Universität Wien
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170214 UE Übung "Körperpraktiken und Geschlechterinszenierungen" (2024W)

Wem gehört das Internet? Manosphere, Anti/Feminismus und digitaler Faschismus

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Di 21.01. 09:45-11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 08.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 22.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 29.10. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 05.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 12.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 19.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 26.11. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 03.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 10.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 17.12. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 07.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 14.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Dienstag 28.01. 09:45 - 11:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Journalistin Laura Bates erklärt in einem YouTube Shorts die „Manosphere“ zur Bezeichnung eines „particular online ecosystem“, in dem sich einigermaßen diverse, online agierende Gruppen versammeln, deren Aktivismus sich um die „dehumanization of women“ zentriere (Bates 2023; Ausschnitt aus: What is “The Manosphere”? 2023). Die Akteur*innen der Manosphere im englisch- und deutschsprachigen Raum erheben selbst den Anspruch, sich für (cis hetero) Männer als benachteiligte und bedrohte Gruppe einzusetzen. Ihre Selbstdarstellung basiert auf der antifeministischen Annahme, die Gesellschaft sei beherrscht von feministischen Frauen und einer unnatürlichen, mithin falschen Geschlechterordnung (Banet-Weiser 2018). Der Ort oder die Sphäre, in der sie sich vornehmlich aufhalten und enorm viel Aufmerksamkeit generieren, ist das Internet. Etwas konkreter: es sind Accounts (auf TikTok, Facebook, Instagram, X), (reddit) Foren, Blogs, Podcasts, YouTube Kanäle, Kommentarspalten, Twitch-Streams, Image Boards (4Chan, 8Chan) und Webzeitungen. Das heißt es sind privatunternehmerisch geführte Medienplattformen, auf denen bestimmte Medienformate produziert, distribuiert und konsumiert sowie ökonomisch verwertet werden, die hier in der Raummetapher einer männlich dominierten online Sphäre aufgehen. Es ist mithin sehr naheliegend, die Manosphere einer medienkulturwissenschaftlichen Analyse zu unterziehen, was in diesem Kurs geschehen soll. Die Frage „wem gehört das Internet?“ kündigt ein Zusammendenken von männlich kodierter Dominanz mit den medientechnischen und (aufmerksamkeits)ökonomischen Bedingungen der In-Besitznahme von medialen Räumen und Öffentlichkeit an, das für diesen Kurs leitungsgebend ist.

Perspektivierung/Ziele:
Wir werden drei miteinander verschränkte Ebenen behandeln. (1) Herstellung von vergeschlechtlichten Subjekten – wer ist ein Mann, wie geht es ihm, was kann er (nicht mehr), ist er souverän oder Opfer?... (2) Medienpraktiken und mediale Strategien, die die Wahrnehmungs- und Affektkulturen der Manosphere und darüber hinaus herstellen. (3) Übergreifende politische Zusammenhänge, die sich u.a. mit den Schlagworten Anti/Feminismus, White Supremacy, antisemitische Verschwörungsideologien, Geschlechterverhältnisse etc. adressieren lassen.
Der Kurs wird sich aus medienkulturwissenschaftlicher und intersektional queerfeministischer Perspektive mit diesen Ebenen befassen. Es wird ein Einstieg in die Beforschung von online Medien durch die Erarbeitung wichtiger Begriffe geleistet – was sind digitale Öffentlichkeiten (Breljak and Mühlhoff 2019), wie untersucht man Social-Media-Phänomene (Eickelmann and Meis 2023), was sind Strategien des digitalen Faschismus (Marcks and Fielitz 2020)? Die genannten Ebenen werden stets in ihrer medialen Verfasstheit analysiert. Das heißt anti/feministische Kämpfe werden im Kurs anhand von historischen und aktuelleren Medienereignissen und Medienpraktiken betrachtet und auf ihre medienspezifischen Kontexte, Technologien und Ästhetiken hin untersucht. Beispiele sind etwa das „Trollen“, Gamergate, Depp v. Heard, Pick up Artists, Incels, AltRight-Bewegung.

Methode/Didaktik: Input durch die Dozentin in Form kurzer Vorlesungseinheiten mit Diskussion im Plenum. Gruppenarbeiten, in denen eigenständige Analysen erarbeitet und anschließend im Plenum diskutiert werden. Gemeinsame Sichtung von Material. Close Reading. Bereitgestellte Texte sind vor den Seminareinheiten vorzubereiten. Schreibaufgaben, die kursbegleitend erstellt werden.

Care: Es wird regelmäßige, vorher geplante Pausen, Check-Ups und (so gut es geht) Transparenz darüber geben, was genau, wann thematisiert wird.

Konkrete Literatur wird noch bekannt gegeben.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Es gibt drei Prüfungsleistungen, es werden maximal 100 Punkte vergeben.

