110208 PS Erweiterungsmodul Medienwissenschaftliches Proseminar - Französisch (2022S)

Im Rahmen dieses Proseminars werden wir den musikalischen Begriff „diminuendo“ auf das Kino von Eric Rohmer und Agnès Varda übertragen. „Diminuendo“ bezeichnet ursprünglich eine langsamer und leiser werdende Musik ; auf das Filmschaffen von Rohmer und Varda bezogen verstehen wir darunter eine reduzierte Formensprache, die sich u.a. durch handlungsarme Filme, lange Kameraeinstellungen, stille und langsame Landschaftsaufnahmen oder Detailaufnahmen von zwischenmenschlichen Beziehungen äußert. Wir werden uns also auf die Art und Weise konzentrieren, wie mit filmtechnischen Mitteln Stille bzw. Langsamkeit erzeugt wird und inwiefern die jeweiligen Landschaftsaufnahmen sinnbildlich dafür eingesetzt werden.
Als Auftakt zu den gemeinsamen Analyseeinheiten werden wir uns den Kurzfilmen La boulangère de Monceau (1962) von Eric Rohmer und Les trois boutons (2015) von Agnès Varda widmen. Im Anschluss daran stehen die Filme Pauline à la plage (Rohmer, 1983) und Les plages d‘Agnès (Varda, 2008) im Zentrum unserer Analysen. Pauline à la Plage ist der dritte Film aus dem Zyklus Comédies et Proverbes (1981-1987). Ein Strand in der Normandie sowie der spätsommerliche Wechsel zwischen Sonne und heftigem Regen bilden nicht nur die Kulisse für unterschiedliche Liebeslagen, sie bestimmen die Rhythmik des Films zwischen „attente“, „ennui“ und „accomplissement“ amoureux-se. Der Strand (als "paysage mental") und Liebe sind auch die Protagonisten in Agnès Vardas Les plages d’Agnès (2008): diese Liebeserklärung an das Kino siedelt sich zwischen Autoporträt, Dokumentarfilm und Fiktion an. Mittels Collagetechnik reflektiert und inszeniert Varda darin die Rolle von Stränden in ihrem Leben und Filmschaffen, wirft einen Blick zurück auf ihr cineastisches Werk und zu Personen, die sie in ihrem Werdegang geprägt haben. Für die Referate kann zwischen Rohmers Filmen Conte d’été (1996) oder Conte d’automne (1998) einerseits, sowie Vardas Sans toit ni loi (1985) oder Les glaneurs et la glaneuse (2000) andererseits gewählt werden.