Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

170022 SE MA (T) 2.2. "Zirkulationen des Politischen" (2012S)

Theater des Ungehorsams. 20 Jahre Castorfs Volksbühne

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Die Anwesenheit in der ersten Sitzung ist obligatorisch.
Blocktermine im Schreyvogelsaal jeweils von 9-13 Uhr am Do 15. März, Fr 16. März, Sa 17. März, Fr 8. Juni; am Sa 9. Juni und So 10. Juni 2012 von 10-13 Uhr

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

20 Jahre Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz-Berlin – das sind nicht nur 20 Jahre Theatergeschichte, sondern in diesem Falle auch 20 Jahre eigenwilliger Theaterarbeit, Theaterästhetik, Theaterentwicklung, deutscher wie europäischer. Mit Frank Castorfs Übernahme der Volksbühne im Jahre 1992 begann eine der längsten der drei großen Berliner Theaterperioden dieses Hauses (neben Piscator in den 20er Jahren und Besson in den 60/70er Jahren). Die 20 Castorf-Jahre waren nicht nur die quantitativ produktivsten sondern auch die zweifellos experimentellsten. Die zentrale Kategorie dieser Entwicklung ist der Widerspruch. Dieser beginnt schon in der permanenten Reibung zwischen der institutionalisierten Form von Theater, dieser kommunalen, subventionierten Kunstfestung auf der einen und der experimentellen Sprengung derselben durch die querulante Selbstbestimmung, Arbeitsweise und herausfordernde Ästhetik auf der anderen Seite. Produktivität experimentellen Produzierens bestimmt die Funktionsweise des Hauses (als multimediales Kulturzentrum) ebenso wie den materialästhetischen Umgang mit dramatischer und epischer Literatur, mit schauspieltechnischen Spielweisen, mit medienästhetischen Innovationen etc.
Permanentes Infragestellen, Neubeginnen und Brüche der Entwicklung bestimmen die Theaterarbeit bis hin zu ihrer Erschöpfung. Auf dem Höhepunkt in den 90er Jahren waren hier mit Frank Castorf, Christoph Schlingensief, Christoph Marthaler und Johann Kresnik die Motoren theaterästhetischer Innovation nicht nur des institutionalisierten Theaters versammelt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Hausarbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Welche Überlebenschancen har ein Kommunikations-Dinosaurier wie das Theater in Zeiten medientechnischer globaler Informationsnetze? Ist es konservier- oder wandelbares Kulturgut? Bekommt sein Überleben neue Formen, Strukturen und Erscheinungsformen in politischen Zeiten des Umbruchs und zunehmend in Zeiten zivilgesellschaftlichen Widerstands? Welche Mobilität in politischer, geistiger, sozialer, kultureller Hinsicht ist dem Medium in unserer heutigen Welt eigen und wie gestalten sich die Kollisionen mit anderen Medien moderner Kommunikation? Wieweit kann Theater als Zeit- und Fragemaschine funktionieren? Weitere Fragen dieser Art sind formulierbar.
Ziel des Seminars soll es sein, auf Spurensuche in die 20 Jahre Theater-Arbeit der Berliner Volksbühne der Castorf-Ära zu gehen, um Anregungen für ein heutiges Selbstverständnis von Theater zu gewinnen.

Prüfungsstoff

Die Veranstaltung findet als Blockveranstaltung statt. Der Block gestaltet sich als kollektiver Rechercheprozess, der durch verschiedenste Bausteine gekennzeichnet ist – neben Vortragselementen, Videosichtungen, Lesungen von Schlüsseltexten, Materialrecherchen u.a. spielen Textdiskussionen und Kurzreferate eine wesentliche Rolle.
Ausgewählte Konzeptions- und Inszenierungsmodelle sollen die Diskussion von theaterstrategischen, theaterästhetischen und dramaturgischen Fragen konkretisieren.
Der Abschluß der Lehrveranstaltung erfolgt durch eine schriftliche Hausarbeit.

Literatur

(komplette Liste in der Einführungsveranstaltung)

Schütt, Hans Dieter/ Hehmeyer, Kirsten: Castorfs Volksbühne. Schöne Bilder vom hässlichen Leben, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 1999.
Irmer, Thomas/ Müller, Harald (Hg.): Zehn Jahre Volksbühne. Intendanz Frank Castorf, Theater der Zeit, Berlin 2003.
Balitzki, Jürgen: Castorf der Eisenhändler Theater zwischen Kartoffelsalat und Stahlgewitter, Ch. Links Verlag, Berlin 1995
Schütt, Hans-Dieter: Die Erotik des Verrats. Gespräche mit Frank Castorf, Dietz Verlag, Berlin 1996
Detje, Robin: Castorf. Provokation aus Prinzip, Henschel Verlag, Berlin 2002
Inszenierungsbegleithefte der Volksbühne,herausgegeben von Carl Hegemann im Alexander Verlag Berlin:
- Endstation. Sehnsucht. Kapitalismus und Depression I, 2000
- Glück ohne Ende. Kapitalismus und Depression II, 2000
- Erniedrigung geniessen. Kapitalismus und Depression III, 2001
- Einbruch der Realität. Politik und Verbrechen, 2002
- Ausbruch der Kunst. Politik und Verbrechen II, 2003
- Das Schwindelerregende. Kapitalismus und Regression, 2004

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

II.2.2. Theaterwissenschaft; 092: § 5(1)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36