Universität Wien

170114 SE Seminar zu Theorien und Methoden der Medienwissenschaft (2009W)

Vom Schatten der Darstellung

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 150 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 13.10. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 20.10. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 27.10. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 03.11. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 10.11. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 17.11. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 24.11. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 01.12. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 15.12. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 12.01. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 19.01. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Dienstag 26.01. 08:30 - 10:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Schatten geben exakt, in Umrissen wieder, was sie begleiten. Mimetisches Hochamt und berüchtigter Anfang der Malerei, von Kunst überhaupt. Was aber ist, erscheint nur so. Oder war nicht. Bloß Projektionen, die für nichts zeugen, ohne es ihrerseits im Dunkeln zu lassen. Sie stehen für den unauflösbaren Rest, den Überschuss jeden Darstellens, sein punctum (Roland Barthes). Offen bleiben müssen ihre Texturen, außen vor, was sie eigentlich buchstabierten: Schatten beunruhigen, verstören; und nur wer schneller schießt als sie, kann mit ihnen rechnen. Im richtigen Leben aber ist es der Teufel, der es wissen muss, dass sie wertlos, weil unschätzbar sind (Peter Schlemihl). Prekär und jederzeit im Verschwinden begriffen, insistieren sie doch darauf, was Georges Bataille einmal von der Poesie gesagt hat: ein Fenster aufs Schweigen zu sein. Ich kann aber davon nur sprechen, indem ich es negativ, immer noch und immer wieder darstelle. Es wird auf das, was ich tue, ein Schatten fallen, mein unbedingter Makel. Unabhängig und flüchtig, außer Kontrolle. Mit der Autonomie ihrer Schatten erklärt Kunst sich sodann einerseits selbst und andererseits schon für nicht mehr zuständig. Vermöge ihres Unvermögens, sich auszudrücken und damit ein für allemal zu erledigen, probiert sie sich, ihre Grenzen aus: was geht, wie viel oder wie wenig davon, und was nicht. Wie wenn Balzac (Das unbekannte Meisterwerk) oder Oscar Wilde (Das Bildnis des Dorian Gray) auf das mimetische Vorurteil setzen, es abgründlich unterlaufen und vom (Eigen-)Leben der Bilder erzählen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Studierende sollen sich, ihre Interessen einbringen. Sie können eigene (Diplom-)Arbeiten bzw. Aspekte davon, Berührungspunkte referieren. Themen der zur Beurteilung notwendigen Referate oder Essays sind vorher abzusprechen bzw. zu vereinbaren.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Beim Versuch, den selbtsreflexiven Verfahren und Anstrengungen von Kunst zuzuschauen, stößt Wissenschaft sich selber zu. Sie erfährt sich. Vom Beben der Darstellung (Werner Hamacher) erfasst, verschiebt sie zusehends ihre Gleichnisse, Nachweise der eigenen Unbeholfenheit. Schatten, ihre ebenso wie die von Kunst, machen mit Licht bzw. seinen Löchern auch insofern von sich reden, als sie vom blinden Fleck jener Wahrnehmung berichten können, die sich sich selbst zu vergewissern hoffte und enttäuschte. Bewegte, unbewegte Bilder sollen aufnehmen, was off the record bleiben muss und zeigen, dass Sehen/Nichtsehen Verbündete sind. Kein Versuch einer Wahrnehmung der Wahrnehmung ohne sie, keine Darstellung ohne Schatten.

Literatur

Hubertus von AMELUNXEN, Die aufgehobene Zeit. Die Erfindung der Photographie durch William Henry Fox Talbot, Berlin 1988.
Honoré de BALZAC, Das unbekannte Meisterwerk und andere Erzählungen, Zürich 2007.
Roland BARTHES, Die helle Kammer. Bemerkung zur Photographie, Frankfurt a. M. 1989.
Georges BATAILLE, Manet, Genf 1955.
Gottfried BOEHM (Hg.), Was ist ein Bild?, München 2006.
Volker BOHN (Hg.), Bildlichkeit. Internationale Beiträge zur Poetik, Frankfurt a. M. 1990.
Jacques DERRIDA, Die Wahrheit in der Malerei, Wien 1992.
Jacques DERRIDA, Recht auf Einsicht, Wien 1985.
Jacques DERRIDA, Aufzeichnungen eines Blinden. Das Selbstporträt und andere Ruinen, München 2008.
Denis DIDEROT, Schriften zur Kunst, Hamburg 2005.
Georges DIDI-HUBERMAN, Was wir sehen blickt uns an. Zur Metapsychologie des Bildes, München 1999.
Georges DIDI-HUBERMAN, Die leibhaftige Malerei, München 2002.
Georges DIDI-HUBERMAN, Bilder trotz allem, München 2007.
Werner HAMACHER, Das Beben der Darstellung. Kleists Erdbeben von Chili, in: ders., Entferntes Verstehen. Studien zu Philosophie und Literatur von Kant bis Celan, Frankfurt a. M. 1998, S. 235-279.
Geoffrey HARTMAN, Das beredte Schweigen der Literatur. Über das Unbehagen an der Kultur, Frankfurt a. Main 2000.
Sarah KOFMAN, Melancholie der Kunst, Wien 2008.
Gotthold Ephraim LESSING, Laookon. Briefe, antiquarischen Inhalts, Frankfurt a. M. 2007.
Jean-François LYOTARD, Philosophie und Malerei im Zeitalter ihres Experimentierens, Berlin 1986.
Maurice MERLEAU-PONTY, Phänomenologie der Wahrnehmung, Berlin 1974.
Maurice MERLEAU-PONTY, Das Sichtbare und das Unsichtbare, München 2004.
W. J. T. MITCHELL, Bildtheorie, Frankfurt a. M. 2008.
W. J. T. MITCHELL, Das Leben der Bilder, München 2008.
Mario PERNIOLA, Die Kunst und ihr Schatten, Berlin 2003.
Victor I. STOICHITA, Eine kurze Geschichte des Schattens, München 1999.
Oscar WILDE, Das Bild des Dorian Gray, Zürich 1999.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

II.2.1., 092: § 5(1)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36