Universität Wien
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080052 SE Kolonialismus, Whiteness und Gender in der europäischen Kunst (2025S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

    Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

    • Freitag 11.04. 10:00 - 14:30 Seminarraum 4 d. Inst. f. Kunstgeschichte (1. Stock) UniCampus Hof 9 3F-O1-27
    • Samstag 12.04. 10:00 - 14:30 Seminarraum 4 d. Inst. f. Kunstgeschichte (1. Stock) UniCampus Hof 9 3F-O1-27
    • Freitag 16.05. 10:00 - 14:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
    • Samstag 17.05. 10:00 - 14:30 Seminarraum 4 d. Inst. f. Kunstgeschichte (1. Stock) UniCampus Hof 9 3F-O1-27
    • Freitag 23.05. 10:00 - 14:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
    • Samstag 24.05. 10:00 - 14:30 Seminarraum 4 d. Inst. f. Kunstgeschichte (1. Stock) UniCampus Hof 9 3F-O1-27
    • Samstag 21.06. 11:00 - 13:30 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25

    Information

    Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

    In dieser Lehrveranstaltung möchten wir kritisch untersuchen, wie in Bildern und Artefakten der europäischen Kunst seit der Frühen Neuzeit whiteness hergestellt worden ist.

    White / whiteness bezeichnet nicht nur eine (Haut-)Farbe, sondern ist eng mit Fragen von Macht und Vorherrschaft verbunden. In der christlich-jüdischen Kultur seit jeher ein Ideal, erhielt whiteness mit dem anhebenden Kolonialismus europäischer Staaten, der wesentlich auf dem transatlantischen Handel mit afrikanischen Sklaven basierte, besondere Bedeutung. Bis heute gilt 'weiße' Haut – so wie Männlichkeit – als unhinterfragte (neutrale) Norm, von der sich die Alterität 'der Anderen' abhebt. Mit den critical whiteness studies, die sich in den 90er Jahren aus den postcolonial studies entwickelt haben und eng mit den theoretischen Prämissen der gender studies verbunden sind, wurde diese Norm in Frage gestellt und als kulturelle, politische sowie soziale Setzung (ohne biologische Grundlage), als performativ hergestelltes Ideal der weißen Dominanzgesellschaft offengelegt. Whiteness wird dort gut ersichtlich, wo sie zu einem 'Anderen', 'Schwarzen' in Relation gesetzt ist (Angela Rosenthal spricht von „impliziter whiteness“). Doch hat die europäische Kunst auch zahlreiche Bilder hervorgebracht, die whiteness ohne diesen evidenten Kontrast – etwa über Kleidung, Schminke oder andere Accessoires – als Ideal erzeugen („explizite whiteness“). Wie geschieht dies jeweils in den unterschiedlichen Bildern und künstlerischen Medien? Wie haben Künstler*innen whiteness hergestellt, welche Implikationen von (vorherrschaftlicher) Identität, sozialer Position oder kulturellem Raffinement sind damit zu den jeweiligen Zeiten und in den verschiedenen Kulturen verbunden? Welche Ambivalenzen und Verdichtungen zeigen sich, wenn wir Kategorien wie gender, Klasse, Ethnie, Alter, Religion etc. in die Untersuchungen mit einbeziehen?

    Gegenstand der Analyse werden ausgewählte Bilder und Artefakte der europäischen Kultur vom 16. bis 19. Jahrhundert sein, die implizit oder explizit whiteness zu einem Thema machen. Als Ausgangspunkt wird zu jedem Referat ein Grundlagentext zur Verfügung gestellt, der von allen Teilnehmer*innen im Vorfeld zu lesen ist. Die Fragestellung ist nicht neu und hat bereits vor gut 25 Jahren auch im Fachbereich der Kunstgeschichte Studien entstehen lassen, die an Gültigkeit nicht eingebüßt haben. Daneben wollen wir uns aber besonders auf jüngst erschienene Arbeiten konzentrieren, die viel untersuchte Bilder neu in den Blick nehmen oder den Fokus auf bislang kaum beachtete Materialien und Medien (wie Sardonyx, Marmor, Porzellan, Zucker, weiße Textilien) und ihre agency ausweiten – mit dem Ziel, Forschungslücken ausfindig zu machen, die in Masterarbeiten münden können.

