Universität Wien

080109 UE Übung (Sommerkurs): Die Wiener Weltausstellung 1873 aus postkolonialer Perspektive (2023S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung


Sommerkurse sind ein Zusatzangebot im Rahmen der Aktion 53.000 zur Erhöhung der Studienaktivität. Es handelt sich um reguläre Lehrveranstaltungen. Sie finden in der vorlesungsfreien Zeit im Sommer statt. Die Anmeldephase beginnt am 24.05.2023 und endet am 31.05.2023, jeweils 10:00 Uhr.

GESONDERTE ANMELDEPHASE!

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Nach einer einführenden Veranstaltung (3. Juli 2023, 10:00 - 11:30) mit Auftragserteilung und Angaben zur Vorbereitung (Recherche und Referat), findet die Übung als Blockkurs vom 12. bis zum 14. Juli jeweils ganztägig (10:00 - 18:00 Uhr) statt.

  • Montag 03.07. 10:00 - 11:30 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25 (Vorbesprechung)
  • Mittwoch 12.07. 10:00 - 18:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Donnerstag 13.07. 10:00 - 18:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Freitag 14.07. 10:00 - 18:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Vor 150 Jahren, am 1. Mai 1873, wurde die Wiener Weltausstellung auf dem Gelände des Wiener Praters eröffnet. Sie war die erste Leistungsschau dieses Ausmaßes im deutschsprachigen Raum und hatte zum Ziel „das Culturleben der Gegenwart und das Gesammtgebiet der Volkswirthschaft darzustellen und deren weiteren Fortschritt zu fördern“, wie in einer zu diesem Anlass veröffentlichten Publikation verkündet wurde (Seis, Führer durch die Weltausstellung, 1873, 4). Man stellte mit dem Bau einer kolossalen „Rotunde“, mit über 1000 Ausstellenden in rund 200 verschiedenen Ausstellungspavillons und Gebäuden und einer Vielzahl präsentierter Objekte den Anspruch auf ein Gesamtkunstwerk, das die ganze Welt in Wien als Mikrokosmos versammeln sollte. Neben technischen Neuerungen des Industriezeitalters spielten die bildende Kunst, die Kunstindustrie und Mode eine wesentliche Rolle im Wettstreit nationaler Repräsentation.
Doch die Ordnung der Welt erfolgte aus eurozentrischer Perspektive und nach „westlichen“ Maßstäben. Die Selbstbehauptung Wiens als moderne Metropole und die Präsentation der „westlichen Industrienationen“ ging einher mit einer ideologischen Abgrenzung gegenüber „der Andersartigkeit“ der sogenannten „Peripherien“.
Inwiefern trug das Format der Weltausstellung dazu bei, ein Verständnis von „West und Rest“, von „Orient und Okzident“ zu etablieren und zu stärken? Welche Narrative zu nationalen und ethnischen Identitäten wurden im Rahmen der Weltausstellung konstruiert?
Wie lassen sich Konstruktion von (europäischer) Identität und (außer-europäischer) Alterität an Gegenständen der Weltausstellung, an deren Einordnung und Beschreibung ablesen? Inwiefern ist auch unsere Disziplin der Kunstgeschichte von kolonialistischen Ordnungsmustern, Repräsentationsformen und Beurteilungen geprägt?
Die Lehrveranstaltung hat zum Ziel, gemeinsam Antworten auf diese Fragen zu erarbeiten. Dazu werden im Kontext der Weltausstellung 1873 stehende Kunstwerke und Objekte, sowie Fotografien, Illustrationen und Beschreibungstexte exemplarisch auf Phänomene und Konzepte hin analysiert, die durch die Postcolonial Studies beschrieben werden. In der Form von Referaten präsentieren die Studierende Fallstudien zu konkreten Objekten und historischen Dokumenten der Weltausstellung 1873. Zudem lesen und diskutieren wir unterschiedliche Texte der Postcolonial Studies. Die Übung dient dazu, die im bisherigen Studium gewonnenen Fachkenntnisse zu vertiefen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die aktive Mitarbeit wird in Form von schriftlichen Beiträgen: Rechercheauftrag (1/4), Handout (1/4) und mündlichen Beiträgen: Kurzpräsentation (1/4), Diskussionsmoderation- bzw. -beteiligung (1/4) bewertet.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung:
- Anwesenheitspflicht. Bei Absenz wegen Krankheit oder familiärer Ausnahmesituation ist ein schriftlicher Nachweis vorzulegen.
- Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung müssen alle Teilleistungen (Rechercheauftrag, Handout, Kurzpräsentation, Diskussionsmoderation- bzw. -beteiligung) erbracht werden.

Beurteilungsmaßstab:
- Rechercheauftrag 25%
- Handout 25%
- Kurzpräsentation 25%
- Diskussionsmoderation- bzw. -beteiligung 25%

Notenschlüssel:
- 1 (sehr gut) 100-90 Punkte; 2 (gut) 89-81 Punkte; 3 (befriedigend) 80-71 Punkte; 4 (genügend) 70-61 Punkte; 5 (nicht genügend) 60-0 Punkte

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff ist der Inhalt der Lehrveranstaltung.

