Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

100085 UE Theorien und Methoden der Literatur- und Kulturwissenschaften (2024W)

3.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Zu dieser Lehrveranstaltung gibt es ein fakultatives Tutorium. Alle Informationen über die Tutorien finden Sie unter https://ufind.univie.ac.at/de/vvz_sub.html?path=312287

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 03.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 10.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 17.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 24.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 31.10. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 07.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 14.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 21.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 28.11. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 05.12. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 12.12. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 09.01. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 16.01. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 23.01. 15:00 - 16:30 Seminarraum 3 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Das sind alles nur Ideen, die für jeden hier gemacht sind /
Wir müssen unterscheiden zwischen Theorie und Praxis /
In der Theorie willst du was verändern, aber wie? /
In der Praxis geht meistens alles schief“

Mit diesen Worten fasste der Rapper Bushido 2012 das Grundproblem geisteswissenschaftlicher Tätigkeit nicht unpassend zusammen. Auf der einen Seite scheint die „Theorie“ zu stehen – unübersehbare Mengen an Texten, die sich um sich selbst oder andere Texte zu drehen scheinen. Auf der anderen Seite die „Praxis“ – die konkrete wissenschaftliche Arbeit, die aus einem konkreten Gegenstand durch systematisches Vorgehen Erkenntnisse ziehen und präsentieren soll. Dazwischen eine Kluft, die mit einem einleitenden Kapitel „zum theoretischen Hintergrund“ oder „zur Methodik“ in Seminar- Bachelor- oder Masterarbeiten und einige pflichtbewusste Referenzen in Fußnoten nur dürftig überdeckt wird.

„Theorie ist furchteinflößend“, hält Jonathan Culler in seinem Einführungswerk zur Literaturtheorie fest. Sich dieser Furcht zu stellen – und sich in der Kluft zwischen Theorie und Praxis zurechtzufinden, ist die Aufgabe dieses Kurses. Das bedeutet auch, sich mit oft einschüchternd wirkenden aber nichtsdestoweniger zentralen Konzepten wie Hermeneutik, Psychoanalyse, Poststrukturalismus, Dekonstruktion, Gender Studies, Literatursoziologie und Wissenspoetik auseinanderzusetzen, bis sie und die großen Namen, mit denen sie verbunden werden (Szondi, Freud, Foucault, Derrida, Butler, Bourdieu usw.) ihre Unnahbarkeit verlieren und man mit ihnen in einen Dialog treten kann.

Wenn wir also in diesem Kurs lernen wollen, theoriebasiert und methodisch abgesichert vorzugehen, ist vor allzu sicherem Tritt Vorsicht geboten: Denn die gerne bediente Vorstellung von wissenschaftlichen Methoden als „Instrumenten“, mit denen man an einen Text „herangehen“ kann, gemahnt unheilvoll an das „Problem des Instruments“, welches der Psychologe Abraham Maslow 1966 beschrieben hat: „If the only tool you have is a hammer, it is tempting to treat everything as if it were a nail“ – allzu oft werden somit literarische Texte und kulturelle Phänomene zum Exerzierfeld für ein „äußerliches Erkennen“ (Hegel), welche sie nach seinen mitgebrachten Denkschablonen zurechtstutzt.

Jedoch: Keine Theorie ist jedoch auch keine Lösung, wie Nünning und Nünning in ihrer aktuellen Einführung in literatur- und kulturwissenschaftliche Methoden festhalten: „Die Option, Texte ohne Theorien oder Methoden zu analysieren oder zu interpretieren, gibt es hingegen nicht, denn jede/r Interpret/in trägt zumindest sogenannte ‚Alltagstheorien‘ – ob bewusst oder unbewusst – an Texte heran.“

In diesem Kurs werden wir also zunächst unsere eigenen (Schul-)Alltagstheorien und -methoden hinterfragen müssen: Lesen wir ein Gedicht, um herauszufinden, was der*die Autor*in „eigentlich gemeint hat“? Haben wir einen Roman verstanden, wenn wir erklären können, „worum es in dem Buch geht“?

Die Problematisierung dieser oft impliziten Vorannahmen führt uns wie von allein ins Feld der Theorie: Was bedeutet es, einen Text zu interpretieren oder gar zu verstehen? Wie können wir beschreiben, auf welche Weise sich der Text einer eindeutigen Festlegung auf eine „Aussage“ entzieht? Auf welche Weisen können wir einen Text mit seinen ökonomischen, ökologischen, sozialen, kulturellen und ästhetischen Kontexten in Beziehung setzen – ohne ihn dabei zu einem reinen „Ausdruck“ von etwas ihm Äußerlichen zu verstümmeln?

Theorie liefert keine Antworten, schon gar keine letzten. Sie ermöglicht es uns jedoch, bessere Fragen zu stellen. Methoden sind keine Instrumente. Aber sie können uns helfen, welche zu bauen. Im Rückgriff auf das eingangs angeführte Zitat soll dieser Kurs also auch dabei helfen, etwas zu verändern – auf dass in der Praxis weniger schief gehe.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Maximal zweimaliges Fehlen ist erlaubt. Eine konsequenzlose Abmeldung ist bei wöchentlichen Lehrveranstaltungen bis vor der dritten LV-Einheit möglich, bei 14-tägigen Lehrveranstaltungen und Blöcken bis vor dem zweiten Termin.

Prüfungsstoff

Die Gesamtnote setzt sich folgendermaßen zusammen:

- Regelmäßige Arbeitsaufträge (vollständig und zeitgerecht auf Moodle zu erfüllen) (33%)
- Modellinterpretation eines literarischen Textes mittels der im Kurs erlangten Kenntnisse (~7 Normseiten) (33%)
- Mündliches Abschlussgespräch (33%)

Literatur

Zu besorgen:
• Terry Eagleton: Einführung in die Literaturtheorie. 5., durchgesehene Auflage. Stuttgart: Metzler, 2012.
• Jonathan Culler: Literaturtheorie. Eine kurze Einführung. 3. Auflage. Stuttgart: Reclam, 2017.

Wird als PDF zur Verfügung gestellt:
• Vera Nünning, Ansgar Nünning (Hg.): Methoden der literatur- und kulturwissenschaftlichen Textanalyse. Ansätze – Grundlagen – Modellanalysen. Stuttgart/Weimar: Metzler, 2010.

Weitere Texte werden als PDF zur Verfügung gestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 04.10.2024 11:05