170210 PS Proseminar "Konzepte und Techniken von Schau/Spiel" (2021W)

Keine Theaterfiguren stehen so paradigmatisch für die seit 1712 am Wiener Theater nebst dem Kärntnertor praktizierte "teutsche Comödie" wie Hanswurst und Bernardon, verbunden mit den Schauspielern Gottfried Prehauser (in der Nachfolge Joseph Anton Stranitzkys) und Joseph Felix von Kurz. Einen vollständigen Überblick über ihr reiches Schaffen in einem Semester zu vermitteln, ist ganz und gar unmöglich. Daher wird in der Lehrveranstaltung eine erste Annäherung an Prehauser und Kurz sowie ihr gemeinsames Agieren auf der Bühne aus historischer und theoretischer Perspektive gesucht. Im Kontext der Reitalianisierung des Kärntnertor-Ensembles werden Aspekte der konkreten italienischen Theater-Traditionen wie der Commedia all’improvviso, schauspieltheoretische Fragen und die Dramaturgie der Spieltexte thematisiert, von denen insgesamt drei aus jeweils einem Jahrzehnt besprochen werden: "Undanck ist der Welt ihr Danck / Der falsche Verdacht" (1737), "Die Betrügereyen des Hanß Wursts" (ca. 1746) und die Bernardoniade "Die von Minerva beschützte Unschuld oder die Vereinigung derer Liebesgötter" (ca. 1758).

Die Studierenden können Hanswurst und Bernardon im Theatergefüge des 18. Jahrhunderts verorten, einer bestimmten Tradition von Theater zuordnen und diese Entscheidung fundiert begründen. Sie können Spieltexte wie Szenarien beschreiben und klassifizieren, kennen die Grundprinzipien der deutschsprachigen Komödie sowie des von Prehauser und Kurz praktizierten Comödien-Stils.