Universität Wien
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160160 SE Analyse und Interpretation ausgewählter Werke neuer Musik nach 1950 (2012W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Zeit:

Mittwoch 15:00-18:00 Uhr (s.t.)

Termine:

- 03.10.2012 (Einführungstermin: 15:00-16:30), 17.10.2012 und 24.10.2012

- 14.11.2012

- 05.12.2012 und 12.12.2012

- 09.01.2013 und 23.01.2013

Ort: Seminarraum d. Inst. f. Musikwissenschaft UniCampus Hof 9 3A-O1-31

Teilnehmerbeschränkung: max. 25 TeilnehmerInnen!

Kontakt: christian.utz@univie.ac.at

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

"Analyse" war lange Zeit ein zentrales Paradigma sowohl der Musikwissenschaft insgesamt als auch der neuen Musik nach 1945 im Besonderen. In den vergangenen Jahrzehnten ist dieses Paradigma nachhaltig hinterfragt, kritisiert, aber auch neu entdeckt und differenziert worden, nicht zuletzt vor dem Hintergrund autor- und kanonkritischer Konzepte und bedingt durch den Einfluss kultur- und sozialwissenschaftlicher Methodik sowie durch eine verstärkte Fokussierung der Wahrnehmung von musikalischen Strukturen. Eine analytisch akzentuierte Interpretation von Musik ist zu lokalisieren im Spannungsfeld zwischen dem (heute immer seltener aufgesuchten) Extrem eines "techno essentialism" (Christopher Williams), bei dem musikalische Struktur unangefochtenes Zentrum eines Verständnisses von Musik insgesamt ist, und ihrer Kontextualisierung mit den vielfältigen Formen "kultureller Praxis" (Lawrence Kramer).
In diesem Seminar soll zum einen gefragt werden, welchen Stellenwert Analyse heute in den unterschiedlichen Gebieten der auf die Kunstmusik seit 1950 bezogenen musikwissenschaftlichen Forschung haben kann, zum anderen sollen anhand ausgewählter Werke dieses Zeitraums unterschiedliche analytische Methoden und Zugänge in der Praxis erprobt werden. Dadurch werden auch Voraussetzungen für eine eigenständige historisch-kritische und selbstreflexive analytische Praxis im Rahmen musikwissenschaftlicher Tätigkeit geschaffen.
In drei einführenden Blöcken werden zunächst grundlegende Themen, Techniken und Probleme der Analyse neuer Musik thematisiert, so Basismodelle zum Erfassen von Tonhöhen-, Rhythmus- und Klangfarbenorganisation, das Verhältnis zwischen Partitur-, Klang- und Interpretationsanalyse und die Spannung zwischen Autorintention und Wahrnehmung. In drei Gruppen werden von den SeminarteilnehmerInnen selbst ausgewählte Werke aus drei verschiedenen Perioden der Musik seit 1950 von unterschiedlichen Perspektiven aus analytisch erarbeitet, in Form von Gruppenreferaten präsentiert und in individuellen Seminararbeiten vertieft.

Termine

-03.10. 15-16.30 Uhr, Einführungstermin: Überblick; einleitende Überlegungen; Einteilung der Referate.

-17.10. Einführung: Musikwissenschaftliche Kontexte von Analyse; Zum Verhältnis von Strukturanalyse und Skizzenforschung; Die Rolle der Autorintention; Zum Primat der Wahrnehmung

-31.10. Zur Analyse serieller und postserieller Musik: Interaktion und Kontextualisierung von Analysetechniken

-14.11. Zur Verknüpfung von Partituranalyse, Klanganalyse und Interpretationsanalyse

-05.12. Analytische Strategien - Präsentation Gruppe 1 (Werk/e aus dem Zeitraum 1950-70)

-12.12. Analytische Strategien - Präsentation Gruppe 2 (Werk/e aus dem Zeitraum 1970-90)

-09.01. Analytische Strategien - Präsentation Gruppe 3 (Werk/e aus dem Zeitraum 1990-2010)

-23.01. Nachträge, Schlussdiskussion und Ausblick

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

A. Teilnahme an Gruppenreferat oder Protokoll mit Literaturnachweisen (2/5).

A1: Maximal vier Studierende finden sich zu einer Gruppe zusammen und erarbeiten für einen der drei (eventuell vier) möglichen Termine eine analytische Präsentation zu einem Werk oder Werkkomplex der neuen Musik aus einem der Zeiträume 1950-70 / 1970-1990 / 1990-2010. Werke, Sekundärliteratur und analytische Herangehensweisen werden vorab besprochen. Bei der Präsentation soll jede/r Gruppenteilnehmer/in aktiv einen eigenständigen Aspekt gestalten, wobei die unterschiedlichen Aspekte sich sinnfällig ergänzen und ineinandergreifen sollen. Jeder Aspekt soll in sich auch genug Potential für eine eigenständige Seminararbeit haben (vgl. B1).

