170233 UE Übung "Inszenierte Räume" (2015S)

Obwohl astronomische und kosmologische Betrachtungen einen traditionsreichen Topos in der Philosophie, Literatur und (Natur)Wissenschaft darstellen, lässt sich der Beginn der Raumfahrt im 20. Jahrhundert als einen Einschnitt begreifen, was sich auch in der Literatur und im Film niederzuschlagen scheint, "denn das Anvisieren neuer Grenzen und die Ausbreitung ins Sonnensystem bedeutet einen Einbruch in Räume", die, wie Helmuth Plessner es formuliert hat, vorher lediglich dem "frommen Anblick, dem andächtigen Gefühl und der sinnenden Betrachtung" vorbehalten waren.
Ausgangspunkt und Rahmen des Seminars bildet die Annahme, dass diese Konstellation aus der Mitte des 20. Jahrhunderts als Übergang von der See- zur Raumfahrt zu denken ist, der sich einerseits technik-, ideologie- und kulturgeschichtlich niederschlägt und andererseits an neue (und alte) Raumerfahrungen und -visionen geknüpft ist.
Anhand von verschiedenen Materialien sollen die verschiedenen filmischen und literarischen Darstellungsweisen von der See- zur Raumfahrt und motivisch-inhaltlichen Übersetzungen entfaltet und diskutiert werden. In diesem Kontext sollen u.a. folgende Fragen thematisiert werden: Inwiefern korrespondieren die unendlichen Weiten des Meeres strukturell mit dem unendlichen und unermesslichen Raum des Weltalls? Wo finden sich Bezüge zu den Themen der Nautik und des "Nomos"; sowie zu denen der Astro-Nautik und des "Astro-Nomos"?
Weiterhin werden im Seminar immer auch die Übergänge zwischen wissenschaftlichen und künstlerischen Darstellungsformen zwischen Science in Fiction und Fiction in Science im 19. und 20. Jahrhundert in den Blick genommen und diskutiert werden.