    Um die Analysen methodologisch zu fundieren, werden wir eingangs die aktuellen Ansätze der postcolonial und transcultural studies, der gender studies sowie der critical whiteness studies mit Grundlagentexten einholen. Die folgenden Stunden sind dann dem Arbeiten stets eng am einzelnen Bild gewidmet – mit dem gesamten methodologischen Instrumentarium unseres Faches. Weil whiteness (in der europäischen Kultur mit Tugend, Reinheit und Schönheit verbunden) zumeist am weiblichen Körper ausgetragen wurde, soll ein besonderes Augenmerk bei Konstruktionen von Männlichkeit liegen.

    Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

    - aktive Beteiligung an Diskussionen (15%)
    - Referat mit Handout (30%)
    - Vertiefung in Form einer schriftlichen Hausarbeit (etwa 40.000 Zeichen Fließtext) (55%)
    - Mit der Anmeldung zu dieser LV stimmen Sie zu, dass die automatisierte Plagiatsprüfungs-Software Turnitin alle von Ihnen in moodle eingereichten schriftlichen Teilleistungen prüft.

    Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

    Mindestanforderung:
    - Anwesenheitspflicht. Bei Absenz wegen Krankheit oder familiärer Ausnahmesituation ist ein schriftlicher Nachweis vorzulegen. Bitte melden Sie Ihre Abwesenheit VOR der LV-Stunde per email.
    - Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung müssen alle Teilleistungen erbracht werden.
    - Seminararbeit: Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann der/die Lehrveranstaltungsleiter/in Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch nach Abgabe der Arbeit einladen, welches positiv zu absolvieren ist.

    Beurteilungsmaßstab:
    - aktive Beteiligung an Diskussionen 15%
    - Referat und Präsentation 30 %
    - Vertiefung in Form einer schriftlichen Hausarbeit 55%

    Notenschlüssel:
    1 (sehr gut) 100-90 Punkte; 2 (gut) 89-81 Punkte; 3 (befriedigend) 80-71 Punkte; 4 (genügend) 70-61 Punkte; 5 (nicht genügend) 60-0 Punkte

    Prüfungsstoff

    Prüfungsstoff ist der Inhalt der Lehrveranstaltung.

    Literatur

    - Dyer, Richard, White, London 2017 (zuerst: 1997).
    - Fend, Mechthild, Fleshing out Surfaces. Skin in French Art and Medicine, 1650-1850, Manchester 2017.
    - Greve, Anna, Farbe – Macht – Körper: Kritische Weißseinsforschung in der europäischen Kunstgeschichte, Karlsruhe 2013.
    - Grimaldo Grigsby, Darcy, Créole. Portraits of France’s Foreign Relations During the long Nineteenth Century, University Park, Pennsylvania 2022.
    - Haehnel, Birgit, Weiße Umhüllungen – weiße Verblendungen. Zur textilen Konstruktion von whiteness, Köln u.a. 2024.
    - Hyde, Melissa, «Men in Pink: The Petit-Maître, Refined Masculinity, and Whiteness”, in: Journal18 (April 2024), H. 17, “Color”, 1-32.
    - Juneja, Monika, «Global, Postcolonial, or Transcultural? Perspectives for a Critical Art History”, in: Kunstchronik 77 (2024), H. 8, S. 575-582. (doi: https://doi.org/10.11588/kc.2024.8.105833)
    - Kravagna, Christian, “Postcolonial Studies”, in: Gaugler, Elke u.a. (Hg.), Critical Studies, Wiesbaden 2016, S. 65-83.
    - Lafont, Anne, L’art et la race. L’Africain (tout) contre l’oeil des Lumières, Paris 2020.
    - Rosenthal, Angela, «Visceral Culture. Blushing and the Legibility of Whiteness in Eighteenth-Century British Portraiture”, in: Art History 27 (2004), S. 563-592.
    - Schmidt-Linsenhoff, Viktoria u.a. (Hg.), Weiße Blicke. Geschlechtermythen des Kolonialismus, Marburg 2004.
    - Schmidt-Linsenhoff, Viktoria, Ästhetik der Differenz. Postkoloniale Perspektiven vom 16. bis 21. Jahrhundert, 2 Bde., Marburg 2010.

    Weitere Literatur wird den angemeldeten Studierenden über Moodle zur Verfügung gestellt.

    Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

    Letzte Änderung: Di 14.01.2025 13:05