Teil 1: Übungsteil insgesamt 40 Punkte

Jede*r Teilnehmer*in verfasst 2 Lesekarten.
Eine Lesekarte ist die Zusammenfassung eines wissenschaftlichen Textes im Fließtext in wissenschaftlicher Sprache im Umfang von maximal 2 Seiten (1,5 Zeilen Abstand, Times New Roman 12pt.). Sie beinhaltet Zitate und Paraphrasierungen inklusive bibliographischer Angaben. Die Lesekarte wird vor der Sitzung abgegeben.
Bewertung: Bestanden/nicht Bestanden (20 Punkte)

Jede*r Teilnehmer*in verfasst 2 freie Reflektionen.
Eine freie Reflektion befasst sich mit der Frage »Was hat das mit mir zu tun?«. Sie soll sich auf den Kursinhalt beziehen und nach einer Kurseinheit verfasst werden. Sie kann in beliebigem Stil (Blogpost, Artikel, tagebuchähnlich, Prosa) verfasst sein und muss keinen wissenschaftlichen Standards entsprechen. Sie umfasst mindestens eine Seite Fließtext (Times New Roman, 1,5 Zeilen abstand, 12 pt).
Bewertung: Bestanden/nicht Bestanden (20 Punkte)

Teil 2: bewerteter Teil – Referat/Präsentation
Jede*r Teilnehmer*in wird sich an einer Gruppe (mx. 4 Personen) beteiligen, die ein Beispiel und einen Text für die Einheit so aufbereitet, dass sie im Plenum besprochen und diskutiert werden kann. Das Referat soll ca. 15 Minuten dauern. Es gibt Folien oder ein Handout, die das Präsentierte auch im Nachhinein nachvollziehbar machen. Nicht jede Person in der Gruppe muss mündlich präsentieren. Alle Personen in der Gruppe werden mit derselben Note beurteilt.

Bewertung: Benotet (60 Punkte)

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Hinweise der SPL TFM:
Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.

Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).

Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung eine mündliche Reflexion ("Notenrelevantes Gespräch") der abgegebenen schriftlichen Hausarbeit vorsehen, die erfolgreich zu absolvieren ist.

Die Erbringung aller Teilleistungen ist Voraussetzung für eine positive Beurteilung, wenn nicht explizit etwas anderes vermerkt wurde.

Alle Studierenden, die einen Lehrveranstaltungsplatz erhalten haben, sind zu beurteilen, sofern sie sich nicht zeitgerecht abgemeldet haben oder unverzüglich nach Wegfall des Hindernisses einen wichtigen Grund für die Nichtdurchführung der Abmeldung glaubhaft machen.

Bei Vorliegen eines solchen Grundes (z.B. eine längere Erkrankung) kann die*der Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden.
Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich zu stellen. Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und entsprechend erfasst.

Dies und weitere Bestimmungen finden sie im studienrechtlichen Satzungsteil: https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.

Wenn Sie eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben und sich für einen vierten Antritt anmelden wollen, kontaktieren Sie bitte die StudienServiceStelle Theater-, Film- und Medienwissenschaft.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Note setzt sich aus den zwei Teilleistungen zusammen (die drei Aufgaben umfasst).
Diese sind unterschiedlich gewichtet (siehe Prüfungsmodalitäten)

Ausführliche Anforderungen werden im Kurs auf Moodle bereitgestellt.

Der Beurteilungsmaßstab:

100 – 91 = 1 (1,3 – 1,7)
90 – 76 = 2 (2,3 – 2,7)
75 – 61 = 3 (3,3 – 3,7)
60 Punkte = 4
Ab 59 = n.b.

Prüfungsstoff

Lesekarte: Sie zeigen, dass Sie sich mit wissenschaftlichen Texten auseinandersetzen können. Sie können richtig zitieren und paraphraiseren. Sie sind fähig, verschiedene wissenschaftliche Diskurse zu erfassen und ihre Inhalte in klar strukturierten eigenen Formulierungen wieder zu geben. Sie können sich an vorgegebene Maßgaben an Umfang und Stil halten.

Freie Reflektion: diese Aufgabe soll Sie vor allem dazu anregen, die Themen auf sich selbst zu beziehen. Somit können Sie Ihre eigene Positionierung reflektieren und mgölicherweise ein eigenständiges, 'Forschungs'-Interesse an einem der Gegenstände entwickeln.

Präsentation/Referat: Sie können wissenschaftliche Theorien mit Beispielanalysen kombinieren. Sie haben die Fähigkeit, konkrete mediale Phänomene medienwissenschaftlich zu analysieren und diese mündlich zu präsentieren. Sie können komplexe Inhalte übersichtlich auf Folien oder Handout zusammenfassen. Sie können sich in einer Gruppe organisieren. Sie üben sich im wissenschaftlichen Sprechen und Argumentieren.

Literatur

Vorläufige Literaturliste (kann sich noch ändern)

Banet-Weiser, Sarah. 2018. Empowered: popular feminism and popular misogyny. Durham, London: Duke University Press.
Bates, Laura. 2023. How the internet is Radicalizing Young Men And Creating Incels | Offline With Jon FavreauPodcast, YouTube.
Breljak, Anja, and Rainer Mühlhoff. 2019. Was ist Sozialtheorie der digitalen Gesellschaft? In Affekt Macht Netz, 22:7–36. Digitale Gesellschaft. Bielefeld: transcript.
Eickelmann, Jennifer, and Mareike Meis. 2023. Diffraktive Ethnografie Sozialer Medien: Diskurs – Ästhetik – Materialität. In Handbuch Digitale Medien und Methoden, ed. Sven Stollfuß, Laura Niebling, and Felix Raczkowski, 1–25. Wiesbaden: Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36629-2_14-1.
Ganzert, Anne, Philipp Hauser, and Isabell Otto, ed. 2023. Following: Ein Kompendium zu Medien der Gefolgschaft und Prozessen des Folgens. In Following. De Gruyter. https://doi.org/10.1515/9783110679137.
Marcks, Holger, and Maik Fielitz. 2020. Digitaler Faschismus: Die sozialen Medien als Motor des Rechtsextremismus. Berlin: Dudenverlag.
What is “The Manosphere”? 2023. YouTube Shorts.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 14.10.2024 12:46