Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

170114 SE MA (T) 2.3. "Verhandlungen des Subjekts" (2011S)

Methodenseminar. Paul Nizon

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Theorieseminar zur Theater-, Film- und Medienwissenschaft

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 90 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 21.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 28.03. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 04.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 11.04. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 02.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 09.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 16.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 23.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 30.05. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 06.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 20.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
  • Montag 27.06. 11:30 - 13:00 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das Leben im Gehen, es »er-fahren«. Eine Biografie des organisierten Zufalls, nach den Ordnungen der Straße - ihrer Auslagen und spiegelnden Oberflächen - gebaut. Geschrieben im Bewusstsein, sich nur abbilden zu können, ein Ich nur zu sein, wo es aufhört, sich eins einzureden. Schrift dann wurde und ist, was solches Selbsterfahren ausmacht: negatives Einverständnis. Ein Steckbrief, ja, aber der eines Verweigerers. Ich bleibe eine Behauptung; sie/mich immer wieder aufgestellt zu haben, ist das Verdienst von Paul Nizons Schreiben, »damit etwas stehe, auf dem ich stehen kann«. Seine »poetische Existenz« ist gleichwohl eine poetologische, und seine Texte sind »Hintergrundskizzen«, die Artikulation jener Nachträglichkeit des dargestellten Ichs, aber von vornherein.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Den Apparat solcher Anleitungen zur »Selbsterfindung« stellt das Lesen (ausgesuchte Texte werden beigestellt). Statt Handlungen zusammenzusetzen oder Themen vorzugeben, verschiebt es, einmal davon angesteckt (»vergiftet«), die Bezüge. Im Verfolg und in der (Re-)Produktion des Textes - der doppelten Zeugschaft - etabliert es das, was bei Nizon »Lebenssuche« heißt. Sein exzessives, »schreibfanatisches« Ich drückt sich daher, wo es sich regelmäßig aufschlagen lässt, vor den eigenen Buchdeckeln. Ausgemacht will es nicht sein, verhandelbar bleiben. Was mich voraussetzt, soll mich verabschieden.

Prüfungsstoff

Bataille-Texte, dekonstruktive Strategien attestieren Nizon Theorie-Affinitäten; sie müssen kein Schimpfwort sein. Nizon selber schreibt eine Prosa der Rückbezüglichkeit, der - ihrer diskreten zweiten Ordnung - gemäß nichts weitergehen kann. Denn wo nichts beschrieben wird und ausgesagt, stehen die Worte für sich. Sie belohnen das Lesen, misskreditieren das Verstehen. Unterdessen dreht Rudolf Arnheims »Psychologie des schöpferischen Auges«, als Einsicht ins Lesen als Sehen, an den Schnittmengen von Kunst und Wissenschaft Extrarunden. Dort, wo Paul Nizon das Leben im Gehen er-fährt.

Literatur

Rudolf ARNHEIM, Kunst und Sehen. Eine Psychologie des schöpferischen Auges, Berlin/New York 2000.
Georges BATAILLE, Die Freundschaft, München 2002.
Peter BÜRGER, Das Verschwinden des Subjekts, Frankfurt a. M. 1998.
Philippe DERIVIÈRE, Das Leben am Werk, Frankfurt a. M. 2003 (= es 2258).
Georges-Arthur GOLDSCHMIT, Des Pudels Kern. Ein Gespräch, Antworten auf Fragen von Tim Trzaskalik, Berlin 2008.
Werner HAMACHER, Entferntes Verstehen, Frankfurt a. M. 1998.
Christiaan L. HART NIBBRIG, Die Auferstehung des Körpers im Text, Frankfurt a. M. 1985.
Jochen HÖRISCH, Die Wut des Verstehens, Frankfurt a. M. 1998.
Martin KILCHMANN (Hg.), Paul Nizon, Frankfurt a. M. 1985.
Doris KROCKAUER, Paul Nizon. Auf der Jagd nach dem eigenen Ich, München 2003.
Friedrich NIETZSCHE, »Ecce homo« (1889), in: ders., Sämtliche Werke, hg. von Colli und Montinari, Bd. 6., München und Berlin/New York 1988, 255-374.
Paul NIZON, Am Schreiben Gehen, Frankfurt a. M. 1985.
Paul NIZON, Diskurs in der Enge. Verweigerers Steckbrief, Frankfurt a. M. 1990.
Paul NIZON, Über den Tag und durch die Jahre, Frankfurt a. M. 1991.
Paul NIZON, Das Auge des Kuriers, Frankfurt a. M. 1994.
Paul NIZON, Taubenfraß, Frankfurt a. M. 1999.
Paul NIZON, Gesammelte Werke, Frankfurt a. M. 1999.
Vincent VAN GOGH, In seinen Briefen, hg. von Paul Nizon (1959), Frankfurt a. M. 1977.
Robert WALSER, »Der Spaziergang« (1917), in: ders., Das Gesamtwerk, Bd. 3, Zürich/Frankfurt a. M. 1978, 209-277.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

II.2.1., 092: § 5(1)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36