Universität Wien
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100187 SE Masterseminar NdL: Tisch in Gesellschaft - zur literarischen Gestaltung eines Rituals (2023W)

Autorinnenkolloquium mit Teresa Präauer

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Präsentation von Studierenden-Arbeiten bei der Abschlussveranstaltung (zusammen mit Teresa Präauer) am 18.1.2024, 19-21 Uhr, im Literarischen Quartier der Alten Schmiede, Schönlaterngasse 9, 1010 Wien

  • Donnerstag 12.10. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 09.11. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 16.11. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 23.11. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 07.12. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 14.12. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 11.01. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Samstag 13.01. 08:00 - 14:45 Seminarraum 6 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Donnerstag 25.01. 18:30 - 20:00 Seminarraum 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ausgehend vom Werk des Autorinnengasts Teresa Präauer, die in ihrem letzten Roman „Kochen im falschen Jahrhundert“ (2023) gesellschaftliche Verhältnisse anhand von Tischgesellschaften umkreist, sollen literarische Gestaltungen von (Tisch-)Ritualen auf ihre gesellschaftspolitischen Aspekte hin untersucht werden. Der Bogen reicht von einer Befragung der (früh-)romantischen Tischgesellschaften, der Tischszenen in Thomas Manns „Buddenbrooks“, über die Tischgesellschaften in Werken der österreichischen Nachkriegsliteratur (Ingeborg Bachmann, Jura Soyfer, Reinhard Federmann, Helmut Qualtinger/Carl Merz) bis hin zu Texten Elfriede Jelineks und zu den Materialaktionen des Wiener Aktionismus und den Fallenbildern Daniel Spoerris (um nur einige der zu behandelnden Werke zu nennen). Der Tischrede von Oswald Wiener „Bouvard und Pécuchet im Reich der Sinne“ (1998), als Anspielung an das geplante, aber nicht mehr realisierte 11. Kapitel des Romanfragments „Bouvard und Pécuchet“ von Gustave Flaubert, wird ein eigener Schwerpunkt zur Frage nach einer waren- und konsumgetriebenen Aufblähung der Subsistenz gewidmet sein.

Mit Hilfe soziologischer Methoden (Pierre Bourdieu, Niklas Luhmann) soll das Potential von literarischer Gestaltung von Ritualen dargestellt und kontextualisiert werden. Bourdieus Konzept der sozialen Differenzierung bildet dabei den theoretischen Ausgangspunkt, wenn es etwa in seiner „Kritik der gesellschaftlichen Vernunft“ mit dem Titel „Die feinen Unterschiede“ heißt: „Nichts hebt stärker ab, klassifiziert nachdrücklicher, ist distinguierter als das Vermögen, beliebige oder gar ‚vulgäre‘ (weil oft zu ästhetischen Zwecken vom ‚Vulgären‘ angeeignete) Objekte zu ästhetisieren, als die Fähigkeit, in den gewöhnlichsten Entscheidungen des Alltags – dort, wo es um Küche, Kleidung oder Inneneinrichtung geht – und in vollkommener Umkehrung der populären Einstellung die Prinzipien einer ‚reinen‘ Ästhetik spielen zu lassen.“ (Bourdieu 1987 [1979], 25) Es geht also weniger um eine motivgeschichtliche Rekonstruktion des Tisches in der Literatur als vielmehr um eine auf eine Gepflogenheit der Figureninteraktion hin zugespitzte literatur-/sozialwissenschaftliche Analyse.

