Universität Wien
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160065 SE Exil und (Re-)Migration von Musiker*innen im 20. Jahrhundert (2022W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 07.10. 11:30 - 14:45 Hörsaal 2 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-01
  • Freitag 21.10. 11:30 - 14:45 Hörsaal 2 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-01
  • Freitag 04.11. 11:30 - 14:45 Hörsaal 2 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-01
  • Freitag 18.11. 11:30 - 14:45 Hörsaal 2 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-01
  • Freitag 02.12. 11:30 - 14:45 Hörsaal 2 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-01
  • Freitag 16.12. 11:30 - 14:45 Hörsaal 2 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-01
  • Freitag 20.01. 11:30 - 14:45 Hörsaal 2 Musikwissenschaft UniCampus Hof 9, 3G-EG-01

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Exil und (Re-)Migration sind zentrale Topoi in der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Flucht aus totalitären Systemen und vor Krieg und Besatzung war auch für unzählige Kulturschaffende und Wissenschaftler*innen eine existentielle Erfahrung. Im Gegensatz zu anderen Künsten und Wissenschaftsdisziplinen setzte eine musikwissenschaftliche Exilforschung vergleichsweise spät ein. Die Lehrveranstaltung ist als Einführung in dieses Forschungsfeld konzipiert und befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Exil in den USA, die vielen Komponist*innen und Musiker*innen während der Zeit des Nationalsozialismus einen Fluchtpunkt boten. Die Diversität der in der Exilsituation entstandenen musikalischen Werke, Schriften etc. spiegelt die Facetten der unterschiedlichen Lebenssituationen und Arbeitsbedingungen wider, mit denen die Vertriebenen sich konfrontiert sahen.

Die Lehrveranstaltung thematisiert die Bedingungen von Verfolgung und Exil und die Bedeutung von Musik in den kulturellen und sozialen Handlungsräumen in der Fremde sowie im Prozess kultureller Identitätsfindung. Gefragt wird nach der Vermittelbarkeit und Rezeption von ins Exil getriebenen Musiken und nach deren Aufführungstraditionen jenseits der Ursprungskontexte. Unter veränderten politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen waren Ideen und Traditionen dieser Ursprungskontexte nur mehr gebrochen vorstellbar. So war neben diesen neuen musikalischen Konfigurationen das Wechselspiel von kulturellen und ästhetischen Räumen mit seinen Transfervorgängen bezeichnend für die Exilsituation. Unter Berücksichtigung der Zusammenarbeit von Musikschaffenden und Exilkünstler*innen aus anderen Disziplinen wie Film, Theater und Literatur werden zudem Aspekte der Medien- und Wissenschaftsgeschichte in den Blick genommen.

Wird Musik als Medium kultureller Selbstvergewisserung begriffen, so eröffnen sich mit dem Thema Remigration nach 1945 weitere produktive Perspektiven. Dazu zählen sowohl die musikkulturelle Bedeutung remigrierter Personen, von Werken und Ideen als auch die unterschiedlichen politischen, sozialen und künstlerischen Kontexte, die die dauerhaft oder nur vorübergehend zurückkehrenden Exilant*innen vorfanden, sowie die Kommunikationsräume und Personenkreise, in denen sie wirkten und auf die Dagebliebenen trafen. Die Frage nach möglichen Gründen einer gescheiterten Remigration ergänzt diesen Themenkomplex.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

– Referat (auch Referate in Arbeitsgruppen möglich)
– Abfassen einer schriftlichen Seminararbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

– Anwesenheitspflicht (eine Fehlzeit von max. 180 min. (= eine Doppelsitzung) wird toleriert)
– regelmäßige und aktive Teilnahme an gemeinsamen Diskussionen, eigenständige Themenentwicklung
– Bereitschaft zur (gemeinsamen) Lektüre von Forschungsliteratur und Analyse von Quellenmaterialien (Musikalien, Ton- und Filmaufnahmen)
– hilfreich sind Kenntnisse der Musikgeschichte des späten 19. und 20. Jahrhunderts und Grundkenntnisse der (Kultur-)Geschichte des 20. Jahrhunderts
– Gewichtung: Seminararbeit 50%, Referat 30%, Mitarbeit 20%

