Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

070245 SE BA-Seminar - Praktiken des Identifizierens, Registrierens und Kategorisierens von Personen (2025S)

10.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 14.03. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 21.03. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 28.03. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 04.04. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 11.04. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 02.05. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 09.05. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 16.05. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 23.05. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 30.05. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 06.06. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 13.06. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 20.06. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 27.06. 15:00 - 18:10 Seminarraum 9, Kolingasse 14-16, OG01

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Seminar befasst sich mit Identitätsdokumenten und Identifizierungspraktiken im 19. und 20. Jahrhundert. Das Identifizieren, Registrieren und Kategorisieren von Personen – als Staatsbürger:innen, Fremde, als Arbeitskräfte, Steuerpflichtige, Militärpflichtige, Wähler:innen, Anspruchsberechtige, Kriminelle etc. – wird in der historischen Forschung meist als Fundament moderner staatlicher Verwaltung und Staatsbildung untersucht und als Element einer modernen, wissensbasierten Gouvernementalität (Foucault) beschrieben. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die Form und die Ausstellung von Ausweispapieren immer klarer normiert. Im Kontext von Massenmigrationen und zunehmender Mobilität, mit dem Entstehen moderner Sozialpolitik im 19. Jahrhundert, mit neuen politischen Rechten gewann die Feststellung von Identität und Zugehörigkeit von Personen an Dringlichkeit und praktischer Relevanz. Der Umfang an Verwaltungsmaterial wuchs, auch die Häufigkeit und die Vielfalt direkter Interaktionen mit Behörden nahm tendenziell zu. Menschen wurden dabei – wie angenommen wird – immer mehr von ihrer schriftlich verbrieften offiziellen Identität abhängig. Ausweispapiere dokumentierten Zugehörigkeit, sie manifestierten auch Unterschiede und Ungleichheit. Die Art der vorgeschriebenen und verwendeten Dokumente, die Abhängigkeit von Dokumenten und die Verfahren der Identifizierung variierten nach sozialem Status, Geschlecht, ethnischen Zuschreibungen etc.
Das Identifizieren war dabei nie ausschließlich eine Angelegenheit von staatlichen Behörden. Identitätsdokumente wurden in verschiedensten Zusammenhängen verwendet. Religionsgemeinschaften, städtische Körperschaften, Genossenschaften, Arbeitgeber, Wohlfahrtsverbände, Unterkunftsgeber etc. lieferten Informationen, stellten Daten bereit, prüften Dokumente oder gaben sogar eigene Papiere heraus. Sie nahmen vom Staat an sie übertragene Aufgaben wahr, verfolgten dabei auch eigenen Interessen. Die Grenzen der staatlichen Bürokratie waren dabei umstritten und nicht immer offensichtlich.
Auch Individuen, die in der Geschichtsschreibung im Gefolge von Foucault oft nur als Objekte staatlicher Überwachung und Kontrolle gesehen wurden, trugen auf vielfältige Weise zur (Ko-)Produktion ihrer eigenen offiziellen Identitäten bei. Sie taten dies, indem sie behördlichen Anordnungen Folge leisteten oder Verwaltungsprozesse selbst in Gang setzten. Sie sie taten dies auch, indem sie Papiere manipulierten oder fälschten und ihre Identifizierung boykottierten.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Studierenden werden Schritt für Schritt bei der Erarbeitung und Erstellung ihrer BA-Seminararbeit begleitet. Zu Beginn des Semesters werden Grundlagentexte gelesen und diskutiert, die das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.
Gemeinsam werden mögliche Themen und Fragestellungen der BA-Arbeit, die dafür in Frage kommenden und verfügbaren Quellen, Recherchemöglichkeiten und methodische Herangehensweisen besprochen.
Die Studierenden werden individuell dabei unterstützt, ein Thema zu wählen, eine wissenschaftliche Fragestellung zu formulieren und diese auf der Basis von Fachliteratur auszuarbeiten. Dazu werden exemplarisch Quellen analysiert und interpretiert.
Die Studierenden erhalten ein ausführliches Feedback zu ihrer Arbeit und die Möglichkeit, die BA-Arbeit vor der Benotung zu überarbeiten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

• Lektüre, kritische Reflexion und Diskussion wissenschaftlicher Texte
• Entwicklung wissenschaftlicher Fragestellungen
• Fähigkeit, den Forschungsstand und Forschungskontroversen zum Thema zu erfassen und zu reflektieren
• Selbstständige Recherche von Forschungsliteratur und Quellen
• Interpretation historischer Quellen unter Verwendung adäquater Methoden
• Fähigkeit, wissenschaftlich zu argumentieren und die Ergebnisse der Auseinandersetzung darzustellen

Benotungsgrundlage
• Regelmäßige Teilnahme (maximal 2 Fehlstunden), Mitarbeit und Engagement in der Lehrveranstaltung (20%)
• Präsentation und Kommentar (20%)
• Schriftliche Arbeiten (60%): Verfassen und fristgerechte Abgabe eines Exposés (1 Seite + Bibliographie) und der BA-Seminararbeit im Umfang von ca. 65.000 Zeichen, (± 5%), einschließlich Leerzeichen, Fußnoten, Titelblatt, Inhaltsverzeichnis, Bibliographie, ohne Grafiken (= ca. 25 Manuskriptseiten, 1½ zeilig, 12pkt.); Kurzzusammenfassung (Abstract) von ca. 1.000 Zeichen.
Zu den Anforderungen und Kriterien siehe auch https://gonline.univie.ac.at/wissenschaftliches-arbeiten/universitaere-arbeiten/#c561200

Prüfungsstoff

Literatur

• Ilsen About, James Brown, Gayle Lonergan (Hg.) (2013): Identification and Registration Practices in Transnational Perspective. People, Papers and Practices. Houndsmills, New York.
• Keith Breckenridge, Simon Szreter (2012) (Hg.): Registration and Recognition. Documenting the Person in World History. Oxford.
• Jane Caplan, John Torpey (Hg.) (2001): Documenting Individual Identity. The Development of State Practices in the Modern World. Princeton, Oxford.
• Natalie Zemon Davis (1989): The wahrhaftige Geschichte von der Wiederkehr des Martin Guerre. Frankfurt/M.
• Hilde Greefs, Anne Winter (2018) (Hg.): The Regulation of Migration and the Materiality of Identification in European Cities, 1500-2000. London.
• Valentin Groebner (2004): Der Schein der Person. Steckbrief, Ausweis und Kontrolle im Europa des Mittelalters. München.
• Waltraud Heindl, Edith Saurer (Hg.) (2000): Grenze und Staat. Paßwesen, Staatsbürgerschaft, Heimatrecht und Fremdengesetzgebung in der österreichischen Monarchie (1750-1867). Wien.
• Edward Higgs (2011): Identifying the English. A History of Personal identification, 1500 to the Present. London, New York.
• Peter von Moos (Hg.) (2004): Unverwechselbarkeit. Persönliche Identität und Identifikation in der vormodernen Gesellschaft. Köln, Weimar, Wien.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA Geschichte (V2019): PM7 - BA-Seminar (10 ECTS)
BEd UF GP12: BA-Seminar für GP (9 ECTS)

Letzte Änderung: Di 21.01.2025 12:25