Universität Wien
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070317 UE Guided Reading Mittelalter - Propaganda im Mittelalter (2023W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 09.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 16.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 23.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 30.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 06.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 13.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 20.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 27.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 04.12. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Montag 11.12. 14:15 - 15:45 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Was ist Propaganda? Die meisten verstehen darunter Beeinflussbarkeit und politische Meinungsmache; andere denken sie von ihren gesellschaftlichen Folgen her, die heutige soziale Medien besonders sichtbar machen. Andere wiederum denken sie als Instrument eines religiösen Fanatismus oder historisch; als Instrument totalitärer Regime, die Staatspropaganda nutzen, um die eigene Bevölkerung ruhigzustellen. Für andere ist sie wiederum Begleiterscheinung von Kriegen und Konflikten. Die allermeisten sehen sie aber – nicht zuletzt wegen dem Begriff selbst – als modernes Phänomen. Dabei sind ihr überzeitliche Qualitäten zu eigen; ihre legitimationsunterstützenden und ordnungsstabilisierenden Aspekte schätzten schon spätmittelalterliche Herrschaftsträger. Schon da fürchtete man sich allerdings vor ihrer Kehrseite; d.h. dem ordnungszersetzenden Potenzial der Verbreitung von Gerüchten, Liedern, Pamphleten oder Bildern, die auch die vermeintlich massenmedienlose Gesellschaft der Vormoderne und ihre Staatsformen stark beeinflussen konnte: Denn die Ziele der Propagandisten sind mit jenen der Moderne vergleichbar: Sie reichte von der gezielten Rufschädigung Einzelner bis zur schwer kontrollierbaren Radikalisierung ganzer Personengruppen. Ziel der Veranstaltung wird sein, sich Formen der mittelalterlichen Propaganda multiperspektivisch zu nähern und dabei ihre Funktionen allerdings auch die Herausforderungen für den Historiker, diese in ihrem zeitlichen Kontext zu begreifen.

Inhaltlich werden folgende Bereiche diskutiert:

1) Begriff und Terminologie: Allgemeine Annäherung an den Begriff der ‚Propaganda‘ und seiner funktionalen Unterkategorien (v.a. der Absichten und Mittel der Propaganda). Im Fokus steht seine Genese seit der frühen Neuzeit, sein Wandel im frühen 20. Jahrhundert (politischer PR), seine Vereinnahmung durch totalitäre Regimes und den Kalten Krieg sowie die daraus resultierende Zurückhaltung in manchen (nationalen) Forschungsbereichen, diesen zu nutzen.
2) Moderne vs. vormoderne Propaganda: Worin bestehen die größten Unterschiede zur Moderne und was lässt sich vergleichen? Welches Bild vermitteln uns die Quellen von der mittelalterlichen Gesellschaft als medialer Zielgruppe? Welche unterschiedlichen Formen von Propaganda (positive, negative, gemischte Formen) lassen sich auf welche Weise nachweisen?
3) Medien, Akteure und Strategien spätmittelalterlicher Propaganda: Mit welchen visuellen, mündlichen und schriftlichen Mitteln versuchten vormoderne Propagandisten ihr Publikum zu überzeugen? Wer waren die Initiatoren der Propaganda und wie wählten sie Ihre Zielgruppe aus? Existierten gar Interessensgruppen mit einer Vorliebe für den ‚medialen Kampf‘? Mit welchen Strategien (rhetorischer, inszenatorischer, visueller Art) richteten sie sich an ihre Zielgruppe? Welche ‚Gegenmassnahmen‘ wurden von Seiten der Herrschaft oder herrschaftsnaher Institutionen gegen propagandistische Umtriebe unternommen?
4) Mittelalterliche Propaganda und ihre Überlieferungsspuren: Welcher politische, wirtschaftliche, kulturelle oder gesellschaftliche Kontext begünstigt die Überlieferung von Propaganda? Wie geht die moderne Historiographie mit den Zerrbildern aus der Vergangenheit um?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Lehrveranstaltung besteht aus der Präsenz-Übung (1,5 h/Sitzung) sowie einem Selbststudium, das der Text- und Quellenlektüre dient, gelegentlich aber auch zur Vorbereitung von kurzen (Gruppen und Einzel)Präsentationen (3-10 Min.) sowie sechs Hausarbeiten (drei: 2-3 Seiten, drei: 4-5 Seiten) (insgesamt ca. 8,25h/Sitzung). In beiden Blöcken geht es darum, das Verständnis und die methodische Erschließung von Quellen und Fachliteratur (siehe Literaturliste) in mehreren Sprachen zu üben und dadurch auch themenunabhängige Studienkenntnisse und Fertigkeiten (z.B. mündliche Präsentationstechniken, schriftlicher Ausdruck) zu vertiefen. Letzteres wird durch ein regelmäßiges Feedback der Kursleiterin unterstützt. Eine schriftliche Schlussprüfung ist nicht geplant.
Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion der abgegebenen schriftlichen Arbeiten vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist. Siehe dazu: https://wiki.univie.ac.at/pages/viewpage.action?pageId=253679044#KIToolsundPrüfungenbzw.prüfungsimmanenteLehrveranstaltungen-AnregungenzuSeminar-undBachelorarbeiteninprüfungsimmanentenLehrveranstaltungen