Prüfungsstoff

Literatur

– Adunka, Evelyn / Driessen Gruber, Primavera / Usaty, Simon (Hg.), Exilforschung: Österreich. Leistungen, Defizite & Perspektiven, Wien 2018
– Arbeitsgruppe Exilmusik Hamburg (Hg), Lebenswege von Musikerinnen im „Dritten Reich“ und im Exil, Hamburg 2000
– Bahr, Ehrhard, Weimar on the Pacific: German Exile Culture in Los Angeles and the Crisis of Modernism, Berkeley 2007
– Brinkmann, Reinhold / Wolff, Christoph (Hg.), Driven into Paradise: The Musical Migration from Nazi Germany to the United States, Berkeley/Los Angeles/London 1999
– Crawford, Dorothy Lamb, A Windfall of Musicians: Hitler’s Émigrés and Exiles in Southern California, New Haven 2009
– Geiger, Friedrich / Schäfer, Thomas (Hg.), Exilmusik. Komposition während der NS-Zeit, Hamburg 1999
– Gratzer, Wolfgang / Grosch, Nils (Hg.), Musik und Migration, Münster/New York 2018, https://directory.doabooks.org/handle/20.500.12854/54133
– Grosch, Nils / Lucchesi, Joachim / Schebera, Jürgen (Hg.), Emigrierte Komponisten in der Medienlandschaft des Exils 1933–1945, Stuttgart 1998
– Heister, Hanns-Werner / Maurer Zenck, Claudia / Petersen, Peter (Hg.), Musik im Exil. Folgen des Nazismus für die internationale Musikkultur, Frankfurt am Main 1993
– Horowitz, Joseph, Artists in Exile: How Refugees from Twentieth-Century War and Revolution transformed the American Performing Arts, New York 2008
– Josephson, David S., The German Musical Exile and the Course of American Musicology, in: Current Musicology 79/80 (2005), 9–53
– Köster, Maren / Schmidt, Dörte (Hg.), „Man kehrt nie zurück, man geht immer nur fort.“ Remigration und Musikkultur, München 2005
– Krauss, Marita, Heimkehr in ein fremdes Land. Geschichte der Remigration nach 1945, München 2001
– Krohn, Claus-Dieter et al. (Hg.), Kulturelle Räume und ästhetische Universalität. Musik und Musiker im Exil, München 2008
– Krones, Hartmut (Hg.), Geächtet, verboten, vertrieben. Österreichische Musiker 1934 – 1938 – 1945, Wien/Köln/Weimar 2013
– Pasdzierny, Matthias, Exilforschung in der (west)deutschen Musikwissenschaft. Zwischen Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur, in: Heinsohn, Kirsten / Nicolaysen, Rainer (Hg.), Belastete Beziehungen. Studien zur Wirkung von Exil und Remigration auf die Wissenschaften in Deutschland nach 1945, Göttingen 2021, 148–173
– Pasdzierny, Matthias, Wiederaufnahme? Rückkehr aus dem Exil und das westdeutsche Musikleben nach 1945, München 2014
– Pasdzierny, Matthias / Schmidt, Dörte (Hg.), Zwischen individueller Biographie und Institution. Zu den Bedingungen beruflicher Rückkehr von Musikern aus dem Exil, Schliengen 2013
– Weber, Horst (Hg.), Musik in der Emigration 1933–1945. Verfolgung – Vertreibung – Rückwirkung. Symposium Essen, 10. bis 13. Juni 1992, Stuttgart 1994
– Weber, Horst / Schwartz, Manuela (Hg.), Quellen zur Geschichte emigrierter Musiker 1933–1950, Bd. 1: Kalifornien, München 2003
– Weber, Horst / Drees, Stefan (Hg.), Quellen zur Geschichte emigrierter Musiker 1933–1950, Bd. 2: New York, München 2005
– Zehentreiter, Ferdinand (Hg.), Komponisten im Exil. 16 Künstlerschicksale des 20. Jahrhunderts, Berlin 2008

Weitere Literatur wird im Laufe des Semesters bekannt gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA: BAC
MA (2008): M01, M02, M03, M04, M05, M07, M13, M16
MA (2022): E.HIN, H.HIN, S.HIN

Letzte Änderung: Mo 31.10.2022 13:28