117396 SE Zeit und Ewigkeit (2003W)

Bereits der erste Schöpfungsbericht der Schrift weist der Zeit eine herausragende Bedeutung für das göttliche Offenbarungsgeschehen zu. In ihm leuchtet das Evangelium einer sinnerfüllten Zeit auf, die dem Menschen zu schöpferischer Tätigkeit und Fest zugeeignet ist. DIese zentrale Stellung der Zeit setzt sich fort in der österlichen Botschaft von Tod und Auferweckung Jesu und ihrem eucharistischen Gedächtnis. Gott wird darin als definitiv "zeitmächtig" (und damit heilsmächtig und "ewig") verkündet, womit die Zeit nicht mehr sinnloses Fortlaufen und (unpersönliche) Schicksalsmacht er Welt, sondern "Ort" endgültigen Heils ist. Gegenüber diesem Bekenntnis treten heute wieder Zeitvorstellungen in den Vordergrund, die dem Menschen die Zeit enteignen und ihn zu einem bedeutungslosen Phänomen des unendlichen Weltlaufs depotenzieren. Namentlich sind in diesem Zusammenhang zu nennen einerseits eine physikalistische Ontologie, die von einer Zeit ohne Ende und vom Kältetod des Universums spricht, in dem das Gedächtnis des Menschen im wahrsten Sinne des Wortes erlischt. Andererseits steht dafür paradigmatisch der Versucht Nietzsches, den "Wahnsinn" einer Zeit ohne "Richtung" darzustellen. Dem gegenüber soll in diesem Seminar der Versuch gemacht werden, an Hand der Auseinandersetzung mit zentralen philosophischen und theologischen Darstellungen (gelesen werden Texte von Heidegger, weiters von Leibniz, Hegel, Schelling, Metz, Bonhoeffer, Rahner) die Verheißung einer Zeit anzudenken, in der sich Gott schöpferisch offenbart. Gezeigt werden soll weiters, dass in einem solchen Zeitverständnis die Toten nicht die (verwesenden) "Vergangenen" sind, sondern diejenigen, denen in Gemeinschaft mit den Lebenden von Gott her Zukunft eröffnet wird.