Universität Wien

170625 SE MA 1.3. "Diskurse und Methoden" (2021S)

Straßentheater, Medienexperimente und Fälschungen im Italien nach 1968

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Die LV findet bis auf Weiteres DIGITAL statt!

Termine:

DONNERSTAG ab 11.3.2021, 13:15-14:45


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In den 1960er Jahren verwandelte sich Italien in ein soziales Laboratorium. Darin spielten die Massenmedien eine entscheidende Rolle. Kurz vor der Ankunft des Privatfernsehens ließ ein Netzwerk von lokalen, „freien“ Radiostationen das staatliche Monopol über den Äther zusammenbrechen. Im Februar 1976 begann ein junges bologneser Radiokollektiv aus den „ehrwürdigen, himmlischen, erhabenen“ Studios von Radio Alice zu senden: Eines Morgens wünscht eine sanfte Frauenstimme – mit indischer Musik im Hintergrund – den Hörern einen guten Morgen und fordert sie auf im Bett zu bleiben. „Eine Einladung an euch, heut morgen nicht aufzustehen, mit jemandem im Bett zu bleiben, euch Musikinstrumente zu bauen und Kriegsmaschinen.“ Es war die Zeit der Straßentheater, der Umzüge, der Theaterlabors: Legendär der Versuch, eine Mongolfiere zu bauen und auf der Piazza Maggiore in Bologna in die Lüfte steigen zu lassen. „Diese Generation hat den Traum der historischen Avantgarde verwirklicht. Sie sprachen wie Beckett oder wie Joyce“, schrieb Umberto Eco im "Corriere della Sera". Und schließlich wurde in der Hauptstadt Rom eine verblüffende Formel in Umlauf gebracht: „Falsche Informationen, die wahre Ereignisse schaffen“.
Anhand ausgewählten Materials (Bilder, Töne, Filme, Schriften) werden im Seminar außergewöhnliche Geschehnisse und wichtige theoretische Konzeptionen untersucht, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Präsentationen
Debatten
schriftliche Abschlussarbeiten

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Geistesgegenwart
Materialkenntnis
Diskussion

Prüfungsstoff

mündliche Präsentation
Seminararbeit

Literatur

Kollektiv A/traverso, Alice ist der Teufel. Praxis einer subversiven Kommunikation. Radio Alice (Bologna), Übersetzt von Francesco Carotta und Karl Friedrich Kassel, Berlin: Merve 1977.

Klemens Gruber, Die zerstreute Avantgarde. Strategische Kommunikation im Italien der 70er Jahre, Wien: Böhlau 1989, 22010.

Franco Berardi Bifo, Die Seele bei der Arbeit. Von der Entfremdung zur Autonomie, Berlin: Matthes & Seitz 2019.

Umberto Eco, „Für eine semiologische Guerilla“, in: ders., Über Gott und die Welt. Essays und Glossen, München / Wien: Carl Hanser Verlag 1985, S. 146-156.

Italy: Autonomia. Post-Political Politics, ed. by Sylvère Lotringer and Christian Marazzi, Semiotext(e) Vol. III, Nr. 3, 1980.

Pier Paolo Pasolini, „Von den Glühwürmchen“, in: Freibeuterschriften. Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft, Berlin 1978. S. 67-73.

weitere Literatur wird zu Semesterbeginn bekanntgegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 21.04.2021 11:26