180103 SE Zur Frage der Gemeinschaft (2012S)

In aktuellen Diskussionen des Politischen - insbesondere in der neueren französischen und italienischen Philosophie - nimmt der Begriff der Gemeinschaft eine zentrale Rolle ein. Diese Ansätze distanzieren sich sowohl von individualistischen also auch kollektivistischen Vorstellungen des Sozialen. Im ersten Fall besteht Gemeinschaft in einem nachträglichen Zusammenschluss an sich seiender Individuen, im zweiten Fall geht Gemeinschaft als ein von vornherein gemeinsamer Wert dem Einzelnen voraus. Im Gegenzug dazu wird für eine negative Konzeption von Gemeinschaft plädiert, die sich davon distanziert, Gemeinschaft mittels territorialer, kultureller, religiöser oder ethnischer Zugehörigkeiten zu begreifen.
Im Seminar soll daher der Gemeinschaftsbegriff in seiner historischen Genese aus der Soziologie (Tönnies, Durkheim) nachgezeichnet und in ihrer Wiederaufnahme in der französischen und italienischen Philosophie (Bataille, Nancy, Rancière, Derrida, Agamben, Esposito) rekonstruiert sowie kritisch diskutiert werden.