Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

110081 PS Erweiterungsmodul Literaturwissenschaftliches Proseminar - Französisch (2014S)

"Après nous la fin des livres"? Literatur und Lesewelten am Ende der Gutenberg-Galaxis

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 11 - Romanistik
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Voraussetzungen lt. Studienplan:
BA (alt): Absolvierung des Grundmoduls Literaturwissenschaft; BA (ab WS 2011): Absolvierung der UE des Erweiterungsmoduls Literaturwissenschaft
Lehramt (alt): Absolvierung von 310- F empfohlen; Lehramt (ab WS 2011): Absolvierung der StEOP, Absolvierung von 310- F empfohlen

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch, Französisch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 19.03. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 26.03. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 02.04. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 09.04. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 30.04. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 07.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 14.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 21.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 28.05. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 04.06. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 11.06. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 18.06. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8
  • Mittwoch 25.06. 13:15 - 14:45 Seminarraum ROM 5 (3B-EG-41) UniCampus Hof 8

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Erlebt unser Zeitalter den definitiven 'Tod' des Buches? Ist ein E-Book ein 'echtes' Buch? Was macht die Faszination einer Bibliothek mit ihrer "apparence d'autre monde" (M. Blanchot) aus? Die Digitalisierung der Literatur ist aktuell Gegenstand kulturphilosophischer und medialer Kontroversen - und fordert die Literaturwissenschaft zur tieferen Reflexion abseits der Pro/Contra-Polemik heraus. Tatsächlich ist der Topos vom bevorstehenden 'Ende der Bücher' - zwischen Fortschrittsglauben und kulturkonservativem Pessimismus - nicht erst ein Produkt unserer Zeit: Schon 1894 spekuliert Octave Uzanne über "La Fin des livres"; 115 Jahre später konstatiert François Bon den Anbruch einer Ära "Après le livre" (2011).
Chronik einer angekündigten und immer wieder aufgeschobenen (Biblio-)Apokalypse: In dieser LV werden wir die literarischen und philosophischen, politischen und sozioökonomischen Implikationen dieser Diskurse rund um das 'Ende der Bücher' reflektieren, in denen mehr auf dem Spiel steht als 'nur' das Schicksal eines traditionellen Mediums. Während sich F. Bon von elektronischen Publikationsformen eine 'Demokratisierung' der Lesekultur im Sinne einer "littérature sociale" verspricht, wettert Frédéric Beigbeder in "Premier bilan après l'apocalypse" (2011) gegen den "écran [...] communiste". Mit dem Print-Buch werden hier auch die Privilegien des durch das Format sanktionierten Autor-Status verteidigt, wohingegen Anhänger digitaler Publikationen sich nicht zuletzt mehr Unabhängigkeit von der Markt- und Markenpolitik etablierter Verlage versprechen. Die Herausbildung des modernen Konzepts von Autorschaft war eng an "L'Apparition du livre" (H. J. Martin/L. Febvre) gekoppelt: "Was ist ein Autor" (vgl. M. Foucault) in der Welt des digitalen Hypertexts?
