Universität Wien
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160019 VO (Meta-)Historie der Ordinariumsvertonungen (bis 1600) (2015W)

Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine

Dienstags, 14:15-15:45, HS 1, Institut für Musikwissenschaft
1. Termin: 06.10.2015
1. Prüfungstermin: 26.01.2016, 14.15-15.45, HS 1, Institut für Musikwissenschaft
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Es gibt an der Musikwissenschaft KEINE Anmeldung für Vorlesungen (VO).


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In der Vorlesung wird zunächst das Ordinarium Missae (i.e. die feststehenden Teile der Messe: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei) in seiner liturgischen Bedeutung vorgestellt sowie ein kurzer Einblick in seine einstimmige festliche Gestaltung seit den frühesten Aufzeichnungen im 9. Jahrhundert gegeben. Im Weiteren konzentriert sich die Vorlesung auf die Entwicklung der mehrstimmigen Vertonung zunächst einzelner Messsätze und Messpaare, schließlich (seit ca. 1450) der Gestaltung sämtlicher Messsätze als "zyklischer Einheit", also einer durchdachten musikalischen Großform. Nicht zuletzt dadurch avancierte die Messe um 1500 zur führenden musikalischen Gattung: Berühmte Kompositionen etwa eines John Dunstable, Guillaume Dufay, Johannes Ockeghem, Jacob Obrecht, Heinrich Isaac, Josquin des Prez, Orlando di Lasso oder Pierluigi da Palestrina, die oftmals in prachtvollen Handschriften oder Drucken überliefert sind, legen hiervon eindrucksvoll Zeugnis ab. Einige dieser "Kunstwerke" sollen in der Vorlesung in ihrer gattungsbezogenen Typik ebenso wie in ihrer individuell-kreativen Konstruktion vorgestellt werden. Zudem wird die politische und repräsentative Funktion der Gattung (im Zuge von Schisma, Reformation und Gegenreformation) sowie das Verhältnis zur Frömmigkeits- und Geistesgeschichte behandelt. Gleichzeitig wird es aber auch darum gehen, die musikwissenschaftliche Narration von der Entwicklung der Messvertonung im Sinne einer fortschrittsgläubigen "Erfolgsgeschichte" kritisch zu reflektieren (vgl. dazu Hayden Whites Begriff der "meta-history").
Ein Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten der damaligen und heutigen Aufführungspraxis soll schließlich den Bogen zum Erklingenden und zum heutigen Konzertbetrieb der Alten Musik schlagen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Fundierte Einführung in die Natur der mehrstimmigen Messvertonungen bis 1600; kritische Reflexion der musikwissenschaftlichen Geschichtsschreibung.

Prüfungsstoff

Literatur

A) Überblick:
Theodor Göllner, Maricarmen Gómez, Ludwig Finscher, Laurenz Lüttecken (u.a.), Art. "Messe", in Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Sachteil, Bd. 6 (1997).
Lewis Lockwood/Andrew Kirkmann (u.a.), Art. "Mass", in The NewNewGrove (2001), Bd. 16 (digital verfügbar über die UB Wien als "Grove Music online").
B) Detaillierter:
Bernhold Schmid, "Messensätze bis in das frühe 15. Jahrhundert"; und Franz Körndle, "Das musikalische Ordinarium Missae nach 1400", in: Messe und Motette, hg. von Horst Leuchtmann und Siegfried Mauser, Laaber 1998 (= Handbuch der musikalischen Gattungen, 9), S. 58-90 und S. 154-175.
Ludwig Finscher, "Die Messe als musikalisches Kunstwerk", in: Die Musik des 15. und 16. Jahrhunderts, hg. von Ludwig Finscher, Laaber 1989/90 (= Neues Handbuch der Musikwissenschaft, 3), bes. S. 207-233.
Andrew Kirkman, "The Invention of the Cyclic Mass", in: Journal of the American Musicological Society 54/1 (2001), S. 1-47.
Ders., The Cultural Life of the Early Polyphonic Mass: Medieval Context to Modern Revival, Cambridge 2010.

Weitere Literatur zu den einzelnen Einheiten wird in der Vorlesung bekanntgegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

B03, B09; M01, M05, M06; EC EMG 1

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:35