090034 VO Griechische Geschichte der Neuzeit III: 1923 bis heute (2020S)

Die bereits während der Balkankriege begonnene massive territoriale und demographische Veränderung des griechischen Staates erreichte 1923 durch den im Anhang zum Lausanner Friedensvertrag zwischen Griechenland und der Türkei geregelten obligatorischen Bevölkerungsaustausch von griechisch-orthodoxen Christen und Muslimen ihren Höhepunkt. Somit wurde eine kurze und krisenbehaftete Zwischenkriegszeit eingeleitet, an deren Ende das autoritäre Regime des ehemaligen Generals Ioannis Metaxas stand. Ähnlich wie die 1910er waren auch die 1940er Jahre für Griechenland ein Kriegsjahrzehnt, im Herbst 1949 endete der blutige Bürgerkrieg. Nach einer dysfunktionalen parlamentarischen Phase und einem neuerlichen autoritären Regime von 1967 bis 1974, begann im Juli 1974 die Transition und mit der Festigung des Parlamentarismus die sogenannte Dritte Hellenische Republik, die bis heute andauert. Die Vorlesung endet mit der Zuspitzung der Flüchtlings- und Wirtschaftskrise. Unter anderem wird auf die Veränderung der ideologischen Spaltung zwischen Royalisten und Antiroyalisten hin zu einer Spaltung zwischen rechts und links und auf die entsprechenden Veränderungen in der Parteienlandschaft fokussiert. Unterschiedliche Wellen der Emigration und Immigration bilden einen weiteren Schwerpunkt, ebenso der wirtschaftlich und sozial hoch wirksamer Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft am 1.1.1981. Durch die aktive Auseinandersetzung mit den Quellen und der Sekundärliteratur sollen Studierende mit Unterstützung der LV-Leiterin, die methodische Vielfalt sowie die Mehrsprachigkeit der Geistes- und Kulturwissenschaften wahrnehmen und Techniken zu ihrer Bewältigung erwerben. Durch die Diskussion von Fachdebatten üben Studierende wissenschaftlichen Pluralismus und die kritische Annäherung zur historischen Erzählung.