Universität Wien
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160010 SE Von Ossian zum Muezzin: 'Volk', Nation und Alterität in der europäischen Musikkultur des 19. Jh. (2021S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 10.03. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 17.03. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 24.03. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 14.04. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 21.04. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 28.04. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 05.05. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 12.05. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 19.05. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 26.05. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 02.06. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 09.06. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 16.06. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 23.06. 16:45 - 18:15 Digital
  • Mittwoch 30.06. 16:45 - 18:15 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im 19. Jahrhundert regten die Begriffe ‚Volk‘ und ‚Nation‘ unterschiedliche diskursive und performative Strategien für die Bildung kultureller und politischer Identitäten an. Dabei spielte die Vorstellung des ‚Anderen‘ im bürgerlichen Kulturnationalismus eine zentrale Rolle für die Konstruktion der eigenen Identität, indem sie auf mehreren Ebenen Dichotomien etablierte: Abgesehen vom spannungsvollen Kontrast zwischen den einzelnen europäischen Nationen (z.B. Deutschland vs. Frankreich oder Italien, Nord- vs. Südeuropa), waren es vor allem zwei ‚Volkstypen‘, denen im europäischen Nationalismus ein spezifischer Alteritätscharakter zugeschrieben wurde: erstens das mythisch überhöhte bäuerliche ‚Volk‘ des eigenen Landes, verstanden als ursprüngliches Substrat einer Nation als Gegensatz zur gebildeten Stadtbevölkerung, zweitens die außereuropäischen Völker, die vor allem in Zeiten intensiver Kolonialpolitik zur Projektionsfläche westlicher Fantasien über die ‚orientalischen‘ oder ‚primitiven‘ Kulturen wurden. Diese oft stereotypen Konstrukte – deren Beschreibungen oft Gemeinsamkeiten zeigen – werden dann Gegenstand der Volkskunde und der Völkerkunde, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts als akademische Disziplinen etablierten.
Musik spielt in diesen Prozessen eine wichtige Rolle, denn sie kann diese kulturellen Identitäten reflektieren bzw. zur ihrer Konstruktion beitragen – man denke z.B. an die Bedeutung, welche die Pflege des Volkslieds noch bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein für die kulturelle Bewusstwerdung der Nationen hatte. Im Zentrum des Seminars stehen Konzepte, Kontexte und Repräsentationspraktiken der westlichen ‚Volksmusik‘ und der ‚exotischen‘ außerwestlichen Musik vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Ossian, der mythische Autor der – gefälschten – schottischen Volkssage (1762/63) und der Muezzin, dessen Gesang Félicien David in seiner symphonischen Ode „Le désert“ (1844) darstellt, sind im Titel dieses Seminars als Stellvertreter jener beiden Formen musikalischer Alterität zu verstehen, die im 19. Jahrhundert dazu beitrugen, die Identität einer ‚Kunstmusik‘ zu stärken.
Neben der Diskussion grundlegender Theorien aus der Nationalismus-Forschung und der postkolonialen Kritik werden im Seminar folgende Themenkomplexe behandelt:
) Die Erfindung des Volkslieds im späten 18. Jahrhundert zwischen England und Deutschland
) Die ästhetische und musiktheoretische Diskussion über das Volkslied und deren Pflege im 19. Jahrhundert
) Volkslied und Nationenbildung
) Die ‚wissenschaftliche‘ Erforschung des Volkslieds im 19. und frühen 20. Jahrhundert
) Komponieren mit Volksmelodien / komponierte Volkstümlichkeit (z.B. in Gattungen wie Symphonie, symphonischer Dichtung, Fantasie, Lied etc.)
) Nationale Folklore und die Erfindung musikalischer Traditionen (z.B. die Konstruktion der schottisch-irischen Musiktradition, ‚Zigeunermusik‘)
) Musikalische Begegnungen zwischen ‚the West and the rest‘ (S. Hall) im 19. Jahrhundert (Expeditionen und Weltausstellungen)
) Musikalische Orientalismen im Musiktheater des 19. und frühen 20. Jahrhunderts
) ‚Primitive‘ Musik: Die frühe ethnologische Musikforschung und ihre ideologischen Voraussetzungen
) Musikalische ‚Primitivismen‘ in der westlichen Musiktradition
) Andere Musikinstrumente – andere Musiksysteme – (z.B. Musikinstrument und nationale Identität, Skalen und Exotismus)
Für ihre Referate und Arbeiten können die Studierenden selbst spezifische Fragestellungen aus diesen Themenkreisen formulieren, gerne auch mit Bezug auf ihre Herkunftsländer. Eine Liste mit Themenvorschlägen wird aber in der ersten Sitzung vom Seminarleiter vorgelegt.
In den ersten Sitzungen des Seminars werden grundlegende Texte zum Gegenstand oder zur Methodik diskutiert sowie die Themen und Literatur für die Referate und Seminararbeiten ausgewählt. Die Kurzreferate sollen dann in thematisch verwandte ‚Podiumsdiskussionen‘ gebündelt werden. Das Seminar findet digital in Zoom statt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Aktive Teilnahme, Textlektüre, Referate, Diskussionen

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Positive Benotung von Referat und Seminararbeit

Prüfungsstoff

Im Themenkreis von Referat und Seminararbeit

Literatur

Wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA: BAC
MA: M01, M02, M03, M04, M05, M07, M13, M14, M15

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:17