Universität Wien
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080011 SE B610 Projekt Selbstverwirklichung? - Migration - Narration - Identität (2011W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 21.10. 16:15 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Samstag 22.10. 09:15 - 14:15 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Freitag 16.12. 16:15 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Samstag 17.12. 09:15 - 14:15 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Freitag 13.01. 16:15 - 19:30 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Samstag 14.01. 09:15 - 14:15 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Eine ethnographische Betrachtungsweise der gegenwärtigen Abwanderung von ÖsterreicherInnen ins Ausland zeigt, dass Migration als ein "Projekt Selbstverwirklichung" gesehen werden kann. Dieses Projekt ist gekennzeichnet durch das Bestreben der MigrantInnen, ein individuell gestaltetes, sinnvolles Leben zu führen; daran wird beständig gearbeitet, gebastelt und improvisiert. In Erzählungen dazu wird häufig von
persönlicher Weiterentwicklung, von Selbstverwirklichung im neuen Land, von Freiheiten, die sich durch die Migration eröffneten, gesprochen.
Diese "freien Entscheidungen" über die eigene Lebensgestaltung werden zu einem Zeitpunkt getroffen, zu dem durch Veränderungen am Arbeitsmarkt, durch Wegfallen verbindlicher Traditionen, durch den Rückzug des Sozialstaates den Menschen keine andere Wahl mehr
bleibt, als sich für einen "eigenen Weg" zu entscheiden. Damit geht auch eine Verantwortung für das Scheitern einher, die man nunmehr selbst zu tragen hat.
Diese LV beschäftigt sich mit narrativen Selbstpositionierungen von MigrantInnen, die diese im Erzählen ihrer Migration, im Erzählen der eigenen Biographie und im Erzählen vom Alltag im neuen Land vornehmen. Erschließen soll sich daraus, wie an Identitäten in
Migrationsprozessen gearbeitet wird und wie diese vor dem Hintergrund gegenwärtiger gesellschaftlicher Veränderungen zu verstehen sind.
Neben Repräsentationen von Migrationsprojekten, die durch Betroffene selbst erzeugt werden, sollen sich die Studierenden auch mit Bildern, die von Medien oder anderen AkteurInnen mit Interesse an "Auslandsösterreichern" gezeichnet werden, auseinandersetzen. Hierbei geht es darum, zu berücksichtigen, in welchem diskursiven Rahmen sich die erzählenden MigrantInnen bewegen: Welche Vorlagen stehen für den Entwurf ihrer Identitäten, Lebensläufe und Lebens-Geschichten zur Verfügung? Unter welchen Bedingungen werden Geschichten über die eigene Migrationserfahrung geformt? Welche diskursiv vermittelten
Bilder üben Macht aus?
Anmerkung: Quellen für die Analyse narrativer Selbstdarstellungen können sein: von Studierenden selbst geführte Interviews mit MigrantInnen, von der Leiterin zur Verfügung gestellte Transkriptionen, MigrantInnen-Autobiographien, Weblogs, o.ä.)

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanent. Regelmäßige Mitarbeit und Mitgestaltung der LV, kurze schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse des empirischen Projekts, kurze schriftliche Abschlussreflexion

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Vortrag durch die Leiterin
Regelmäßige Vorbereitung von theoretisch und empirisch orientierten Texten durch Studierende und gemeinsame Diskussion derselben
Kleines empirisches Projekt (Gruppenarbeit, Feld nach Wahl) während des Semesters und gemeinsame Diskussion der Ergebnisse dieser Projekte

