, dass die bosnisch-herzegowinische Gesellschaft in zeitlich verdichteter Form Konflikte durchlebt, die paradigmatisch für die Geschichte Europas des 20. und 21. Jahrhunderts sind. Die Exkursion nach Sarajevo möchte vor Ort diesen Konflikten nachspüren und an konkreten Orten sowie in Gesprächen herausfinden, was es bedeutet, eine Nachkriegsgesellschaft und eine postsozialistische Gesellschaft zu sein, die eine Vielzahl von Transformationsherausforderung gleichzeitig bestehen muss.

Methoden:
Um uns diesen Themen zu nähern, werden wir uns vor Ort mit dem politischen System beschäftigen und Fragen nach dem Verständnis von Staatsbürgerschaft stellen, das nicht nur in Bosnien-Herzegowina zwischen politischen und ethnonationalen Vorstellungen oszilliert. Wir werden Orte aufsuchen, in denen die fatalen Folgen von sozialistischen und kapitalistischen Industrialisierungs- und De-Industrialisierungsprozessen sichtbar werden. Wir werden den Spuren des Krieges in der städtischen Topographie, aber auch in der Erfahrungswelt ihrer gegenwärtigen Bewohner*innen nachspüren. Aber nicht nur das Weiterwirken der Kriegserfahrungen, auch die Erinnerungen an die Zeit des jugoslawischen Selbstverwaltungssozialismus sollen thematisiert werden. Wir möchten mit Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Initiativen ins Gespräch kommen, die für politische und gesellschaftliche Teilhabe von diskriminierten Gruppen kämpfen, etwa für die Verwirklichung von LGBTQI-Rechten oder für die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen. Uns interessiert auch, wie vielfältige Migrationsprozesse die bosnische Gesellschaft prägen, etwa im Hinblick auf die diasporischen Gemeinschaften nicht zurückgekehrter Kriegsflüchtlinge oder den Exodus bosnischer Fachkräfte (im Bereich des Handwerks oder des Pflegepersonals) Richtung West- und Nordeuropa. Schließlich stellt sich auch die Frage, wie sich die oftmals zynische EU-Migrationspolitik (im Hinblick auf die „Balkanroute“) vor Ort auswirkt. Unsere Exkursion setzt sich also zum Ziel, in der gegenwärtigen bosnisch-herzegowinischen Gesellschaft das Zusammenspiel von historischen Erfahrungen und gegenwärtigen Transformationsherausforderungen zu untersuchen und zu zeigen, dass es hier um europäische Geschichte geht.
Studierende arbeiten sich im Vorfeld der Exkursion in Themen einarbeiten, die dann vor Ort in Sarajevo präsentiert und mit dortigen Expert*innen (auf Englisch oder Deutsch) diskutiert werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aktive Teilnahme an den Vorbereitungssitzungen, Teilnahme an der Exkursion, Erarbeitung eines Referats, Präsentation des Referats vor Ort in Sarajevo.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Teilnahme an den Vorbereitungsterminen (Freitag, 31. März, Freitag 21. April, Freitag, 2. Juni, jeweils 15-18h. Teilnahme an der Exkursion (10.-18. Juni 2023)
Vorbereitung eines thematischen Blocks der Exkursion; Referat vor Ort

Prüfungsstoff

Das ist eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen.

Literatur

Damir Arsenijević: „Die proletarische Lunge“: Der Kampf um das Gemeingut und die Erinnerungspolitik in Bosnien-Herzegowina, in: Springerin 1/2019, S. 26-28; Aleksandar Hemond: Meine Eltern/Alles nicht dein eigen. Berlin 2021; Miljenko Jergović: Sarajevo Marlboro, Frakfurt/Main 2009; Holm Sundhausen: Sarajevo. Die Geschichte einer Stadt. Köln, Wien 2014.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

SP: Zeitgeschichte, Osteuropäische Geschichte.

MA Geschichte (Version 2019): PM4 Individuelle Schwerpunktsetzung, Exkursion (5 ECTS).
MEd UF GP 02 Räume der Geschichts- und Politikkultur, Exkursion (4 ECTS).
Interdisziplinäres MA Zeitgeschichte und Medien (Version 2019): M4b Wahlbereich - Spezialthemen zu Zeitgeschichte und Medien (5 ECTS), kein Seminar.
MA Interdisz. Osteuropastudien (V2019): PM3.1 (5 ECTS)

Letzte Änderung: Do 23.03.2023 15:48