Universität Wien
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180115 VO-L Das Böse (2018W)

Eine taugliche Kategorie philosophischer Ethik bzw. Moral?

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 08.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 15.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 22.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 29.10. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 05.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 12.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 19.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 26.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 03.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 10.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 07.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 14.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 21.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8
  • Montag 28.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal 21 Hauptgebäude, Hochparterre, Stiege 8

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Ziele: Erarbeitung eines differenzierten und kritisch-reflexiven, mithin: philosophischen Zugangs zu den Themenkreisen Moral und/oder Ethik, philosophische Moral bzw. Ethik und Gerechtigkeit versus religiöse Morallehren, moralische Kategorien wie gut und böse aus philosophischer Perspektive und in ideengeschichtlicher Dimension; Einführung in eine Reihe zentraler Themen Politischer Philosophie und Ideologiekritik; methodisch-systematische Erschließung der relevanten Fragestellungen anhand konkreter Texte mittels philologisch-kritischer, begriffskritischer und begriffsgeschichtlicher Verfahren.

Inhalte: Infolge religiöser, insbesondere christlicher Überformung moralischer und/oder ethischer Fragen ist es vielen Menschen geläufig, in diesem Zusammenhang an Kategorien wie gut oder böse zu denken, die wiederum viel mit Vorstellungen von göttlichen Geboten, Sünde und Strafe dafür in einem Jenseits zu tun haben.
Zunächst scheinen Unterscheidungen einerseits zwischen philosophischer Moral bzw. Ethik und religiösen Morallehren, andererseits zwischen den Begriffen Moral und Ethik selbst unabdingbar. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Ethik und Moral häufig gleichgesetzt. Strenggenommen bezeichnen sie aber sehr unterschiedliche Ansätze. In Hinblick auf Überlegungen griechischer Autoren zum Thema Ethik kann diese als Lehre vom geglückten oder gelungenen Leben gelten, während Moral stets mit Normen zu tun hat. Gleichwohl existieren auch normative Ethiken, wie etwa der Utilitarismus. Heute wird Ethik häufig als Zweig praktischer Philosophie betrachtet, der Kriterien dafür finden soll, menschliches Handeln als gut oder schlecht zu klassifizieren. Der Terminus böse wird dabei meist vermieden.
Religiöse, insbesondere christliche, aber auch islamische Moral- und Ethikkonzepte kommen in aller Regel gar nicht ohne Normen aus, deren Grundlagen zudem noch in transzendenten Sphären verortet und mit absoluter Begründungsmacht ausgestattet gedacht werden. Mehr noch als die Vorstellung eines (absolut) Guten erweist sich dabei jene eines (absolut) Bösen als hochproblematisch, weil Menschen, andere Lebewesen, aber auch soziale und kulturelle Phänomene oder Ideen auf dieser Grundlage leicht und ohne weiteren Argumentationsaufwand als per se schlecht, verworfen, womöglich gar dämonisch eingestuft und auch entsprechend behandelt werden (Anwendungsbeispiele finden sich nicht nur in historischer Perspektive).
Gleichwohl hat die Unterscheidung zwischen gut und böse auch in die Sphäre philosophischer Moral Einzug gehalten, namentlich mit Immanuel Kants Rede von einem radikal Bösen. In ihrer Auseinandersetzung mit Adolf Eichmann griff Hannah Arendt auf diese Terminologie zurück und brachte sie in Zusammenhang mit jener der Banalität. Für Arendt hatte Eichmann nichts Dämonisches an sich. Er war zutiefst banal im Sinne von gewöhnlich oder durchschnittlich. Sie besteht in ihrem Bericht sehr nachdrücklich auf der Kategorie des Bösen, vielleicht auch, weil es in der Tat schwierig ist, für Verhaltensweisen wie jene Eichmanns angemessene Bezeichnungen zu finden. Eichmann erscheint in Arendts Darstellung als normaler Vertreter einer entmenschlichten, anonymen Bürokratie, die für jeden Zweck und jedes Programm eingesetzt werden könne. Auch wenn diese Sichtweise auf der Basis neuerer Quellenfunde und -einschätzungen zu Eichmanns Gedankenwelt nicht mehr ohne Weiteres aufrecht erhalten werden kann, bleibt doch die Frage, wie die beispielsweise von ihm gesetzten Verhaltensweisen samt ihren ideologischen Voraussetzungen moralisch bzw. ethisch bewertet werden können, ob bzw. inwieweit die Arendt‘sche Terminologie an dieser Stelle weiterhelfen kann oder ob es aus philosophischer Perspektive besser wäre, die Rede vom Bösen überhaupt aufzugeben.