A2: 1-2 Studierende (unabhängig voneinander) fassen den Inhalt eines ganzen Seminarblocks in schriftlicher Form als durchgestalteten Text zusammen (keine Stichworte!), inkl. vollständiger Literaturangaben und Zitatnachweise. Umfang: 3-5 Seiten.
Abgabe des Protokolls per e-mail in Word- und pdf-Format an christian.utz@univie.ac.at bis spätestens 2 Wochen nach dem betreffenden Block.

B. Seminararbeit - 2 Optionen (2/5).

B1: Seminararbeit auf Grundlage des eigenen Beitrags zur Gruppenpräsentation (vgl. A1).

B2: Seminararbeit zu einem frei gewählten Thema: Analytische Abhandlung zu einem Werk oder einer Werkgruppe der neuen Kunstmusik seit 1950.

Abgabe der Seminararbeit per e-mail in Word- und pdf-Format an christian.utz@univie.ac.at

C. Regelmäßige Teilnahme am Seminar und mündliche Mitarbeit; Vorbereitung von Texten und bewusstes Hören ausgewählter Werkeinspielungen mit Partitur (1/5).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Vortrag, Diskussion, gemeinsame analytische Arbeit; Gruppenreferate, Protokolle, Seminararbeiten.

Gewünschte Vorkenntnisse:
Grundlegende Kenntnisse in Musikgeschichte, Harmonielehre, Kontrapunkt; Kenntnis zentraler Werke und Komponisten des 20. Jahrhunderts

Literatur

Zur Vorbereitung sind folgende Texte gründlich zu lesen (nach Möglichkeit bis zum 3.10., in jedem Fall aber bis zum 17.10.; alle fünf Texte werden über moodle per pdf bereitgestellt):

Borio, Gianmario (2005): Komponisten als Theoretiker. Zum Stand der Musiktheorie im Umfeld des seriellen Komponierens, in: Musiktheoretisches Denken und kultureller Kontext, hrsg. von Dörte Schmidt, Schliengen: Edition Argus, S. 247-274.
Cook, Nicholas (1994): A Guide to Musical Analysis [1987], Oxford: Oxford University Press, Kapitel "Introduction" (S. 1-4) und "What does musical analysis tell us?" (S. 215-233).
Lachenmann, Helmut (1996): Zur Analyse neuer Musik [1971/93], in: Musik als existentielle Erfahrung. Schriften 1966-1995, Wiesbaden: Breitkopf und Härtel, S. 21-34.
Utz, Christan (2010): Artikel Analyse, in: Lexikon der Systematischen Musikwissenschaft, hrsg. von Helga de la Motte-Haber, Heinz von Loesch, Günther Rötter und Christian Utz, Laaber: Laaber, S. 38-41.
Weiss, Stefan (2004): Erkennen helfen, was es ist. Analyse Neuer Musik und ihre Anlässe, in: Musiktheorie 19/4 (2004), S. 297-308.

Zur weiteren Vertiefung empfehle ich außerdem vorab zu lesen:

Adorno, Theodor W. (2001): Zum Problem der musikalischen Analyse. Ein Vortrag [1966], in: Frankfurter Adorno Blätter 7, S. 73-89.
Cook, Nicholas (1999): Analysing Performance and Performing Analysis, in: Rethinking Music, hrsg. von Nicholas Cook und Mark Everist, Oxford: Oxford University Press, S. 239-261.
Dahlhaus, Carl (2001): Analyse und Werturteil [1970], in: Gesammelte Schriften 2, hrsg. von Hermann Danuser, Laaber: Laaber, S. 11-76.
Utz, Christan (2012): Struktur und Wahrnehmung. Gestalt, Kontur, Figur und Geste in Analysen der Musik des 20. Jahrhunderts, in: Musik und Ästhetik 16/4, im Druck.
Utz, Christian / Kleinrath, Dieter (2011): Klangorganisation bei Varèse, Lachenmann und Scelsi. Analytische Annäherungen an die Wechselwirkung von Tonhöhen- und Klangfarbenstrukturen in der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, in: Klangperspektiven, hrsg. von Lukas Haselböck, Hofheim, S. 73-102.

Eine umfangreiche Literaturliste sowie Analysematerialien werden in der Folge über moodle bereitgestellt.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

B08, B13, B15, B17, B18; M01, M02, M03, M04, M05, M10, M14, M15; § 12 (4, 6, 7, 8); Doktorat

Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:52