Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
100105 PS Proseminar Neuere deutsche Literatur (2024W)
Literatur und Kulturtechnikforschung
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 16.09.2024 09:00 bis So 22.09.2024 19:00
- Abmeldung bis So 22.09.2024 19:00
Details
max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Dienstag 01.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 08.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 15.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 22.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 29.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 05.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 12.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 19.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 26.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 03.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 10.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 17.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 07.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 14.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 21.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
- Dienstag 28.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
„Meine Uhr ist verlorengegangen; aber sie war mir schon vorher keine große Hilfe. Eine winzige, goldene Armbanduhr, eigentlich nur ein teures Spielzeug, das die Zeit nie richtig anzeigen wollte,“ notiert die Protagonistin in Marlen Haushofers „Die Wand“, als sie sich anschickt, schreibend die Jahre zu rekonstruieren, die sie hinter einer gläsernen Wand allein mit einer Kuh, einem Hund und einer Katze verbrachte. Sie erinnert sich, wie sie den harten Boden umpflügte, um Kartoffeln und Bohnen anzubauen, wie sie die Kuh molk und Butter zubereitete, wie sie Beeren sammelte und widerwillig jagen ging – allesamt ziemlich archaische Praktiken der Selbstversorgung. Der Text arbeitet sich auch am Schreiben selbst ab, am vergilbten Papier von Bauernkalendern, das zur Neige geht, und am Bleistift, der das Papier eher durchpflügt als gut leserlich beschriftet. Pflügen erscheint hier als eine Kulturtechnik, die auf zwei Ebenen funktioniert und vom Agrarischen ins Symbolische hineinreicht.Nicht zufällig weckt das Wort Kulturtechnik agrikulturelle Assoziationen. Das lateinische Verb ‚colere‘, das die etymologische Wurzel von ‚Kultur‘ darstellt, bezeichnet Techniken zur Kultivierung des Bodens wie ‚Land bebauen‘, ‚Ackerbau betreiben‘ oder ‚eine Stadt bewohnen‘. Obwohl die Beispiele Strategien zur Bewältigung des Raumes nahezulegen scheinen, richten sich landwirtschaftliche Tätigkeiten stets auch nach der Zeit, die erst im Zuge ihrer Bestimmung entsteht. Zugespitzt formuliert: „es gibt nicht ‚die‘ Zeit unabhängig von Kulturtechniken der Zeitmessung“; „es gibt nicht ‚den‘ Raum unabhängig von Kulturtechniken der Raumbeherrschung.“ (Siegert 2023) Sobald man Raum und Zeit bewirtschaftet, zieht man außerdem nicht nur räumliche oder temporale Grenzen, sondern bringt auch die anthropologische Differenz zwischen Mensch und Tier hervor. Wo der Pflug aufhört, wo keine Uhren ticken, fängt eine andere Welt an bzw. die Welt von Anderen, seien es Tiere, Waldgeister oder Frauen. Zu den elementaren Kulturtechniken gehören auch solche, die zur Kultivierung von Menschen dienen: Lesen, Schreiben, Rechnen. Wie Haushofers Roman verdeutlicht, weisen diese Praktiken, sobald wir sie historisch und apparativ präzisieren, eine enorme Bandbreite auf. Es macht einen großen Unterschied, ob beim Schreiben Schiefertafel oder Papier, Kugelschreiber oder Bleistift zum Einsatz kommen, oder ob die Zeilen in eine Tastatur getippt werden.Literatur aus der Perspektive der Kulturtechnikforschung ins Auge zu fassen, führt zu grundlegenden Akzentverschiebungen im Umgang mit Texten. In den Mittelpunkt der Betrachtung rücken ästhetische oder ontologische Operationen, die Unterscheidungen erzeugen oder auch verwischen. Wie Cornelia Vismann (2010) schrieb: „Wäre oder hätte die Medientheorie eine Grammatik, so käme diese Handlungsmacht darin zum Ausdruck, dass Objekte die grammatikalische Stellung des Subjekts einnehmen und Kulturtechniken Verben vertreten. Personen (gleich Menschen) rücken dann an jene Stelle in einem Satz, die für das grammatikalische Objekt reserviert ist.“Die Veranstaltung widmet sich der Einübung dieser Grammatik. Es handelt sich um ein theorie- und lektüreintensives Seminar. Neben Primärtexten von Goethe, Stifter, Haushofer und anderen beschäftigen wir uns auch mit historischen Gebrauchstexten, Zeitungsartikeln und Bildern. In den ersten Einheiten ist ein Ausstellungsbesuch im Photoinstitut Bonartes geplant.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
- regelmäßige und aktive Teilnahme
- Lektüre und Vorbereitung entsprechend des Arbeitsplans
- Impulsreferat und Teilnahme in Expertengruppe mit Diskussionsleitung
- Hausarbeit im Umfang von 15 Seiten, Frist: 31.03.2025Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').
