Universität Wien
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130115 SE Bachelorarbeit: Romane einer dahingegangenen Welt (2015W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Interessierte sollen eine persönliche Neigung zu Geschichte, Literaturgeschichte und Kultur vom alten Europa haben. Umfangreiche Belesenheit um das Programm herum und persönliche kritische analytische Fähigkeiten wären hier richtig am Platze.

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 01.10. 09:45 - 13:00 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Donnerstag 15.10. 09:45 - 13:00 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Donnerstag 29.10. 09:45 - 13:00 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Donnerstag 12.11. 09:45 - 13:00 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Donnerstag 26.11. 09:45 - 13:00 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Donnerstag 21.01. 09:45 - 13:00 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Freitag 22.01. 08:00 - 13:00 Hörsaal 29 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Thema des Seminares betrifft ein technisches, literarisches Problem: Das Problem des historischen Romans (um den klassischen Titel von G.Lukacz: der historische Roman - erste Ausgabe 1937, bearbeitete Ausgabe 1954, wieder zu verwenden).
Der marxistische Kritiker Lukacz dachte, nur der Roman des europäischen 19.Jahrhunderts könnte die Geschichte und die Gesellschaft des alten Europas hervorrufen. Walter Scott, Balzac, Stendhal, Flaubert, Tolstoï wären hier die geeignetsten Vermittler gewesen.
Das alte Europa bleibt aktuell. Besonders was die Historiker betrifft:
Cf. Die Schlafwandler "Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog" ist der deutsche Titel eines Sachbuchs des australischen Historikers Christopher Clark, das sich mit den Ereignissen beschäftigt, die zur Julikrise von 1914 und schließlich zum Beginn des Ersten Weltkriegs führten.
Für Wien und Österreich existiert schon lange eine kritische, literarische Tradition, welche z.B. von Claudio Magris und György Vajda analysiert wurde:
*C.Magris: "Il mito absburgico nella letteratura austriaca moderna", 1963, Neuausgabe 1996 dt. "Der habsburgische Mythos in der modernen österreichischen Literatur." Übers. Madeleine von Pásztory. Müller, Salzburg 1966; nach der ital. Neuausgabe bearbeitet: Zsolnay, Wien 2000
*G.M. Vajda: "Wien und die Literaturen in der Donaumonarchie", Böhlau, Wien, 1994
Thematisch behandeln die oben genannten Romane den Untergang von Ländern, Personen, Staaten, die alle ihre Blütezeit zwischen 1814 und 1914 erlebten. Vom Wiener Kongress (1814/5) bis zum Traité de Versailles (1919/1920). Von Metternich zu Clemenceau. Es war die Zeit der letzten grossen Monarchien, besser gesagt: der echten Monarchisten: Anhänger der Bourbons (in Neapel) , der Habsburger (in Wien), von Bonaparte und Comte de Chambord (in Frohsdorf zurückgetreten) für Frankreich.
Die Geschichte steht ausdrücklich im Zentrum der oben genannten Romane: Einheit von Italien bei Lampedusa, Aufstieg und Sturz der k.u.k Monarchie bei Roth, Belle Epoque, Grande Guerre bei Proust.
Aber hinter den Kriegen und Revolutionen denken die Autoren darüber nach, was Sein und Zeit bedeuten könnten, inwiefern die Individuen ein kritisches Gewissen gewinnen, oder auch ob Glück und Lebensfreude immer fragwürdig und zerbrechlich erscheinen.
Technisch und ästhetisch stellen die Romane eine Reihe von interessanten Problemen. Hier wirken die Werke wie wirkliche Epen. Heldentum, Zauber, Länge auch eine gewisse Langeweile kennzeichen diese Werke. Aristoteles und auch Hegel glaubten , das Überleben des antiken Epos würde sich auf dem Theater (in der Tragödie, im Drama) verwirklichen. Unsere Autoren beweisen die Möglichkeit einer anderen, viel lebendigeren Lösung.
Modern sind auch diese Romane, weil sie sich als eine Analyse und eine Beschreibung der verschiedenen Kategorien der Zeit behaupten. Zeit als Dauer (Bergson), Erzählung als Auferstehung (Ricoeur), Gedanken und Erinnerung als Heilung gegen eine moderne, nüchterne Gesellschaft, gegen eine Welt , die keinen Fortschritt sondern getarnte Sklaverei in sich birgt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Das Ziel der ‚Prüfung‘ist: die Arbeit und die Fortschritte der ‚Lernenden‘ während des Semesters, ihre Fähigkeiten für Literatur, für Literaturwissenschaft und für vergleichende Literaturwissenschaft zu evaluieren.
Die Form der Kontrolle besteht aus einer Seminararbeit, die nicht weniger als 15 Seiten umfasst. Das Maximum hängt vom Thema ab. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre solltedie Arbeit sich nicht über 40 Seiten ausdehnen.
Das Thema der Arbeit wird mit dem ‚Lehrenden‘ vereinbart. Weitere Gespräche werden auch die Gliederung, die Fachliteratur, die gesamte Interpretation, die Erklärungsmethode/-praxis besprechen, bestimmen und erleichtern.
Die Niederschrift wird der üblichen akademischen Praxis (Fußnoten,Originalsprache /Übersetzung, Literaturangaben und elektronische Angaben) folgen.
In der abschließenden Bewertung wird der ‚Lehrende‘ das historische und literarische und kulturelle Wissen beachten, die Qualität der Schreibweise bemerken, eine Kraft der Argumentation und der persönlichen Kritik erwarten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

*Giuseppe Tomasi di LAMPEDUSA: der Leopard («il Gattopardo») Piper- Taschenbuch
*Marcel PROUST: die wiedergefundene Zeit aus:»Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» («Le Temps retrouvé») - Suhrkamp-Taschenbuch
*Joseph ROTH: Radetzkymarsch -DTV-Taschenbuch

Bibliographische Angaben-Ergänzungen:
M.Proust:Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
J.Roth (ausser Radetzkymarsch) die Kapuzinergruft
S.Pellico: I miei Prigioni
I.Nievo:Confessioni di un Ottuagenario
Stendhal:Die Kartause von Parma
Verfilmungen:
L.Visconti: Il Gattopardo + Senso
Axel Corti/Gernot Roll: Radetzkymarsch
Volker Schlöndorff: Eine Liebe von Swann
Raùl Ruiz: Die wiedergefundene Zeit
Sekundärliteratur:
György Lukacz:der historische Roman
René Girard: Mensonge romantique et vérité romanesque. Deutsche Ausgabe: Figuren des Begehrens. Das Selbst und der Andere in der fiktionalen Realität. 2. Auflage. 2012
Paul Ricoeur: Geschichte und Wahrheit (1955), Münster 1974.
Zeit und Erzählung, Bd. 3: Die erzählte Zeit (1985), München 1991
Stefan Zweig: Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers. S. Fischer, neuere Ausgabe Frankfurt am Main 1982
Claudio Magris: Der habsburgische Mythos in der modernen österreichischen Literatur Übers. Madeleine von Pásztory. Müller, Salzburg 1966; nach der ital. Neuausgabe bearbeitet: Zsolnay, Wien 2000
Christopher Clark: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA M11

Letzte Änderung: Do 04.07.2024 00:13