Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

140138 BA Kulturwissenschaftliche Forschung: Buddhistische Modelle der Realität - Analyse und Interpretation (2019S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Nur gemeinsam mit LV 140141 zu absolvieren!

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 36 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 08.03. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 15.03. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 22.03. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 29.03. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 05.04. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 12.04. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 03.05. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 10.05. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 17.05. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 24.05. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 31.05. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 07.06. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 14.06. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 21.06. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14
  • Freitag 28.06. 12:30 - 13:15 Seminarraum 3 ISTB UniCampus Hof 2 2B-O1-14

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die moderne Physik verlangt eine Ontologie, in der Materie allenfalls im Sinne von offenen dynamischen System der Interdependenz, die nicht in lokal determinierte Einzelbestandteile zerfallen, gedacht wird. Auch die Rolle des Beobachters in quanten-physikalischen Experimenten kann nicht weg diskutiert werden, und verlangt im Grunde nach Modellen, die Materie nicht unabhängig vom Geistigen betrachten. Seither wurde immer wieder die Frage gestellt, ob man mithilfe der buddhistischen Philosophie zu einem erweiterten Modell der Realität finden kann, das auch den Beobachter in einem Experiment, das erkennende Bewusstsein also, berücksichtigt. Denkanstöße sind vor allem von den beiden Hauptrichtungen des Mahāyāna-Buddhismus zu erwarten, in denen alle weltkonstitutiven Gegebenheiten ihrem Wesen nach leer (Madhyamaka) oder nur eine Manifestation des eigenen Geistes (Yogācāra) sind. Physik und Buddhismus verbindet, nicht nur der Logik verpflichtete brillante Gedankensysteme zu liefern, sondern auch einen als ständiges Korrektiv wirkenden unmittelbaren Zugang zur Natur der Dinge (Physik) und des Geistes (Buddhismus) zu haben. Physikalische Modelle der Wirklichkeit gelten nur solange bis sie in einem (beliebig wiederholbaren) Experiment wiederlegt werden, und im Buddhismus ist man aufgefordert, Lehrsätze des Buddha nicht als Dogmen zu begreifen, sondern aufgrund der eigenen auf Meditation basierenden Erfahrung zu verifizieren bzw. falsifizieren.
Es drängt sich natürlich die Frage auf, inwieweit die „First-Person“-Methode des Buddhismus überhaupt mit einem physikalischen Experiment verglichen werden kann. Die Aufgabe, die „Third-Person“-Daten eines Experiments mit „First-Person“-Daten in Beziehung zu setzen, stellt nicht nur die westliche Philosophie vor große Herausforderungen, sondern auch die Kognitions- und Neuro-Wissenschaften (siehe Wolf Singer und Mathieu Ricard). Die Problematik des Vergleichs wird noch komplexer vor dem Hintergrund, dass im Buddhismus erst eine von geistigen Befleckungen (Unwissenheit, Begierde, Hass usw.) befreite Erkenntnis einen Zugang zur wahren Natur der Dinge und des Geistes ermöglicht. Ist ein westlicher Wissenschaftler nach buddhistischer Auffassung also überhaupt zu gültigen Erkenntnissen über die Natur fähig, oder gleichen aufwendige Experimente wie Teilchenbeschleuniger etwa doch das Defizit mangelnder Geistesschulung aus? Als Physiker könnte man andererseits in Frage zu stellen, ob der Buddhismus mit seiner „First-Person“-Methode überhaupt ontologisch und epistemologisch relevante Beiträge liefern kann. Ungeachtet dieser methodologischen Probleme, gelangen Physiker und Buddhisten zu auffallend ähnlich paradoxen Aussagen über die wahre Beschaffenheit der Natur. In der Physik wären da allen voran zu nennen der Teilchen-Welle-Dualismus, die Untrennbarkeit von beobachtetem und beobachtendem System, sowie die Unmöglichkeit lokal determinierter unabhängiger Existenz der sog. kleinsten Bausteine der Materie. Dem stehen auf buddhistischer Seite Aussagen wie Form/Materie (rūpa) ist Leerheit, Leerheit ist Form/Materie (Herz Sūtra) gegenüber.

Nach einer grundlegenden Einführung in die wichtigsten buddhistischen Modelle der Realität, die auch Studenten ohne buddhistisch-philosophische Vorbildung eine Teilnahme ermöglichen soll, wollen wir u.a. prüfen, inwieweit buddhistische Denkansätze im aktuellen Diskurs einen relevanten Beitrag leisten können.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Sprachkenntnisse des Sanskrit und Tibetischen sind hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig.

Prüfungsstoff

Literatur

Literatur:
Frauwallner, Erich: The Philosophy of Buddhism. Delhi: Motilal Banarsidass, 2010.

Kalupahana, David J.: Mūlamadhyamakakārikā of Nāgārjuna. Delhi: Motilal Banarsidass, 1991.

Mathes, Klaus-Dieter: Unterscheidung der Gegebenheiten von ihrem wahren Wesen. Swisttal-Odendorf: Indica et Tibetica, 1996.

Mathes, Klaus-Dieter: “Liberation through Realizing the Emptiness of Dependent Origination: A Modern Interpretation of the Buddhist “Beyond” in the Light of Quantum Physics.” Experiencing the Beyond: Intercultural Approaches. Ed. by Gert Melville and Carlos Ruta (Challenges of Life: Essays on Philosophical and Cultural Anthropology 4). Berlin/Boston: Walter de Gruyter GmbH, 2018,198-211.

Padmakara Translation Group: Introduction to the Middle Way. Boston & London: Shambala, 2002.

Ricard, Matthieu & Trinh Xuan Thuan: The Quantum and the Lotus. New York: Crown Publishers, 2001.

Singer, Wolf & Ricard, Matthieu: Hirnforschung und Meditation. Ein Dialog. Frankfurt a. M.: Shurkamp Verlag, 2008.

Wallace, Alan B.: Choosing Reality: A Buddhist View of Physics and the M Alan Wallace: Choosing Reality: A Buddhist View of Physics and the Mind. New York: Snowlion, 1996.

Walleczek, Jan & Grössing, Gerhard: “Is the World Local or Nonlocal? Towards an Emergent Quantum Mechanics in the 21st Century.” arXiv:1603.02862v1 [quant-ph] 9Mar2016 (http://arxiv.org/pdf/1603.02862v1.pdf, last visited Sept. 5, 2016)

Williams, Paul: Mahāyāna Buddhism. London New York: Routledge, 1989.

Zajonc, Arthur: The New Physics and Cosmology: Dialogues with the Dalai Lama. Edited by Arthur Zajonc. Oxford: Oxford University Press, 2004

„Mind and Matter – New Models of Reality“ Symposium am 26. Mai 2012, Uni Wien, mit Anton Zeilinger (Physik), Klaus-Dieter Mathes (Tibetologie), Patricia Giampieri Deutsch (Psychologie), Wolf Singer (Neurowissenschaften), und Michael von Brück (https://medienportal.univie.ac.at/videos/veranstaltungen/detailansicht/artikel/der-dalai-lama-an-der-universitaet-wien-teil-1/ ; und …teil-2).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA18

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:34