Literatur

Quellen:
Digitalisierte Dokumente zur Weltausstellung (z.B. Situationspläne, Kataloge, Weltausstellungszeitung, Fotografien) der Wienbibliothek im Rathaus: https://www.digital.wienbibliothek.at/nav/classification/2665806

Digitalisate in der Online-AusstellungWomen at Work. 150 Jahre Frauenpavillon der Wiener Weltausstellung: https://forschung.tmw.at/exhibition/view/33987

Sekundärliteratur:
Appadurai 1986
Arjun Appadurai, The Social Life of Things: Commodities in Cultural Perspective, Cambridge 1986.

Biro / Étienne 2022
Yaëlle Biro / Noémie Étienne, Rhapsodic Objects. Art, Agency, and Materiality (1700-2000), Berlin 2022.

Camilleri 2005
Carla Camilleri / Technisches Museum Wien (Hg.), Welt ausstellen: Schauplatz Wien 1873, Ausst.-Kat. Technisches Museum Wien, 28.10.2004 – 27.02.2005, Wien 2005.

Clifford 1993
James Clifford, “On Collecting Art and Culture”, in: Simon During (Hg.), The Cultural Studies Reader, London 1993, 57-76.

Hall 2018 / 1996
Stuart Hall, “The West and the Rest: Discourse and Power” in: Essential Writings: Identity and Diaspora, Vol. 2, Durham 2018, 141-184.

Gaugele / Titton 2019
Elke Gaugele / Monica Titton (Hg.), Fashion and Postcolonial Critique, London 2019.

Jones 2016
Caroline Jones, The Global Work of Art: World´s Fair, Biennials, and the Aesthetics of Experience, Chicago 2016.

Karentzos 2012
Alexandra Karentzos, „Postkoloniale Kunstgeschichte. Revisionen von Musealisierungen, Kanonisierungen, Repräsentationen“, in: Julia Reuter / Alexandra Karentzos (Hg.), Schlüsselwerke der Postcolonial Studies, Wiesbaden 2012, 249-266.

Krasny 2008
Krasny, Elke. „Unsere Welt in den Augen der Welt. Identität und Authentizität als Frage der Gestaltung im Medium Weltausstellung“, in: Matthias Götz (Hg.), Villa Paragone. Thesen zum Ausstellen, Basel 2008.

Krasny 2010
Elke Krasny, „Binnenexotismus und Binnenkolonialismus. Das Bauernhaus mit seiner Einrichtung und seinem Geräthe auf der Wiener Weltausstellung 1873.“, in: Anita Aigner (Hg.), Vernakuläre Moderne. Grenzüberschreitungen in der Architektur um 1900, Bielefeld 2010, 37-56.

Kravagna 2016
Christian Kravagna, „Postcolonial Studies“, in: Elke Gaugele / Jens Kastner (Hg.), Critical Studies. Kultur- und Sozialtheorie im Kunstfeld, Wien 2016, 65-83.

Kos / Gleis 2014
Wolfgang Kos / Ralph Gleis (Hg.), Experiment Metropole: 1873: Wien und die Weltausstellung; Ausst.-kat. Wien-Museum Karlsplatz, 15.05 – 28.09.2014, Wien 2014.

MAK Wien 2023
Museum für angewandte Kunst Wien, Ausstellung: Wiener Weltausstellung 1873 Revisited. Ägypten und Japan als Europas „Orient“, https://www.mak.at/weltausstellung

Modest 2020
Wayne Modest, „Museums are Investments in Critical Discomfort“, in: Margareta von Oswald / Jonas Tinius (Hg.), Across Anthropology. Troubling Colonial Legacies, Museums, and the Curatorial, Leuven 2020, 65-74.

Niemand 2021
Franziska Niemand, „Orientalische und orientalisierende Interieurs auf der Wiener Weltausstellung 1873 im Spiegel der Text- und Bildquellen“, in: Maximilian Hartmuth / Julia Rüdiger (Hg.), Gezimmertes Morgenland: Orientalische und orientalisierende Holzinterieurs in Mitteleuropa im späten 19. Jahrhundert. Phänomenalität, Materialität, Historizität, Wien 2021, 79-96.

Nochlin 1987
Linda Nochlin, „The Imaginary Orient“, in: Art in America 73, 1983 (5), 119-131 u. 186-191.

Offenthaler 2013
Österreichische Akademie der Wissenschaften / Eva Offenthaler,
Wiener Weltausstellung 1873 Revisited. Eine virtuelle Ausstellung zum 140-Jahr-Jubiläum, 2013: http://www.wiener-weltausstellung.at/startseite.html

Putschert 2012
Patricia Purtschert, „Postkoloniale Philosophie. Die westliche Denkgeschichte gegen den Strich lesen“, in: Julia Reuter / Alexandra Karentzos (Hg.), Schlüsselwerke der Postcolonial Studies, Wiesbaden 2012, 343-354.

Roschitz 1989
Karlheinz Roschitz, Wiener Weltausstellung 1873, Wien 1989.

Said 2001 / 1987
Edward W. Said, Orientalism. Western Conceptions of the Orient, London 2001.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 22.06.2023 13:07