Universität Wien
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170543 UE CINEPHILIA #Diagonale 2017: Film (mit-)fabrizieren (2016W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 24.10. 18:30 - 21:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
    Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Montag 07.11. 18:30 - 21:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
    Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Montag 21.11. 18:30 - 21:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
    Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Montag 05.12. 18:30 - 21:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
    Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Montag 09.01. 18:30 - 21:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
  • Montag 30.01. 18:30 - 21:30 Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5
    Hörsaal 16 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 5

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Filmfestivals sind gewissermaßen "Multiplexe der Cinephilie" (Marijke de Valck). Sie haben die "traditionelle Funktion von Kino" längst übernommen, sind inzwischen die "wichtigste Plattform für Filme" (Lars Henrik Gass).
Historisch betrachtet sind Filmfestivals ein "europäisches" Phänomen. Entstehungsgeschichtlich verläuft ihre Profilierung parallel zur Etablierung des Nationalstaats. Sie sind zunächst Teil einer ganzen Reihe von auf Wettbewerbsbasis angelegten (inter-)nationalen Kernereignissen - wie große Ausstellungen, die Olympischen Spiele, der Nobelpreis - und können in ihren Anfängen als exemplarisch für die Verwendung von Kultur zur Profilierung von Nationen als souveräne, vereinte Körperschaften in mehr oder weniger freundschaftlicher Abgrenzung zu anderen Nationen begriffen werden.
Mit dem in den 1980er Jahren sich anspinnenden Boom der Video-Technologie und infolgedessen durch Globalisierung und Digitalisierung erfolgt weltweit eine Verlagerung von der Nation auf die Stadt als Festivalgastgeberin. Das Festival ist fortan ein städtisches Phänomen.

Für die Austragung des Events spielt zum einen die jeweils historische Spezifizität der Stadt eine Rolle, zum anderen muss diese den funktionalen Bedürfnissen eines Filmfestivals entsprechen. Es ist bezeichnend, dass gerade jüngere Filmfestivals nach dem Mehrwert räumlicher Vorteile suchen. Denkt man etwa an das 1986 gegründete Midnight Sun Festival der Kaurismäki-Brüder (nördlich des Polarkreises, Screenings 24 Stunden durchgehend - das Kino als einziger Ort der Dunkelheit!) oder an das noch während der Belagerung 1995 den Bomben zum Trotz gegründete Sarajevo Film Festival (Open Air!), so wird deutlich: der realphysische Ort des Geschehens ist wesentlich für das Image eines Festivals. Oder: "As local differences are being erased through globalization, festivals need to be similar to one another, but as novelty is also at a premium, the local and particular also becomes very valuable" (de Valck).
Die Diagonale ist - nach Stationen in Kapfenberg, Wels und Salzburg - als Festival des österreichischen Films in Graz angekommen und feiert dort 2017 ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Graz ist alljährlich Filmhauptstadt Österreichs, und die Diagonale seit jeher betraut mit den Ambivalenzen national begründeter Kultureinrichtungen und -aktivitäten.
Die Location eines Festivals ist der Nährboden seines Images kultureller Differenz, die Stadt ein stetig wachsender Knotenpunkt im postmodernen Deterritorialisierungsprozess. Die Stadt als Location ist derart zentral, dass sie sich für gewöhnlich schon im jeweiligen Ortsnamen reflektiert: "By and large, festivals are named after the city, where they take place." (de Valck) Nicht so die 1992 bezeichnenderweise noch als "Landvermessung" ausgetragene Diagonale ...

Die Lehrveranstaltung setzt genau hier an und nimmt das wechselseitige Verhältnis von Kino und urbanem Raum in den Blick. Die Transformationskräfte der industriellen und digitalen Revolution sowie die Verdichtung und Konzentration von Bevölkerung, Wirtschaft, Kapital, Medien, Wissen und Kultur stellt den Komplex "Stadt" in seiner stetigen Erweiterung und Umstrukturierung vor neue Herausforderungen.
In der als "Kinosterben" vielzitierten Realität der Neuverteilung von Bewegtbild kommt dem Kino in seiner Dimension als öffentlicher Ort, Begegnungsraum und Milieu sozialer Interaktion eine eminent politische Bedeutung zu, die uns in vieler Hinsicht beschäftigen wird. Die Funktionen von Kino und Bewegtbild auch im Sinne der Frage nach urbaner Innovation ist nur ein Anknüpfungspunkt.
Ziel der Veranstaltung ist - neben einer vertieften Auseinandersetzung mit Ansätzen aus dem Bereich des Social Design - das gemeinsame kuratorische Erarbeiten einer Präsentation im Rahmen der Diagonale 2017.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit, Gruppenarbeit und -präsentation, Konzept, schriftliche Hausarbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die positive Absolvierung aller Teilleistungen.

Prüfungsstoff

Siehe Inhalt oben.

Literatur

Wird noch detailliert bekanntgegeben.
Dereinst:
Marijke De Valck, Malte Hagener. Cinephilia. Movies, Love and Memory. Amsterdam: Amsterdam University Press, 2005.
Marijke De Valck. Film Festivals: From European Geopolitics to Global Cinephilia. Amsterdam: Amsterdam University Press, 2007.
Lars Henrik Gass. Film und Kunst nach dem Kino. Hamburg: Fundus/ Philo Fine Arts, 2012.
Paolo Cherchi Usai, David Francis, Alexander Horwath, Michael Loebenstein. Film Curatorship: Archives, Museums, and the Digital Marketplace. Wien: SYNEMA & Österreichisches Filmmuseum, 2008.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36