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Voraussetzung für eine positive Bewertung ist der Besuch der Lehrveranstaltung, eine aktive Mitarbeit sowie die rechtzeitige Einreichung (terminiertes Moodle) der Hausarbeiten (drei kürzere, drei längere) mit entsprechendem Feedback. Zweimaliges Fehlen ist nach Entschuldigung erlaubt.

Prüfungsstoff

Literatur

Conserva, Henry T.; Propaganda Techiques, Selbstverlag, 2003.
Jacques Elull; Propagandes, Paris 1962 (Propaganda: The Formation of Men's Attitudes. Übersetzung: Konrad Kellen & Jean Lerner, New York, 1965).
Fenster, Thelma S., Smail, Daniel Lord (Hg.), Fama. The Politics of Talk and Reputation, Ithaca NY, 2003.
Fudge, Thomas A. ; The Mangnificent Ride. The First reformation in Hussite Bohemia., Aldershot (u.a.), 1998), darin insbesondere Kap. 4: Paint, poetry and pamphlets: the politics of reformation, S. 178-274.
Hruza, Karel (et. al.) Hg.: Propaganda, Kommunikation und Öffentlichkeit (11. - 16. Jahrhundert), (Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 6), Wien 2002
Kaplan, Lindsey M., The Culture of Slander I Early Modern England, Cambridge, 1997.
Lippmann, Walter; Public opinion, New York, 1922.
Menache, Sophia; The vox dei. Communication in the middle Ages, New York (u.a.), 1990.
Münsch, Oliver; Gerüchte und ihre Verbreitung. Beobachtungen zur Propaganda im Investiturstreit, in: Hartmann, Florian (Hg.), Brief und Kommunikation im Wandel: Medien, Autoren und Kontexte in den Debatten des Investiturstreits, Köln 2016, S. 69-90.
Birgit Studt, Geplante Öffentlichkeiten: Propaganda, in: Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter, hg. v. Martin Kintzinger/Bernd Schneidmüller (Vorträge und Forschungen / Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte Bd. 75), Ostfildern 2011, S. 203-236
Thomson, Oliver: Mass Persuasion in History. An historical Analysis of the Development of Propaganda techniques, Edinburgh, 1977.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Vertiefung zu: VO Mittelalter

BA Geschichte (2019): Mittelalter (5 ECTS)
BEd UF Geschichte: Wirtschafts- und Sozialgeschichte (4 ECTS)

Letzte Änderung: Mo 09.10.2023 16:27