Methode: Vortrag, (kritische) Textanalyse, (kritische) Analyse von Filmsequenzen, Diskussion

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung mit offenen Fragen, die so beantwortet werden sollen, dass eine kohärente und konsistente Argumentation Ausdruck findet, desgleichen eine zumindest rudimentäre Beschäftigung mit themenrelevanter Literatur und Bezugnahme auf diese. 4 Fragen werden angeboten, 2 sind zu behandeln. Verwendung von themenrelevanter Literatur ist möglich. Im Übrigen wird jede Form von Mitarbeit positiv bewertet, auch dies fließt insofern in die Beurteilung ein.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die VO-L ist eine Lehrveranstaltung vom Grundtyp der Vorlesung mit hohem Anteil an begleitender selbständiger Lektüre der Studierenden. Ein Reader mit wichtigen Texten, die alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer lesen sollten, wird als Kopiervorlage zur Verfügung gestellt.
Eine eigenständige, reflektierte Beschäftigung mit den Themen der LV soll im Rahmen der Prüfungsarbeit erkennbar sein. Wichtiger als die Reproduktion von Wissensbeständen ist aus meiner Sicht erkennbare Beschäftigung mit Themen und Problemstellungen der VO. Deshalb werden bei der Prüfung offene Fragen gestellt, die in so beantwortet werden sollen, dass eine kohärente und konsistente Argumentation Ausdruck findet, desgleichen eine zumindest rudimentäre Beschäftigung mit themenrelevanter Literatur und Bezugnahme auf diese. 4 Fragen werden angeboten, 2 sind zu behandeln. Verwendung von themenrelevanter Literatur ist möglich. Im Übrigen wird jede Form von Mitarbeit positiv bewertet, auch dies fließt insofern in die Beurteilung ein.

Prüfungsstoff

Themen der LV, werden laufend auch in zusammengefasster Form als Präsentationsfolien zur Verfügung gestellt

Literatur

Arendt, Hannah: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. Ungekürzte Taschenbuchausgabe. Mit einem einleitenden Essay und einem Nachwort zur aktuellen Ausgabe v. Hans Mommsen (7. Aufl. München 2013).
Derrida, Jacques: Gesetzeskraft. Der „mythische Grund der Autorität“. Aus dem Französischen v. Alexander García Düttmann (Frankfurt am Main 1992).
Dietz, Simone: Die Kunst des Lügens (2. Aufl. Stuttgart 2017).
Donhauser, Gerhard: Angst und Schrecken. Beobachtungen auf dem Weg vom Ausnahmezustand zum Polizeistaat in Europa und den USA (Wien 2015).
Donhauser, Gerhard: Wer hat Recht? Eine Einführung in die Rechtsphilosophie (Wien 2016).
Flasch, Kurt: Warum ich kein Christ bin (München 2014).
Flasch, Kurt: Der Teufel und seine Engel. Die neue Biographie (München 2015).
Gross, Raphael: Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral (Frankfurt am Main 2010).
Kant, Immanuel: Kritik der praktischen Vernunft. Grundlegung der Metaphysik der Sitten (= Kant, Immanuel: Werkausgabe, Bd. VII; hg. v. Wilhelm Weischedel. 12. Aufl. Frankfurt am Main 1993).
Kant, Immanuel: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, in: Kant, Immanuel: Schriften zur Ethik und Religionsphilosophie (= Kant, Immanuel: Werkausgabe, Bd. IV; hg. v. Wilhelm Weischedel. Sonderausgabe Darmstadt 1998), 645.
Liessmann, Konrad Paul: Philosophie des verbotenen Wissens. Friedrich Nietzsche und die schwarzen Seiten des Denkens (Wien 2006).
Longerich, Peter: Heinrich Himmler. Biographie (München 2010).
Neiman, Susan: Das Böse denken. Eine andere Geschichte der Philosophie (Frankfurt am Main 2004).
Russell, Jeffrey Burton: Biographie des Teufels. Das radikal Böse und die Macht des Guten in der Welt (Berlin 2002).
Safranski, Rüdiger: Das Böse oder Das Drama der Freiheit (München/Wien 1997).
Stanford, Peter: Der Teufel. Eine Biographie. Aus dem Engl. v. Peter Knecht (Frankfurt am Main/Leipzig 2000).
Stangneth, Bettina: Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders (Zürich 2011).

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19