Universität Wien
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170224 UE Übung "Medienübergänge" (2020W)

Die proto-digitale Avantgarde

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 13.10. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 20.10. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 27.10. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 03.11. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 10.11. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 17.11. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 24.11. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 01.12. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 15.12. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 12.01. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 19.01. 09:45 - 11:15 Digital
  • Dienstag 26.01. 09:45 - 11:15 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die historische Avantgarde einen Vorläufer des digitalen Zeitalters zu nennen erneuert die epistemologische Spannung ihrer künstlerischen Experimente.

Das Bühnenbild der futuristischen Oper Sieg über die Sonne in Petersburg 1913 von Kasimir Malewitsch nimmt sein berühmtes Gemälde Schwarzes Quadrat vorweg, das keinen Gegenstand der Natur mehr nachahmt. Zugleich zerhacken die Bühnenscheinwerfer stroboskopisch die Bewegung der Figuren und imitieren derart das neue, noch ruckartige Licht des Filmprojektors.

Der Film selbst verwandelt in einer Art proto-digitalem Verhalten das analoge Kontinuum in seine kleinsten Einheiten, in abstrakte Zeichen, um die einzelnen Kader in einer frenetischen Montage zu rekombinieren und derart die Realität zu attackieren: Er stellte sie unter dem Aspekt ihrer Veränderbarkeit dar.

Die kleinsten Einheiten der jeweiligen Kunstform interessieren die Avantgarde. In einem analytischen Überschwang versucht sie deren Grundelemente in ihrer reinen, puren Form zu destillieren: „Das Wort als solches“ in der Poesie; Farbe, Fläche und Konstruktion in der Malerei; die Bewegung der Körper und die inszenierte Stimme im Raum des Theaters; – „der Aufstand der Dinge“ im Alltag.

Was wir eine frühe digitale Geste nennen könnten, überwand die historischen Wahrnehmungsgewohnheiten und kündigte eine neue Art die Welt zu sehen an. Und das Kunstwerk zeigte „wie es gemacht ist“. Auch die anderen Medien und Künste wurden von diesen ebenso generellen wie generösen Gesten affiziert: das Radio und das Epische Theater, die Malerei und das Ausstellungswesen, die Buchgestaltung, die Architektur und das Design.

Drei zentrale künstlerische Verfahren: generalisierte Unterbrechung, strategische Navigation und transparente Ausstellung machen die historische Avantgarde zu unserer Zeitgenossin.
Die Lehrveranstaltung untersucht die analytischen, ästhetischen und hymnischen Qualitäten dieser Verfahren anhand ausgewählten Materials und diskutiert die Reichweite des Begriffs „Proto-digital“.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit, Präsentationen, schriftliche Abschlussarbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

physische und geistige Präsenz

Prüfungsstoff

immanent

Literatur

Literatur:

Klemens Gruber, Die polyfrontale Avantgarde. Medien und Künste 1912-1936, Wien: Sonderzahl 2020.

Annette Michelson, “Camera lucida / camera obscura”, in: Artforum, vol. XI, no. 5, Jan. 1973, S. 30-37; dt. in: Maske und Kothurn. Internationale Beiträge zur Theater-, Film- und Medienwissenschaft, 65. Jg., Heft 3-4/2019 (in Vorbereitung).

Jens Schröter, „Analog/Digital – Opposition oder Kontinuum?“, in: Jens Schröter / Alexander Böhnke (Hg.): Analog/Digital – Opposition oder Kontinuum? Zur Theorie und Geschichte einer Unterscheidung, Bielefeld: transcript 2004, S. 7-30.

Materialien:

Art into Life. Russian Constructivism 1914 – 1932, Ausst. Kat., Henry Art Gallery, University of Washington, New York: Rizzoli 1990.

Oliver A.I. Botar, Sensing the Future: Moholy-Nagy, die Medien und die Künste, Zürich: Lars Müller 2014.

Leah Dickerman, Inventing Abstraction 1910-1925. How a Radical Idea Changed Modern Art, New York: The Museum of Modern Art 2012.

Camilla Gray, The Russian Experiment in Art 1863-1922, London: Thames and Hudson 1962; dt. Das große Experiment. Die russische Kunst 1863 – 1922, Köln: DuMont 1963.

Wolfgang Hagen, „Die Entropie der Fotografie. Skizzen zu einer Genealogie der digital-elektronischen Bildaufzeichnung“, in: Herta Wolf, Paradigma Fotografie. Fotokritik am Ende des fotografischen Zeitalters. Bd. 1. Frankfurt: Suhrkamp 2003, S. 195-235.

Roman Jakobson, „Die ‚Zukunftianer’ und die Wissenschaften“, in: Felix Philipp Ingold, Der große Bruch. Rußland im Epochenjahr 1913. Kultur Gesellschaft Politik, München: Beck 2000, S. 448-457.

El Lissitzky, „Unser Buch”, in: Gutenberg-Jahrbuch, Mainz 1926/27, S. 172-178, gek. in: El Lissitzky, Maler Architekt Typograf Fotograf. Erinnerungen Briefe Schriften. Übergeben von Sophie Lissitzky-Küppers, Dresden: Verlag der Kunst 1967, S. 361-364.

Kazimir Malevich and the Russian Avant-Garde, Ausst. Kat., Amsterdam: Stedelijk Museum 2014.

Sieg über die Sonne. Aspekte russischer Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Ausst.- Kat., Akademie der Künste, Berliner Festwochen, Berlin: Frölich & Kaufmann 1983.

Weitere Literatur wird zu Semesterbeginn bekanntgegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:18