Literatur

Ackermann, Andreas (1997): Ethnologische Migrationsforschung - Ein Überblick. In: KEA 10/1997, S. 1-28.
Beck, Ulrich/ Beck-Gernsheim, Elisabeth (1993): Nicht Autonomie, sondern Bastelbiographie, In: Zeitschrift für Soziologie 22/1993, S. 178-187.
Beck, Ulrich (2004): Eigenes Leben in einer entfesselten Welt: Individualisierung, Globalisierung und Politik, In: Hutton, Will/ Giddens, Anthony (Hg.): Die Zukunft des globalen Kapitalismus, Frankfurt/Main: Campus, S. 197-212.
Binder, Jana (2005): Globality - Eine Ethnographie über Backpacker, Münster: LIT.
Binder, Jana (2003): Projekt: Driften - Rucksacktourismus als Reaktion auf spätmoderne Anforderungen, In: Parapluie 16/2003, o.S., online:
http://parapluie.de/archiv/driften/rucksack/
Binder, Beate (2008): Heimat als Begriff der Gegenwartsanalyse? - Gefühle der Zugehörigkeit und soziale Imaginationen in der Auseinandersetzung um die Einwanderung, In: Zeitschrift für Volkskunde 104/I/2008, S. 1-18.
Bönisch-Brednich, Brigitte (2003): Auswandern - Destination Neuseeland - Eine ethnographische Migrationsstudie, 2. Aufl., Berlin: Mana-Verlag.
Bönisch-Brednich, Brigitte (2005): The story of my life - Analyse von Motivation, Struktur und Schreibstrategien in neuseeländischen Immigrantenautobiographien, In: Hengartner, Thomas/ Schmidt-Lauber, Brigitta (Hg.): Leben - Erzählen - Beiträge zur Erzähl- und Biographieforschung, Berlin/Hamburg: Reimer (Lebensformen; Bd. 17).
Bönisch-Brednich, Brigitte (2006): Migrants of choice - Liminalität in transnationalen Lebenswelten, In: Thomas Hengartner / Johannes Moser (Hg.): Grenzen & Differenzen - Zur Macht sozialer und kultureller Grenzziehungen, Universitätsverlag: Leipzig (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde; Bd. 17).
Bräunlein, Peter J./ Lauser, Andrea (1997): Grenzüberschreitungen, Identitäten - Zu einer Ethnologie der Migration in der Spätmoderne, In: KEA 10/1997, S. 1-18.
Herlyn, Gerrit (2005): Deutungsmuster und Erzählstrategien bei der Bewältigung beruflicher Krisenerfahrungen, In: Götz, Irene/Seifert, Manfred/Huber, Birgit (Hg.): Flexible Biographien? Horizonte und Brüche im Arbeitsleben der Gegenwart, Frankfurt/Main: Campus, S. 167-182.
Hitzler, Ronald/ Honer, Anne (1994): Bastelexistenz - Über subjektive Konsequenzen der Individualisierung, In: Beck, Ulrich/ Beck-Gernsheim, Elisabeth (Hg.): Riskante Freiheiten - Individualisierung in modernen Gesellschaften, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 307-315.
Keupp, Heiner (1994): Ambivalenzen postmodernen Identität, In: In: Beck, Ulrich/ Beck-Gernsheim, Elisabeth (Hg.): Riskante Freiheiten - Individualisierung in modernen Gesellschaften, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, S. 336-350.
Lehmann, Albrecht (1991): Der Schicksalsvergleich - Eine Gattung des Erzählens und eine Methode des Erinnerns, In: Bönisch-Brednich, Brigitte/Gerndt, Helge/Brednich, Rolf-Wilhelm (Hg.): Vorträge des 27. Deutschen Volkskundekongresses Göttingen 1989, Göttingen: Schmerse, S. 197-207.
Lehmann, Albrecht (2007): Ländervergleich und Migration, In: Ders.: Reden über Erfahrung - Kulturwissenschaftliche Bewusstseinsanalyse des Erzählens, Berlin: Reimer, S. 192-195.
Löffler, Klara (2005): Anwendungen des Biographischen - Sondierungen in neuen Arbeitswelten, In: Schmidt-Lauber, Bettina/Hengartner, Thomas (Hg.): Leben - Erzählen - Beiträge zur Erzähl- und Biographieforschung - Festschrift für Albrecht Lehmann, Berlin/Hamburg: Reimer, S. 183-198.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

510, 550

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31