Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

170516 UE "Damit nicht das heidnische Unwesen der öffentlichen Schau=Spiele unter uns einreisse" (2016S)

Theater im Prozess der Legitimation

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Freitag 08.04. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Freitag 20.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Samstag 21.05. 09:00 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Freitag 27.05. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Samstag 28.05. 09:00 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Freitag 03.06. 16:45 - 18:15 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Samstag 04.06. 09:00 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde
  • Sonntag 05.06. 09:00 - 14:45 Seminarraum 2 2H415 UZA II Rotunde

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziel der Lehrveranstaltung ist es, den unter protestantischem Einfluss geführten Legitimationsprozess von Theater am Beispiel der hamburgischen Gänsemarkt-Oper und des damit verbundenen Ersten Hamburgischen Theaterstreits als Modell und dessen nachhaltende Wirkung für die Institutionalisierung des Theaters im deutschsprachigen Raum zu analysieren.

Mit der Eröffnung des Opernhauses am Hamburger Gänsemarkt sahen sich (nicht nur) die protestantischen Theologen der Hansestadt eines bisher unbekannten Phänomens ausgesetzt: Theater zuvor eine temporär beschränkte Angelegenheit des Hofes oder des Marktes war nun erstmals im eigenen Kulturraum als dauerhafte und prinzipiell jedermann zugängliche Institution zu erleben, bespielt von einem ortsansässigen Ensemble. Kein Wunder also, dass die Gänsemarkt-Oper recht schnell in den Fokus theologischer Auseinandersetzungen geriet, die im so genannten Ersten Hamburgischen Theaterstreit der Jahre 1681 bis 1688 kulminierten. Dabei ging es gar nicht um moralische oder ästhetische Bedenken gegen die Gattung Oper. Strittig war nicht, was gespielt wurde, sondern dass überhaupt gespielt wurde. Je nach protestantischem Lager herrschte darüber eine divergierende Auffassung: Während die Fraktion der Pietisten jegliche Form von Theater als »opera diabolica« betrachteten, konnten die orthodoxen Lutheraner Theater unter gewissen Voraussetzungen als »Tugendschule« verteidigen. Weit über den Hamburger Gänsemarkt hinauswirkend führten diese Auseinandersetzungen zur Anerkennung bestimmter Praktiken als Theater, während andere Praktiken wie bspw. die Commedia all’improvviso sie hatte in den frühen am Gänsemarkt aufgeführten Opern durchaus noch Spuren hinterlassen kategorisch aus dem Begriff des Theaters ausgeschlossen wurden.
Ausgehend von Goethes These, dass die Deutschen »ohne es zu wollen, nach den Anforderungen der Geistlichkeit, ihre Bühne gebildet« hätten (vgl. Deutsches Theater, 1811), soll in der Lehrveranstaltung der Hamburgische Theaterstreit exemplarisch für die Legitimation von Theater im deutschsprachigen Raum untersucht werden. Dabei wird am Beispiel der Gänsemarkt-Oper ersichtlich, dass in diesem Anerkennungsprozess verschiedene europäische Theaterpraktiken und damit verbundene Schauspielstile erprobt wurden, bis sich im frühen 18. Jahrhundert unser scheinbar bis heute gültiges bürgerliches Theaterverständnis herausgebildet hat. Paradoxerweise bildeten dabei gerade die Auseinandersetzungen um die Gänsemarkt-Oper eine wesentliche Voraussetzung für die späteren Schaubühnen-Diskurse der Aufklärung und einen damit verbundenen normativen Theaterbegriff.

In drei thematischen Blöcken sollen ausgehend von der Methodik einer kulturhistorisch orientierten Theaterhistoriographie die theologischen Auseinandersetzungen des Theaterstreits exemplarisch im Gefüge zu den theatralen Praktiken der Zeit analysiert werden. Neben methodischen Fragen zur Theaterhistoriographie und des Wissens über Theater werden dabei auch theateranthropologische Aspekte in ihrer historischen Bedingtheit berücksichtigt. Ziel ist dabei nicht nur eine Kontextualisierung bzw. Vertiefung theaterhistorischer Aspekte, sondern primär auch die Vermittlung theoretisch-methodischer Leitfragen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Leistungskontrolle erfolgt durch die Übernahme einer Moderation der zu diskutierenden Texte sowie einer schriftlichen Ausarbeitung unter Verwendung der erlaubten Hilfsmittel (vgl. Literaturliste).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Der positive Abschluss der Lehrveranstaltung setzt eine regelmäßige, aktive Teilnahme an der Lehrveranstaltung voraus. Die schriftliche Ausarbeitung hat den Anforderungen des Wissenschaftlichen Arbeitens gerecht zu werden. Die Gesamtnote setzt sich aus einer Beurteilung des Referats/der Moderation sowie der schriftlichen Ausarbeitung zu jeweils 50% zusammen.

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff sind Inhalte und Methoden der Lehrveranstaltung, ausgehend von der jeweils übernommenen Moderation.

Literatur

Den Teilnehmer_innen der Lehrveranstaltung steht rechtzeitig vor Beginn eine umfangreiche Literaturliste und Auszüge aus den relevanten historischen Quellen sowie weiterführende Sekundärliteratur (als pdf zum Download) als Download zur Verfügung.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 02.04.2022 00:21