Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

140227 SE T IV - Entwicklungsdramen in Entwicklungsromanen (2011W)

LiteraturnobelpreisträgerInnen aus der Peripherie und die Entwicklungsfrage.

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 10.10. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 17.10. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 24.10. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 31.10. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 07.11. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 14.11. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 21.11. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 28.11. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 05.12. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 12.12. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 09.01. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 16.01. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 23.01. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1
  • Montag 30.01. 16:00 - 18:00 Seminarraum SG2 Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, Bauteil 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Literaturnobelpreise können als Teil des globalen Diskurses um die Nord-Süd-Beziehung verstanden werden. Jahrzehntelang wurde Literatur aus dem globalen Süden nicht für Wert befunden, in diesen vom Norden definierten Literaturkanon aufgenommen zu werden bis auf einige bemerkenswerte Ausnahmen wie Rabindranath Tagore (1912) oder Pablo Neruda (1971).
Doch gegen Ende des Kalten Krieges änderte sich dies. Eine ganze Reihe von AutorInnen aus postkolonialen Staaten wurde mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Dies bewirkte eine verstärkte Wahrnehmung der Literatur des Südens, möglicherweise auch eine Veränderung der stereotypen Bilder vom Leben im Süden. Äußert sich darin eine Transformation globaler Kräfteverhältnisse? Kommt damit die These Edward Saids an ihr Ende, die besagt, dass orientalistische Literatur Teil des Herrschaftsprojektes des Zentrums war? Sprechen die Anderen nun für sich selbst?
Umgekehrt darf gefragt werden, ob sich AutorInnen aus Staaten der Peripherie westlichen Geschmacksvorstellungen anpassen mussten, ehe sie im globalen Literaturmarkt rezipiert wurden. Ist der Roman nicht eine Erfindung des bürgerlichen Zeitalters, Spiegel des westlichen Ichs? Perry Anderson beschreibt in seiner „Erfindung der Nation“ die gewichtige Rolle des Romans für die Genese des Nationskonzeptes in der Peripherie. Was passiert dann aber mit älteren, tradierten Formen der Literatur, die keine derartige Funktion erfüllen?
Dieses Seminar befasst sich mit Romanen von AutorInnen, die einen Literaturnobelpreis gewonnen haben und zum Globalen Süden gezählt werden: Rabindranath Tagore, Pablo Neruda, Wole Soyinka, Gabriel Garcia Márquez, Nagib Machfus, Toni Morrison, Gao Xingjian, Orhan Pamuk und Mario Vargas Llosa. Deren Texte sollen aus zwei Perspektiven im Hinblick auf Entwicklungsforschung befragt werden:
Was berichten sie vom widersprüchlichen Wesen Entwicklung?
Inwiefern haben sie Entwicklung beeinflusst und „gemacht“?
Hinter diesen Fragen stehen Diskurse um Kunst und Entwicklung, um die Frage also, inwiefern künstlerische Produkte soziale Prozesse lediglich widerspiegeln oder doch eine wirksame Intervention ins soziale Feld darstellen. Vermögen diese Text die Welt in dissidenter Weise zu erzählen, leisten sie eine eigenständige Darstellung von Existenz, wird hier Alterität artikuliert?
Bewusst werden Nobelpreis-prämierte Texte bzw. AutorInnen gewählt, da damit ein Selektions-Mechanismus des globalen Literaturbetriebs angesprochen wird und in weiterer Folge kritisch diskutiert werden soll.
Das Seminar richtet sich an lesefreudige Studierende; zumindest ein „echter“ und umfangreicher Roman ist zu lesen. Von allen weiteren Texten werden Auszüge zur Verfügung gestellt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1. Anwesenheit (bei max. 3 Ausnahmen);
2. Mitarbeit, d.h. Lektüre der vereinbarten Texte sowie Beteiligung an der Diskussion darüber;
3. Führung und regelmäßige Abgabe eines wissenschaftliches Journals (oder, alternativ: Besprechung zweier Bücher der einschlägigen Fachliteratur)
4. Verfassen eines kurzen abstracts zum eigenen Thema (bis zur ersten Einheit im November);
5. Erarbeitung eines Konzepts (bis zur ersten Einheit im Dezember); Kommentierung von drei anderen Konzepten auf der e-learning-Plattform;
6. Diskussion der Arbeitsergebnisse in Seminarveranstaltungen im Rahmen von Panel-Präsentationen oder Mitwirkung an interaktiven Poster-Präsentationen;
7. Schriftliche Endfassung der Seminararbeit im Umfang von 15-20 Seiten, Abgabe bis Ende Februar 2012. (Auf Wunsch gerne auch in Teamarbeit, mit entsprechender Multiplikation des Umfangs.)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Das Seminar ermöglicht eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Diskurs um Kultur und Entwicklung. Dazugehörige Fragestellungen der Entwicklungsforschung und der entwicklungspolitischen Praxis können vor dem Hintergrund theoretischer Positionen besser eingeordnet und kritisch reflektiert werden.

Prüfungsstoff

Im Zentrum des Seminars stehen die Romane selbst, daraus ergibt sich, dass Lesen eine der wichtigsten Methoden sein wird. Um eine aktive Rezeption der Texte zu ermöglichen, werden die TeilnehmerInnen des Seminars die Texte aus unterschiedlichen Perspektiven aufbereiten. Die eigene Lektüre wird mit theoretischen Texten zur Romantheorie und zur Problematik des Literaturnobelpreises ergänzt. Die eigenständige Reflexion des Gelesenen und Diskutierten wird in Form eines wissenschaftlichen Journales dokumentiert. Die Lehrveranstaltung sieht sich einem dialogischen Charakter verpflichtet.

Literatur

http://homepage.univie.ac.at/Gerald.Faschingeder
Literatur zur Vorbereitung und Einführung:
Romane von LiteraturnobelpreisträgerInnen!
Gerald Faschingeder: Themenverfehlung Kultur? Zur Relevanz der Kulturdebatte in den Entwicklungstheorien. In: Gerald Faschingeder, Franz Kolland, Franz Martin Wimmer (Hg., 2003): Kultur als umkämpftes Terrain. Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik? (=HSK 21) Wien: Promedia, Südwind. S. 9-32.
Martin Sexl (Hg.): Einführung in die Literaturtheorie. WUV / UTB: Wien 2004.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

T IV

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:34