- Lektüre und Vorbereitung entsprechend des Arbeitsplans
- Impulsreferat und Teilnahme in Expertengruppe mit Diskussionsleitung
- Hausarbeit im Umfang von 15 Seiten, Frist: 31.03.2025Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Maximal zweimaliges Fehlen ist erlaubt. Eine konsequenzlose Abmeldung ist bei wöchentlichen Lehrveranstaltungen bis vor der dritten LV-Einheit möglich, bei 14-tägigen Lehrveranstaltungen und Blöcken bis vor dem zweiten Termin.Umfang der Abschlussarbeiten: Proseminararbeiten 15 Seiten Haupttext
Das Hauptgewicht der Beurteilung liegt auf der schriftlichen Proseminararbeit.
Das Hauptgewicht der Beurteilung liegt auf der schriftlichen Proseminararbeit.
Prüfungsstoff
Semesterprogramm
Literatur
Ginzburg, Carlo (2011): Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach.
Macho, Thomas (2003): Zeit und Zahl. Kalender- und Zeitrechnung als Kulturtechniken. In: Sybille Krämer und Horst Bredekamp (Hg.): Bild, Schrift, Zahl. München: Fink, S. 179–192.
Schüttpelz, Erhard (2006): Die medienanthropologische Kehre der Kulturtechniken. In: Archiv für Mediengeschichte 6 (87-110).
Schüttpelz, Erhard (2010): Körpertechniken. In: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 1 (1), S. 101–120. DOI: 10.28937/1000106303.
Schüttpelz, Erhard (2021): Introduction: Media Theory Before and After the Practice Turn. In: Erhard Schüttpelz, Ulrike Bergermann, Monika Dommann, Jeremy Stolow und Nadine Taha (Hg.): Connect and Divide. The Practice Turn in Media Studies. Zürich: Diaphanes, S. 237–245.
Siegert, Bernhard (2011): The Map is the Territory. In: Radical Philosophy 169 (September/October 2011), S. 13–16.
Siegert, Bernhard (2023): Kulturtechniken. Rastern, filtern, zählen und andere Artikulationen des Realen. Baden-Baden: Rombach Wissenschaft.
Vismann, Cornelia (2010): Kulturtechniken und Souveränität. In: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 1 (1), S. 171–181. DOI: 10.28937/ZMK-1-1.
Wirth, Uwe (Hg.) (2011): Impfen, pfropfen, transplantieren. Berlin: Kulturverlag Kadmos.
Zanetti, Sandro (Hg.) (2012): Schreiben als Kulturtechnik. Grundlagentexte. Berlin: Suhrkamp.
Macho, Thomas (2003): Zeit und Zahl. Kalender- und Zeitrechnung als Kulturtechniken. In: Sybille Krämer und Horst Bredekamp (Hg.): Bild, Schrift, Zahl. München: Fink, S. 179–192.
Schüttpelz, Erhard (2006): Die medienanthropologische Kehre der Kulturtechniken. In: Archiv für Mediengeschichte 6 (87-110).
Schüttpelz, Erhard (2010): Körpertechniken. In: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 1 (1), S. 101–120. DOI: 10.28937/1000106303.
Schüttpelz, Erhard (2021): Introduction: Media Theory Before and After the Practice Turn. In: Erhard Schüttpelz, Ulrike Bergermann, Monika Dommann, Jeremy Stolow und Nadine Taha (Hg.): Connect and Divide. The Practice Turn in Media Studies. Zürich: Diaphanes, S. 237–245.
Siegert, Bernhard (2011): The Map is the Territory. In: Radical Philosophy 169 (September/October 2011), S. 13–16.
Siegert, Bernhard (2023): Kulturtechniken. Rastern, filtern, zählen und andere Artikulationen des Realen. Baden-Baden: Rombach Wissenschaft.
Vismann, Cornelia (2010): Kulturtechniken und Souveränität. In: Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 1 (1), S. 171–181. DOI: 10.28937/ZMK-1-1.
Wirth, Uwe (Hg.) (2011): Impfen, pfropfen, transplantieren. Berlin: Kulturverlag Kadmos.
Zanetti, Sandro (Hg.) (2012): Schreiben als Kulturtechnik. Grundlagentexte. Berlin: Suhrkamp.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
Letzte Änderung: Fr 15.11.2024 17:25