070333 UE Quellengattungen, qualitative und quantitative Methoden (2024W)

Die 1970er Jahre gelten als Phase der Krisen, nicht zuletzt des Wohlfahrtsstaates und seiner spezifischen Interventionsformen. In der Kritik stand auch jenes Wissen, das Gesellschaft übersichtlich, zukünftige Entwicklungen vorhersehbar und Probleme handhabbar machen sollte. Das betraf insbesondere die Arbeit der Sozialwissenschaften, die nicht nur die Möglichkeiten von Regierungshandeln absteckte, sondern auch wesentlich die Zusammenhänge, die gesteuert werden sollten, konstituierte. Im Seminar wenden wir uns den Wissensformen zu, die nun in der Kritik standen und vergleichen die Setzungen und Ausschlüsse dieses Wissens mit alternativen Vorschlägen der Zeit.

Im Kurs lernen die Studierenden unterschiedliche Quellengattungen und verschiedene historische Untersuchungsmethoden aus der Geschichte der Sozialwissenschaften kennen. Wir setzen uns mit den medialen und materiellen Eigenschaften spezifischer Quellenformen auseinander (etwa Statistiken, Flugblätter und Videos) und fragen nach deren Entstehung und Überlieferung. Zudem vergleichen wir verschiedene Umgangsweisen mit diesen Quellen in der historischen Literatur (etwa Fallstudienanalysen oder quantitative Untersuchungen). Der Kurs bietet einen Überblick über die Vielfalt historiographischer Zugriffe auf die Wissensgeschichte der 1970er Jahre sowie ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Quellenwahl, Betrachtungsweise und historischer Deutung.