Laut Studienplan dienen Masterseminare "der Entwicklung theoretischer und methodischer Kompetenzen. Selbständiges wissenschaftliches Arbeiten und adäquate Präsentation der Ergebnisse (schriftlich und mündlich) stehen im Vordergrund."
Seit dem Wintersemester 2012/13 werden an der Universität Wien und in der Alten Schmiede Autor:innenkolloquia Neue Poesie durchgeführt, mit Beteiligung von Autorinnen und Studierenden.
Dieser dichterische Erkenntnisprozess soll durch das Wiener Autor:innenkolloquium zugleich in sich weitergetrieben und auch an die Studierenden der Germanistik vermittelt werden. Autor:innenkolloquium Neue Poesie meint, dass die Lehrveranstaltung zusammen mit einem für die gegenwärtige Literatur relevanten Dichter (oder einer Dichterin) in der Konzeption abgestimmt ist und diese Dichterin auch zumindest zweimal in die Lehrveranstaltung kommen wird; in diesem Wintersemester wird Teresa Präauer den Themenbereich "Tischrituale" in zwei der Semester-Einheiten untersuchen.
Am Ende des Semesters erfolgt am 18.1.2024 (19.00-21.00) eine gemeinsame Präsentation des Erarbeiteten im Literarischen Quartier der Alten Schmiede (Studierende mit Teresa Präauer und dem LV-Leiter). Der literaturwissenschaftliche Erkenntnisprozess soll mit dem gestaltenden Nachvollzug durch die Studierenden komplementiert werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

siehe oben

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Maximal zweimaliges Fehlen ist erlaubt. Eine konsequenzlose Abmeldung ist bei wöchentlichen Lehrveranstaltungen bis vor der dritten LV-Einheit möglich, bei 14-tägigen Lehrveranstaltungen und Blöcken bis vor dem zweiten Termin.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Umfang der Abschlussarbeiten: Seminararbeiten 25 Seiten Haupttext

Modul V Masterseminar mit Zusatzleistung aus dem Master Deutsche Philologie (12 ECTS): Für die Aufwertung des Seminars um 6 ECTS muss eine verpflichtende schriftliche Mehrleistung (10 Seiten Haupttext) erbracht werden, d.h. es muss eine Seminararbeit im Umfang von 35 Seiten Haupttext verfasst werden.

Zum positiven Abschluss der Lehrveranstaltung sind erforderlich
1) regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit in der Diskussion und an der Abschlussveranstaltung in der Alten Schmiede (18.1.2024, 19-21 Uhr): 20 Prozent
2) Selbststudium: Lektüre der jeweiligen Fokus-Texte für jede Einheit
3) Gestaltung einer Einheit: Erweiterte Lektüre zum Themenkreis, reflektierte Diskussion des Themas, keine klassischen Referate, sondern Expert:innenstatus in der Diskussion des gewählten Themenkreises; (ich erwarte Sie eine Woche vor Ihrer Präsentation in meiner Zoom-Sprechstunde): 20 Prozent
4) Seminararbeit (im Umfang von mind. 25 Seiten Haupttext) zum gewählten Themenkreis: theoretische Reflexion + praktische Anwendung (aus dem präsentierten Thema, abweichende Themen-Vereinbarung während des Semesters möglich): 60 Prozent
(Abgabe bis spätestens 30. April 2024 möglich)

Prüfungsstoff

gesamter Semesterstoff

Literatur

Literaturliste wird mit dem Semesterplan auf Moodle bekanntgegeben.

Zur Lektüre vorab:
Teresa Präauer: "Kochen im falschen Jahrhundert". Göttingen: Wallstein 2023. ISBN 978-3-8353-5429-6
Pierre Bourdieu: "Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft". Übersetzt von Bernd Schwibs und Achim Russer. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1987 [1979]. [besonders die Einleitung S. 17-27]
Günther Stocker: "Der gemeinsame Tisch. Zu einer Allegorie der österreichischen ldentität in den Anfängen der Zweiten Republik". In: Journal of Austrian Studies, 48:3 (2015), S. 1-20.
"Theorien des Essens", herausgegeben von Kikuko Kashiwagi-Wetzel und Anne-Rose Meyer. Berlin: Suhrkamp 2017. [Ausgewählte Texte]

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Di 10.10.2023 09:47