Universität Wien
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160151 VO Das Werden der Waliser: (2007W)

Die Entstehung von Wales, ca. 1200 v.Chr. - 1200 n.Chr.

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 17.12. 12:00 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Dienstag 18.12. 08:00 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Mittwoch 19.12. 08:00 - 20:00 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In dieser LV wird die Entstehung einer walisischen Ethnizität behandelt. Diese entwickelt sich in langfristiger Perspektive aus lokal kleinräumig konstituierten Verwandtschaftsverbänden in der Spätbronzezeit (ca. 1200 - 800 v.Chr.), die sich durch Konvergenz- und Diversifikationsprozesse in Folge der spätbronzezeitlichen Klimakrise in einfach stratifizierte Gesellschaften der frühen Eisenzeit (ca. 800 - 300 v.Chr.) und in weiterer Folge zu frühen komplex stratifizierten (frühfeudalen) Gesellschaften der späten Eisenzeit (ca.300 v.Chr.-100 n.Chr.) wandeln. In der folgenden romano-britischen Periode (ca. 100-400 n.Chr.) führt die römische Provinzialorganisation zur historischen Festschreibung regionaler späteisenzeitlicher Ethnien, die sich in weiterer Folge während der sog. Dark Ages (ca. 400-800 n.Chr.) zu den frühen walisischen Königreichen wandeln. Weitere Konvergenzprozesse zwischen diesen Königreichen und deren Verschiedenheit zu den sich östlich von Offa's Dyke konstituierenden englischen Königreichen führt schließlich im Frühmittelalter (ca.800-1200 n.Chr.) zur Entwicklung eines walisischen ethnischen Selbstverständnisses und damit zur Entstehung von Wales als faßbare Einheit.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Diese LV vermittelt anhand des Fallbeispiels des spätprähistorischen und frühen historischen Wales ein detailliertes Verständnis historischer Evolutionsprozesse, die verwandtschaftlich organisierte Gesellschaften der späteren Urgeschichte in feudale mittelalterliche Gesellschaften verwandtelt, wie sie sich in den frühen walisischen historischen Texten beobachten lassen. Dabei wird sowohl die Kenntnis der Archäologie (Lehrziel 1), Geschichte (Lehrziel 2) und Sprachzeugnisse in Wales zwischen ca. 1200 v.Chr. und ca. 1200 n.Chr. (Lehrziel 3) vermittelt, als auch ein grundlegendes und detailliertes Verständnis historisch individueller (Lehrziel 4) ebenso wie historisch evolutionär selbstähnlicher (-gesetzmäßiger) Prozesse (Lehrziel 5) vermittelt. Darüber hinaus werden Grundlagen der keltologischen Modellbildung (Lehrziel 6) sowie epistemologische Grundlagen interdisziplinär kulturwissenschaftlicher keltologischer Forschungstätigkeit (Lehrziel 7) vermittelt. Daneben wird an übertragbaren Fertigkeiten die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen von Evidenzen (Lehrziel 8), die Fähigkeit zur Formulierung eines komplexen Arguments (Lehrziel 9) und die Fähigkeit zur freien Diskussion (Lehrziel 10) von StudentInnen gefördert.

Prüfungsstoff

Die Lehrveranstaltung baut auf den Lerntheorien des radikalen Konstruktivismus auf. Durch gezieltes Setzen thematischer Schwerpunkte und durchlaufender Metaerzählungen wird der individuelle, subjektive Erkenntnisprozess der HörerInnen gefördert und ihnen die Mittel zur Konstruktion einer stabilen Realität archäologischer, historischer und sprachlicher Formationsprozesse in die Hand gegeben.

Literatur

Karl, R. 2004 a. Guardian and ward - age and gender as strange social attractors in the Celtic Iron Age. Ethnographisch-archäologische Zeitschrift 45, 467-81.
Karl, R. 2004 b. Master and Apprentice, Knight and Squire. Education in the "Celtic" Iron Age. Oxford Journal of Archaeology 24.3, 255-71.
Karl, R. 2005 a. Die "Keltische" Archäologie der britischen Inseln: Spätbronzezeit bis Frühmittelalter. In: H.Birkhan (Hg.) Bausteine zum Studium der Keltologie. Wien: Edition Präsens, 103-42.
Karl, R. 2005 b. Warum nennen wir ihn nicht einfach Dietrich? Zum Streit um des Hochdorfer dorfältesten Sakralkönigs Bart. In: R. Karl und J. Leskovar (Hg.), Interpretierte Eisenzeiten. Studien zur Kulturgeschichte von Oberösterreich, Folge 18. Linz: Oberösterreichisches Landesmuseum, 191-202.
Karl, R. 2006 a. Altkeltische Sozialstrukturen. Habilitationsschrift, Archaeolingua main series 18, Budapest: Archaeolingua.
Karl, R. 2006 b. Segmentäre Gesellschaften oder Feudalstaaten? Das irische Frühmittelalter und die Interpretation des archäologischen Befundes. In: St. Burmeister und N. Müller-Scheeßel (Hg.), Soziale Gruppen-kulturelle Grenzen. Tübinger Archäologische Taschenbücher 5, Münster: Waxmann Verlag, 233-256.
Karl, R. 2006 c. *butacos, *wossos, *geistlos, *ambactos. Celtic Socioeconomic Organisation in the European Iron Age. Studia Celtica 40, 23-41.
Karl, R. 2007 a. Grundlagen der Analyse sozialer Komplexität in der eisenzeitlichen Keltike. In: H. Birkhan (Hg.), Kelten-Einfälle an der Donau. Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften, 325-46.
Karl, R. 2007 b. Siedlungen und Sozialstruktur im eisenzeitlichen Wales. Keltische Forschungen 1, 73-147.
Weiterführende Literatur findet sich in den zitierten Werken.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:35