Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

170225 UE Übung "Medienübergänge" (2020W)

Kunstmanifeste: vom Kunsttext zur Kunst- und Lebenspraxis

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Der Termin am 12.10. wird online (ZOOM) abgehalten. Alle weiteren Termine und aktuelle Termine immer auf moodle!

  • Montag 12.10. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 19.10. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 09.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 16.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 23.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 30.11. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 07.12. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 14.12. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 11.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 18.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde
  • Montag 25.01. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2H510 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

“Ein Manifest ist eine Mitteilung an die ganze Welt, deren einziger Anspruch die Entdeckung des Mittels ist, sofort die politische, astronomische, künstlerische, parlamentarische, agronomische und literarische Syphilis zu heilen. Es kann sanft, bieder sein, es hat immer recht, es ist stark, kraftvoll und logisch" erklärt Tristan Tsara im Dada Manifest über die schwache Liebe und die bittere Liebe (1920). Der Begriff Manifest (lateinischen manifestus) bedeutet offenbar, augenscheinlich. Manifeste sind Grundsatzerklärung, in der Richtlinien, ein politisches Programm (z.b. Manifest der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels), Positionen festgehalten und öffentlich gemacht werden. Am Beginn des 20. Jahrhunderts entstehen durch die Autonomiebestrebungen der Künstler*innen eine Reihe von Kunstmanifesten. Kunstmanifeste bestehen aus Anweisungen, enthalten eine Programmatik, die die wesentlichen Punkte des Kunstprogramms zusammenfasst. Meist gehen Manifeste jedoch über den Aspekt der Kunst hinaus, wollen vielmehr auch eine Programmschrift und Anweisungen für die Wertevorstellungen des (Alltags)Lebens geben, definieren umfassende Kriterien, beziehen politische und gesellschaftliche Positionen ein. Die Erneuerung des Anspruchs von Kunst, die Neuschaffung von Inhalten und Korrespondenzen stehen im Mittelpunkt. Die Kritik richtet sich gegen all jene Kunstrichtungen und Lebensmaximen, die in Opposition zu den Forderungen einer einzelnen Künstler*in oder eine Gruppe von Künstler*innen stehen. Nicht selten weisen Manifeste auf den politischen Anspruch von Kunst hin. Die Erklärungen richten sich an eine Öffentlichkeit, wollen gehört, gesehen und gelesen werden. Doch wie verhält es sich mit der praktischen Umsetzung, bleiben Kunstmanifeste Theorie, utopische Gedankensammlung, sind sie selbst ein Kunstmedium? Die schriftliche Aussagen dieser Textsorte weisen in der Gestaltung von Layout, im Grafikdesign auf Alleinstellungsmerkmale hin, bedürfen über den Text/Schrift hinaus der Kommunikation, wollen gesprochen, gesungen, performt werden.
Das wohl bekannteste ist das Futuristische Manifest von 1909, verfasst von Filippo Tommaso Marinettis, das er am 20. September 1909 zur Gründung des Futurismus im Pariser Figaro veröffentlicht hatte. In ihren zahlreichen Manifesten und Proklamationen bekämpften die Futuristen die Ästhetik der traditionellen Kunstauffassung. Wer sich ihrer Lebensphilosophie und Weltanschauung entgegenstellte, wurde rücksichtslos attackiert. Die Aggressivität in der Wortwahl, die Radikalität kategorischer Forderungen lässt bisweilen an Kampfschriften denken und ist nicht nur dem Futuristen eigen. Schlagwortartig werden Ziele formuliert, Begriffe, Vergleiche als Leitbilder geprägt. Manifeste sind Kunstkritik, Kommentar zum eigenen Werk, Kunsttheorie, doch die Zu- und Einordnung widersetzt sich mitunter definierten Kriterien.
Ausgewählte Beispiele: Futuristisches Manifest 1909, 1914 von Filippo Tommaso Marinetti; Dada-Manifest 1916 von Hugo Ball; Surrealistisches Manifest 1924 von André Breton; COBRA-Manifest 1948 von Asger Jorn, Christian Dotremont, Constant u.a.; Wolf Vostell Manifest 1963, Situationistisches Manifest 1960; Ich bin für ein Kunst … Manifest, 1961 von Claes Oldenburg; Fluxus-Manifest 1963 von George Maciunas; Joseph Beuys Manifesto 1970, Valie Export Women's Art. A manifest 1972; Ein Cyborg-Manifest 1985 von Donna J. Haraway; Was unsere Kunst bedeutet 1986 von Gilbert und George; Paul B. Preciado: Kontrasexuelles Manifest 2000; Ai WeiWei Manifest ohne Grenzen 2019; Jonathan Meese Maschine K.U.N. S. T, 2019.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Ziele, Methode
Die LV ist als artistic research gemeinsam mit SelfSightSeeing Company
gedacht, nach Maßgabe stehen nunmehr folgende Optionen zur Auswahl, die Präsentationen erfolgen am Ende des Semesters wahlweise entweder in schriftlicher Form einer Seminararbeit, als selbst gestalteter Video/Filmbeitrag, als Tagebuchskizze etc. Die Form der Gestaltung der Abschlussarbeit bleibt den Ideen der Student*innen vorbehalten. Während des Semesters Gespräche via ZOOM, zu den Zeiten der LV (nicht wöchentlich). Generalthema: Reflexion über ausgewählte Kunstmanifeste. 3 Optionen der theoretischen und praktischen Auseinandersetzung stehen zu Wahl. 1) Ausgehend von der Textsorte Manifest sollen die künstlerische Programmatik und Positionierung von Manifesten innerhalb des jeweiligen gesellschaftspolitischen und historischen Kontext befragt und die Handlungsanweisungen, die systemkritische, gesellschaftspolitische und kunstimmanenten Aspekte der Manifeste untersucht werden, Eine weitere Möglichkeit für Student*innen besteht darin, 2) über das Medium Schrift/Text hinaus in Lifeacts die Programmatik ausgewählter Manifeste zu erproben oder als weitere Möglichkeit 3) ein eigenes Manifest zu entwerfen und deren Handlungsanweisungen zu erproben. Im Unterschied zur institutionalisierten Forschung welche auf scheinbar objektiven Methoden basiert, ist die kunstbasierte Forschung ein Forschungszugang der Emotionalität. Der eigene Erfahrungsraum wird als prozessbegleitendes Phänomen integriert. Im künstlerischen Prozess Involvierte und Beobachtende stellen Fragen anders, stellen anderes in Frage. Die gewonnenen Einflussfaktoren werden bewusst aufgezeigt und durch reflexive Verfahrensweisen gelingen Mehrfachbelichtungen und Überlagerungen. Wie emotional, kreativ und imaginativ darf und soll Forschung sein?

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung
Erwartet wird von den Teilnehmer*innen Eigenengagement, Ideenreichtum, Lust an aktiver Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis von Manifesten, Diskussionen mit der SelfSightSeeing Company. Kunstmanifeste in Geschichte und Gegenwart, Kunsttheorien und angewandte Kunstpraxis
Bewertung:
Erstellung eines Plans der Vorgangsweise und Arbeitskonzept 50%
Präsentation (schriftl. Seminararbeit oder Video/Filmbeitrag, Tagebuch, Skizzen, etc.) 50%

Prüfungsstoff

Ausgewählte Kunstmanifeste

Literatur

siehe moodle

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21