Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

170215 UE Übung "Körperpraktiken und Geschlechterinszenierungen" (2025S)

towards a poor theatre - Wie viel Selbstausbeutung verträgt die Kunst? Mythen, Missverständnisse und UmWege im experimentellen Theater des 20. und 21. Jahrhunderts.

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
Fr 07.03. 13:15-14:45 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Lehrveranstaltung findet geblockt statt. Beim ersten Termin gibt es eine kurze Einführung in die Themenfelder und die Literatur, die verwendet werden kann, um sich für die weiteren Termine vorbereiten zu können.

  • Freitag 04.04. 13:15 - 18:15 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
  • Samstag 05.04. 09:45 - 14:45 Seminarraum 1 2H316 UZA II Rotunde
  • Freitag 13.06. 13:15 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Samstag 14.06. 09:45 - 16:30 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In dieser Lehrveranstaltung soll ein Einblick geschaffen werden, wie "Freie" Experimentelle TheaterSchaffende und sogenannte TheaterRevolutionierende, wie Jerzy Grotowski, Peter Brook, Ariane Mnouchkine, Augusto Boal ua. Konzepte der Reduktion entwickelten, die existentieller materieller Armut oft zum Verwechseln ähnlich sahen bzw. auch waren. Tatsächlich war dieser Zustand meist bewusst provoziert, um die damit einhergehende Provokation auch als kreatives Moment ins Spiel zu bringen. Viele dieser Armen Theater verfügten oft über gar nicht so wenige finanzielle Mittel, verlangten aber meist von den MitWirkenden ein großes Maß an SelbstAufgabe oder Dilettantismus (vgl. Christoph Schlingensief) um zu ihren Zielen zu gelangen. So soll diese Lehrveranstaltung eine Annäherung versuchen an gewisse Klischees, Mystifizierungen und gesellschaftliche Anforderungen und gleichzeitig einen groben Überblick ermöglichen, wie sich gewisse Bilder in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben.
Dass aus der Enge, Not, Unterdrückung und Armut immer wieder besondere kreative Werke entstehen, mag schon stimmen, und vielleicht kann mensch so weit gehen und behaupten, dass so manche Verzweiflung wichtig war und zu sogenannten Revolutionen in der Kunst geführt hat, aber ist diese Annahme nicht mehr wirklich zeitgemäß. Wir sehen immer besser, dass unsere komplexen Formen des KoExistierens und die Anforderungen unseres Planetens sichere Räume und gesunde Körper für die extrem hohen Ansprüche an kreatives Schaffen voraussetzen. Nach wie vor werden von Förderstellen, Festivals, Theatern etc. ein hohes Maß an Selbstausbeutung vorausgesetzt, so hoch wie in kaum einem anderen Berufsfeld. Beziehungsweiße sind die gesetzlichen Grenzen in kaum einem anderen Bereich so schwammig, wie in dem der Kunst- und KulturSchaffenden.
Deshalb werden in der Lehrveranstaltung aktuelle Beispiele gezeigt und diese historischen und theaterhistorischen Entwicklungen gegenübergestellt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Kurzer Text zu einem selbst gewählten Bereich der LV (1-5 Seiten) bis zur ersten BlockEinheit (4.4.) (30%). Gemeinsame Erarbeitung (ca. 4 Personen) eines Themenfeldes und Vorstellung der Fragestellung (4.4.-5.4.) (30%). Ausarbeitung der in der Gruppe definierten Fragestellung und Präsentation in Form eines Referats, Videos, Performance oder Installation an den letzten beiden Terminen (13.6.-14.6.) (40%).

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Hinweis der Studienprogrammleitung: Wir möchten faire Bedingungen für alle Studierenden sicherstellen. Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen. Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann gestattet, wenn dies ausdrücklich eingefordert wird. Alle Informationen zu Ihren Rechten und Pflichten finden Sie in der Satzung, https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Maximale konsequenzlose Fehlzeit: 180 Minuten. Für eine positive Gesamtnote wird vorausgesetzt, dass alle Teilleistungen erbracht werden. Der Augenmerk bei der Beurteilung liegt auf den Fähigkeiten der eigenständigen Arbeit und nachvollziehbaren Auseinandersetzung mit geisteswissenschaftlichen und künstlerischen Aspekten.

Prüfungsstoff

Literatur

Adorno, Theodor W. & Horkheimer, Max: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Fischer Taschenbuch Verlags GmbH: Frankfurt am Main, 2004.

Agamben, Giorgio: Homo sacer; Die souveräne Macht und das nackte Leben. Suhrkamp: Frankfurt am Main, 2002.

- Profanations. Übersetzt von Jeff Fort. ZONE BOOKS: New York, 2007.

- Profanierungen. Suhrkamp: Frankfurt am Main, 2005.

Anzaldúa, Gloria: Borderlands; La Frontera; The New Mestiza. Aunt Lute Books: San Francisco, 4. Auflage (1.Auflage 1987), 2012.

Artaud, Antonin: Das Theater und sein Double. Erweiterte Neu-Ausgabe. Matthes & Seitz Verlag: München, 1996

Cortina, Adela: Aporophobia. Why We Reject the Poor Instead of Helping Them. Princeton University Press: Princeton, New Jersey, 2022.

Grotowski, Jerzy: Towards a Poor Theatre. Towards a Poor Theatre. Hsg. von Eugenio Barba. Erstauflage 1968 Odin Teatret Forlag. Nachdruck Methuen, London 1975.

Keating, Ana Louise [Hg]: The Gloria Anzaldúa Reader. Duke University Press: Durham und London, 2009.

Mader, Elke: Anthropologie der Mythen. Facultas Verlag: Wien, 2008.

Richards, Thomas: Theaterarbeit mit Grotowski an physischen Handlungen. Alexander Verlag: Berlin, 1995.

Schneider, Rebecca: The Explicit Body in Performance. Routledge; London, 1997.

Barba, Eugenio: Kulturelle Identität und Professionelle Identität. In: Flamboyant. Schriften zum Theater. Das
Lernen zu lernen. ISTA. Internationale Schule für Theateranthropologie. Heft 3. Frühjahr 1996. S 8-14.

Barba, Eugenio: Wiederkehrende Prinzipien. In: Der sprechende Körper. Texte zur Theateranthropologie. Hrsg. v. Walter Pfaff, Erika Keil, Beat Schläpfer. Museum für Gestaltung Zürich, Berlin 1996/1997. S 77-98.

Benjamin, Walter: Kapitalismus als Religion. In: ders.: Gesammelte Schriften; Bd. VI. Suhrkamp: Frankfurt am Main, 1985. S 100-102.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Do 16.01.2025 17:06