080047 PS Proseminar 2/Fallstudie I: Eulen nach Athen tragen? Klassik und Klassizismus (n.K.) (2012W)

Die Renaissance des 15. und 16. Jahrhunderts war eine Renaissance der römischen Antike, die auch für das 17. und frühe 18. Jahrhundert hauptsächlicher antiker Bezugspunkt blieb. Die antike griechische Architektur hingegen blieb weitgehend unbekannt. Erst zur Mitte des 18. Jahrhundert begann man nach Griechenland zu reisen und die Bauwerke systematisch zu analysieren, begleitet von hausgemachter Euphorie und Theorie. In den Heimatländern der "Entdecker" Griechenlands führte dies zum Phänomen klassizistischer Architektur, zunächst in England, Frankreich und Deutschland, dann in ganz Europa, und schließlich sogar in Griechenland selbst: Als nach der Befreiung Griechenlands von der osmanischen Herrschaft 1832 der bayerische Prinz Otto, Sohn König Ludwigs I. von Bayern, als Otto I. zum ersten König Griechenlands ernannt wurde, strömten klassizistisch gesinnte und ausgebildete Architekten wie Leo von Klenze oder Theophil Hansen nach Griechenland und insbesondere in die neue Hauptstadt Athen, um auch am Ort der Geburt der vorbildlichen Klassik klassizistisch zu bauen.
Das Seminar konfrontiert diese klassizistische Architektur mit dem klassischen (und römisch-klassizistischen) Erbe der Stadt Athen. Zugleich sollen die Beweggründe in England, Frankreich und Deutschland untersucht werden, die zum Phänomen klassizistischer Architektur in Europa im Allgemeinen und in Athen im Besonderen geführt haben.

Themen: Akropolis, Parthenon – Akropolis, Propyläen und Tempel der Athena Nike – Akropolis, Erechtheion – Agora, Thesaion (Tempel des Hephaistos) – Hadrian, Bibliothek – Hadrian, Olympieion – Marc-Antoine Laugier, Essai sur l'architecture, 1753 – Julien David Le Roy, Les Ruines des plus beaux monuments de la Grèce. 1758 – James Stuart & Nicholas Revett, The Antiquities of Athens and Other Monuments of Greece, 1762 – Society of Dilettanti – "Edle Einfalt und stille Größe": Johann Joachim Winckelmann, Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst, 1755 – "Tektonik der Hellenen": Arthur Schopenhauer und Karl Boetticher – Kurvatur – Polychromie – Friedrich Schinkel & Leo von Klenze, Entwurf zu einem Königspalast auf der Akropolis (1834) – Friedrich Schinkel, Blick in Griechenlands Blüte, 1836 – Hauptstadt Athen (Planungen der 1830er Jahre von Stamatios Kleanthes & Eduard Schaubert, Leo von Klenze, Karl Friedrich Schinkel & Alexander Ferdinand von Quast, Friedrich von Gärtner) – Theophil Hansen, Sternwarte, 1843-1846 – Theophil Hansen & Ernst Ziller, sog. Athener Trilogie (Universität Athen 1839-1849, Akademie 1856; Nationalbibliothek, 1885-1891) – Theophil Hansen, Zappeion, 1874-1888 – Ernst Ziller, lliou Melathron für Heinrich Schliemann, 1878-1881 – Ernst Ziller, Grabmal für Heinrich Schliemann, 1892 – Pietro von Nobile, Theseustempel Wien, 1819-1823 – Theophil Hansen, Parlament Wien, 1874-1883 (Klassizismus/Historismus) – Das Achilleion der Kaiserin Elisabeth auf Korfu, 1890 (evtl. Besuch der Ausstellung im Hofmobiliendepot)