Auch mit den Metamorphosen der "chair du livre" (E. Stead) werden wir uns in dieser LV auseinandersetzen. Nostalgisch beschwören die Biblio-Apokalyptiker den Duft alter Bücher, die Haptik des Papiers, auch wenn diverse E-Reader-Produzenten gezielt auf den Authentizitätseffekt digital 'raschelnder' Seiten, den Charme des 'Paperwhite' setzen. Doch ist das E-Book wirklich so 'unsinnlich'? Bringt die Digitalkultur nicht vielmehr eine Re-Sensibilisierung für die Sinnlichkeit des Lese-Aktes und auch für die Verstrickungen zwischen traditioneller Print-Kultur und Literaturtheorie (vgl. N. K. Hayles) mit sich? Mit dem Abschied vom Buch als Leitmedium der 'Gutenberg-Galaxis' (vgl. H. Marshall McLuhan, "The Gutenberg Galaxy" [1962], N. Bolz, "Am Ende der Gutenberg-Galaxis" [1993]) wird eine ganze "Buch-Ontologie" (Nam June Paik), ja die "Lesbarkeit der Welt" (H. Blumenberg) neu verhandelt: Internet, das neue 'Weltenbuch'? "Ce n'est qu'une métaphore: mais le web est notre livre" (F. Bon).
Diese und verwandte Fragen sollen ausgehend von einem (in Abstimmung mit den LV-TeilnehmerInnen erweiterungsfähigen) Corpus französischer Texte des 19. bis 21. Jahrhunderts reflektiert werden. Die Lektüre und Diskussion einiger essayistischer Schlüssel-Texte zum Thema wird durch die Analyse und Interpretation ausgewählter fiktionaler Werke ergänzt, die das 'Ende des Buches' (und den vielbeschworenen 'Tod des Autors') thematisieren. Inszeniert Virginie Despentes' Roman "Apocalypse bébé" (2010) u. a. die Figur eines unglücklichen Schriftstellers, für den das 'Verschwinden' der Bücher das Scheitern seines persönlichen Lebensprojektes bedeutet, so experimentiert Chloé Delaume mit dem Format des (Print-)Buches in einem multimedialen Kontext: So etwa in ihrem Projekt "Corpus Simsi" (auf Basis von "The Sims" kreiert die Autorin ihre virtuelle Doppelgängerin); auch mit "La Nuit je suis Buffy Summers" (2007), "livre-jeu" in oulipotischer Tradition, legt Delaume einen 'interaktiven' Roman vor, der die Leser zum (Mit)Spielen einlädt - und auf formaler wie diegetischer Ebene das Medium 'Buch' problematisiert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Referat und Handout (Dt. oder Frz.), schriftliche Proseminararbeit (Dt. oder Frz., 10-15 Seiten), vorbereitete und reflektierte Mitarbeit (dazu jeweils kleine Zusatzaufgaben im Laufe des Semesters).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Erweiterung und Vertiefung der im Grundmodul Literaturwissenschaft erworbenen Kenntnisse der Literaturtheorie und der Techniken wissenschaftlichen Arbeitens; Erwerb einer literaturwissenschaftlichen Terminologie (dt. / frz.); Überblick über die französische Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts im literar-, kultur- und sozialhistorischen Kontext; ausführliche Kenntnis einiger wichtiger AutorInnen der französischen Literatur sowie Überblick über die relevante Sekundärliteratur; Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit literaturwissenschaftlichen Theorien und zur reflektierten Anwendung von literaturwissenschaftlichen Methoden; Fähigkeit zur selbständigen Ausarbeitung und Präsentation eines literaturwissenschaftlichen Themas in mündlicher und schriftlicher Form.

Prüfungsstoff

Präsentation und Diskussion literaturtheoretischer Ansätze; Einführung in relevante Fachliteratur, Anleitung zu weiterführender selbständiger Recherche; Referate, einzeln oder in Kleingruppen, je nach Wunsch und Teilnehmerzahl (eine Themenliste zur Auswahl wird angeboten, eigene Vorschläge im Rahmen der LV-Thematik sind willkommen); selbständiges Verfassen einer schriftlichen Arbeit.

Literatur

In der Bibliothek des Instituts für Romanistik wird ein Handapparat eingerichtet, der die in der LV behandelten Texte und relevante Sekundärliteratur enthält; fast alle behandelten Texte sind auch als E-Books und/oder in TB-Edition verfügbar. Eine ausführliche Bibliographie und (soweit frei zugänglich) digitale Versionen der behandelten Texte werden zu Semesterbeginn auf der E-Learning-Plattform Moodle zur Verfügung gestellt. Zur Vorbereitung auf die LV empfehle ich Ihnen, möglichst bald mit der Lektüre der Primärtexte zu beginnen.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Bachelor: EM/AM 34 F; Lehramt: 330-F

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:32