Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

070077 UE Guided Reading Österreichische Geschichte 2 (2021S)

Vom Ständestaat zur Konsensdemokratie: Der Traum von der versöhnten Gesellschaft

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Nach der zweiten Sitzung treffen wir uns im Zweiwochen-Rhythmus. Die Sitzungen finden digital statt. Sie benötigen dazu einen Computerarbeitsplatz mit stabiler Internetverbindung und einer Kamera. Wenn sich die sanitäre Lage bessert, werden wir in der zweiten Hälfte des Semesters versuchen, uns am Institut für Zeitgeschichte zu treffen (Raumnummer wird gegebenenfalls dann vermittelt)

  • Dienstag 02.03. 12:00 - 13:30 Digital
  • Dienstag 09.03. 12:00 - 13:30 Digital
  • Dienstag 23.03. 12:00 - 15:00 Digital
  • Dienstag 13.04. 12:00 - 15:00 Digital
  • Dienstag 27.04. 12:00 - 15:00 Digital
  • Dienstag 11.05. 12:00 - 15:00 Digital
  • Dienstag 01.06. 12:00 - 15:00 Digital
  • Dienstag 15.06. 12:00 - 15:00 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Das 20. Jahrhundert wird das Jahrhundert des Korporatismus sein, sowie das 19. das Jahrhundert des Liberalismus war“, kündigte der Korporatismus-Theoretiker und Autoritarismus Anhänger Mihail Manoilescu in den 1930er Jahren an. Nachdem der Liberalismus tot und der Sozialismus niedergeschlagen sei, würde sich, so Manoilescu, die Menschheit beinahe naturgemäß politisch und ideologisch in die Ära des Korporatismus begeben.
Inwiefern/inwieweit hat sich diese Prophezeiung bewahrheitet? Um dieser Frage nachzugehen, sollen in der Lehrveranstaltung die Entstehungsgeschichte des Begriffs Korporatismus und seine verschiedenen geschichtlichen Ausformungen im Laufe des langen 20. Jahrhunderts bearbeitet werden. Der Begriff des Korporatismus entwickelte sich aus christlichen und soziologischen Konzepten und Theorien der Organisation von Gesellschaft, die der marxistischen Idee des Widerspruchs von Kapital und Arbeit ein harmonisches Verständnis von Gesellschaft entgegensetzen wollten. In der Zwischenkriegszeit entstand auf dieser Grundlage v.a. in Europa eine Fülle von autoritären und faschistischen Regimen. Allen gemein war sowohl die Ablehnung der parlamentarischen Demokratie als auch des Marxismus. In der Nachkriegszeit entwickelten sich (wiederum v.a. in Europa, aber auch zB in Lateinamerika) als Reaktion auf Diktatur und Bürgerkrieg - aber in gewisser Hinsicht auch in Kontinuität zur Zwischenkriegszeit - neue Formen korporatistischer Gesellschaftsordnungen (meist als Neo-Korporatismus bezeichnet), die eine Integration der verschiedenen Interessensgruppen in den politischen Entscheidungsprozess beabsichtigten.
In dieser Lehrveranstaltung fokussieren wir vor allem auf die Einflüsse der Korporatismustheorien in Österreich seit den 1920er Jahren und auf die Entwicklung von Korporatismus zum Neokorporatismus in Form der Sozialpartnerschaft nach 1945. Darüber hinaus werden wir analysieren, wie korporatistische Konzepte auch im Bereich der internationalen Beziehungen Niederschlag fanden, zum Beispiel im Modell der „Global Governance“.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Regelmässige Lektüre auf Deutsch und Englisch, laufende, schriftliche und mündliche Arbeitsaufgaben (zB. Lektüre, Recherche, Thesenpapiere, Referate, Moderationen), Beteiligung an der Diskussion.
Die Note ergibt sich aus der verpflichtenden, pünktlichen Abgabe von Thesenpapieren (Leseprotokollen) zu den Basistexten, zwei Essays, sowie aus dem Abhalten von mindestens einem Vorbereitungs-, Erweiterungsreferat oder Moderationsreferat (Details dazu in der ersten Sitzung)
Die Papiere können nicht in Gruppen geschrieben werden. Abgeschriebene Arbeiten werden negativ beurteilt.
Kriterien für die Bewertung der Thesenpapiere:
Die Thesenpapiere sollten immer zwei Elemente beinhalten:
a) Formulierung eines Kommentars über den Text
b) Formulierung von mind. einer Frage als Vorbereitung auf die Diskussion.
Die Thesenpapiere und Essays können auf Deutsch, Englisch oder Französisch geschrieben werden. Formelle Kriterien wie Rechtschreibung und Zitierweisen werden bei der Benotung deswegen berücksichtigt, weil große Überschneidungen zwischen Form und Inhalt existieren. Wenn etwa der Sinn aufgrund von Sprachproblemen nicht mehr nachvollzogen werden kann, wirkt sich das negativ auf die Nachvollziehbarkeit der Argumentation – und somit auch auf die Bewertung aus. Ebenso, wenn Behauptungen aufgestellt werden, ohne die Quellen dafür zu nennen. Zentral sind die Nachvollziehbarkeit und die Stringenz der Argumente, ein Bewusstsein für Zusammenhänge, und kritisches Hinterfragen. Pluspunkte gibt es für die Artikulation von Problemen in Bezug auf die Verständlichkeit der Texte und für die Artikulation der Texte miteinander. Es geht nicht darum alles schon zu wissen, sondern im Gegenteil, Wissenslücken offen zu legen und das Verstandene mit bereits vorhandenem Wissen abzugleichen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige Teilnahme und engagierte Mitarbeit,
• Erledigung der Hausübungen
• Mündliche Präsentation
• Pünktliche Abgabe der schriftlichen Arbeiten.

