135112 SE Bachelorseminar: Autorschaft und Künstlertum (2018S)

Künstler(innen)-Figuren gehören zum zentralen Inventar moderner literarischer Texte in allen Weltsprachen. Sie können als ausübende Subjekte der Malerei, Musik, Literatur und natürlich anderer Künste begegnen. Insbesondere Schriftstellergestalten markieren zudem die Systemstelle, an der literarische Texte selbstbezüglich werden. Daher ist die Erfindung von Autor(inn)en ein speziell in der Postmoderne beliebter Kunstgriff, der sich allerdings bis in die Zeit der Romantik und weiter zurückverfolgen lässt. Aufgrund der großen Zahl von Teilnehmenden und der geringen Anzahl von Sitzungen ist es nicht sinnvoll, mit Referaten zu arbeiten. Stattdessen wird ein vorgegebenen Auswahlkorpus an Texten bzw. Figuren analysiert.

Ziel des Seminars ist es, 1. kanonische Künstlergestalten der Weltliteratur kennenzulernen, 2. methodische Grundlagen der komparatistischen Analyse literarischer Typen und Gestalten einzuüben, 3. Gesetzmäßigkeiten der Simulation von Kunst, Literatur oder Musik namentlich in Erzähltexten zu benennen, 4. die Repräsentativität der jeweiligen Figuren für die Epoche, der die Texte entstammen, zu beurteilen, und 5. den aktuellen Stand der Forschung und der kreativen Literaturentwicklung einzuschätzen.

1. Einführung
2. W.H. Wackenroder: Joseph Berglinger
3. Der Roman zwischen Romantik und Realismus (Novalis, Tieck, Goethe, Keller, Mörike)
4. Die Ambition des Künstlers: Balzac, Illusions perdues, Das unbekannte Meisterwerk
5. Das Bohème-Leben (Murger, Leoncavallo, Puccini)
6. Spiegel des Autors und Vorwegnahme der Deutung: Henry James (The Aspern Papers, The Figure in the Carpet)
7. Die Künstlerfiguren in Marcel Prousts "A la recherche du temps perdu"
8. Der Künstler als politische Allegorie (Th. Mann, Doktor Faustus)
9. Der Künstler als Zerrspiegel des Autorsubjekts (Nabokov, The real life of Sebastian Knight)
10. Erfundene Biographien (Max Aub, Wolfgang Hildesheimer)
11. Der Künstler als Vexierfigur (Borges, Perec)