Prüfungsstoff

s. "Art der Leistungskontrolle"

Literatur

Bibliographie – Auswahl:

Bischof, Günter; Pelinka, Anton (Hg.): Austro-Corporatism, New Brunswick, NJ [u.a.], 1996.
Brand, Ulrich; Brunnengräber, Achim; Schrader, Lutz; Wahl, Peter : Global Governance - Alternative zur neoliberalen Globalisierung? Eine Studie von Heinrich-Böll-Stiftung und WEED. Münster: Westfälisches Dampfboot, 2000, S.129-157.
Dollfuß Engelbert, Tabrennplatzrede, 11.September 1933 (http://www.austria-lexikon.at/af/Wissenssammlungen/Symbole/Faschismus_-_die_Symbole/Trabrennplatzrede_1933)
Durkheim, Émile: Über soziale Arbeitsteilung. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1988, S.41-76.
Enzyklika Rerum Novarum 1891 http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/320.html
Karlhofer, Ferdinand ; Tálos, Emmerich: Sozialpartnerschaft : österreichische und europäische Perspektiven. Wien [u.a.]: Lit-Verl., 2005.
Klose, Alfred : Ein Weg zur Sozialpartnerschaft. Das österreichische Modell, Wien Verlag für Geschichte und Politik, 1970, S. 6-12 und 77-86.
Kustatscher, Erika: "Berufsstand" Oder "Stand"? : Ein Politischer Schlüsselbegriff Im Österreich Der Zwischenkriegszeit. Wien Köln Weimar: Böhlau Verlag, 2016. Print. Veröffentlichungen Der Kommission Für Neuere Geschichte Österreichs ; Band 113.
Maier, Charles S. : Recasting Bourgeois Europe : Stabilization in France, Germany, and Italy in the Decade after World War I : With a New Preface. Princeton, New Jersey : Princeton UP, 2015.
Mussolini, Benito: Über den Korporativstaat. Florenz: Vallecchi Editore, 1936, S. 9-28; 2. Carta del Lavoro. In: Ebd., S. 75-84.
Pinto, Antonio Costa. Corporatism and Fascism: The Corporatist Wave in Europe. Vol. 1. Taylor and Francis, 2017.
Prader, Hans: Die Angst der Gewerkschaften vor’m Klassenkampf. Die ÖGB und die Weichenstellung 1945-1950, S. 1-17; 2.
Schmitter, Philippe C.: "Still the Century of Corporatism?". In: Schmitter, Philippe C.; Lehmbruch, Gerhard (Hg.): Trends Toward Corporatist Intermediation. London: SAGE, 1979, S. 7-53.
Tálos, Emmerich: Sozialpartnerschaft : Kontinuität und Wandel eines Modells, Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1993.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

AER: Österreichische Geschichte 2.
BA Geschichte (Version 2012): PM Vertiefung, Guided Reading (4 ECTS).
BA Geschichte (Version 2019): M5 Vertiefung, UE Guided Reading (5 ECTS).
BEd UF GSP (Version 2014): UF GSP 03 Aspekte und Räume 1, Guided Reading zu einem Fach (4 ECTS).

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:13