Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

180127 PS Einführung in die Prozessontologie (2020S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 09.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 23.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 30.03. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 20.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 27.04. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 04.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 11.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 18.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 25.05. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 08.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 15.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 22.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228
  • Montag 29.06. 13:15 - 14:45 Hörsaal 2i NIG 2.Stock C0228

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

INHALT:
Unsere Welt scheint bevölkert von Dingen verschiedenster Art. Größere Dinge – Findlinge, Häuser, Zimmerpflanzen, Menschen – bestehen nach allgemeiner Auffassung aus kleinsten Dingen. In der Ontologie werden erstere traditionell als Substanzen und letztere als Atome (oder Elementarteilchen) bezeichnet. Substanzen und Atome haben qua Dinge gemeinsam, dass sie abgegrenzte, ontologisch unabhängige Einzeldinge sind mit einem intrinsisch bestimmten unveränderlichen Wesen, von Ontologen traditionell auch Essenz genannt. Dinge sind, was sie sind, unabhängig von möglicher Veränderung.
Aber wie überzeugend ist die substanz- bzw. dingontologische Annahme von Dingen als Grundbestandteilen der Wirklichkeit? Könnte es nicht sein, dass die Wirklichkeit in Wahrheit und im Grunde prozesshaft ist und die vermeintlichen Dinge sich als stabile Veränderungsmuster erweisen? Vielleicht sind Prozesse und Veränderung nicht abhängig von Dingen, sondern ontologisch primär?
Immer mehr Philosophen bejahen diese Fragen. Insbesondere die Philosophie der Biologie erlebt augenblicklich eine prozessontologische Wende. Aber auch in der Metaphysik besteht ein vermehrtes Interesse am Verständnis der ontologischen Konstitution von Prozessen im Unterschied zu anderen ontologischen Kategorien, wie z.B. Substanz oder Ereignis, und Implikationen der Prozessontologie für die Handlungstheorie und Philosophie des Geistes werden untersucht. Dabei ist die Prozessontologie keineswegs neu – ihre Wurzeln in der Geschichte der Philosophie des Abendlandes reichen vielmehr zurück bis zu Heraklit, und zu ihren modernen Vertretern gehören G. W. F. Hegel, Friedrich Nietzsche, Alfred North Whitehead und Henri Bergson.

ZIELSETZUNG:
Das Seminar bietet eine Einführung in die Prozessontologie – eine lange Zeit ignorierte Strömung in der Ontologie, die aktuell wieder in den Fokus rückt und in verschiedenen, auch interdisziplinären, Kontexten diskutiert wird. Anhand der Lektüre repräsentativer Schriften von Prozessontolog*innen der Vergangenheit und Gegenwart machen die Studierenden sich mit den Kernthesen und Schlüsselbegriffen der Prozessontologie vertraut ebenso wie mit den Herausforderungen und kritischen Einwänden, denen die Prozessontologie sich gegenüber sieht. Hierbei lernen die Studierenden zugleich zentrale Probleme und Konzepte der Ontologie als solcher kennen, z.B. Substanz, Existenz, Persistenz, Veränderung, Identität, Kausalität, Zeit und Handlung.

METHODE:
Textlektüre und Diskussion; Kurzpräsentationen; Hausarbeit

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Seminararbeit und Kurzpräsentation; qualifizierte Beteiligung an der Diskussion wird mitberücksichtigt.
Seminararbeiten werden in deutscher und englischer Sprache angenommen.

Mit der Anmeldung zu dieser Lehrveranstaltung stimmen Sie zu, dass die automatisierte Plagiatsprüfungs-Software Turnitin alle von Ihnen im moodle eingereichten schriftlichen Teilleistungen prüft.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

• Anwesenheit
• Lektüre der Seminartexte
• Aktive Beteiligung an der Seminardiskussion
• Kurzpräsentation (10 Minuten mit Thesenpapier)
• Seminararbeit (15 Seiten)

Prüfungsstoff

Grundlage für die schriftlichen und mündlichen Teilleistungen sind die im Seminar behandelten Texte.

Literatur

Henri Bergson: Creative Evolution, Mineola, NY: Dover Publications, 1998.
Henri Bergson: The Creative Mind, New York: Kessinger Legacy Reprints, 2010.
Mark Bickhard: “Issues in Process Metaphysics”, Ecological Psychology 20, 252-256.
Johannes Jaeger and Nick Monk: “Everything Flows: A Process Perspective on Life”, EMBO Reports 16, 9 (2015), 1064-1067.
Hans Jonas: Organismus und Freiheit. Ansätze zu einer philosophischen Biologie, Göttingen: Vandenhoeck, 1973; neu aufgelegt unter dem Titel “Das Prinzip Leben, Ansätze zu einer philosophischen Biologie, Frankfurt: Suhrkamp, 1994.
Hans Jonas: The Phenomenon of Life. Toward a Philosophical Biology, Evanston, Illinois: Northwestern University Press, 1996, 2001.
Anne Sophie Meincke: “Autopoiesis, Biological Autonomy and the Process View of Life”, European Journal for Philosophy of Science 9: 5 (2019), https://doi.org/10.1007/s13194-018-0228-2 .
Anne Sophie Meincke: “The Disappearance of Change. Towards A Process Account of Persistence”, International Journal of Philosophical Studies 27, 1 (2019), 12-30, https://doi.org/10.1080/09672559.2018.1548634 .
Anne Sophie Meincke: “Persons as Biological Processes: A Bio-Processual Way Out of the Personal Identity Dilemma”, in: Daniel J. Nicholson & John Dupré (Eds.), Everything Flows. Towards a Processual Philosophy of Biology, Oxford: Oxford University Press, 2018, 356-378.
Daniel J. Nicholson & John Dupré (Eds.): Everything Flows. Towards a Processual Philosophy of Biology, Oxford: Oxford University Press, 2018.
Nicholas Rescher: Process Metaphysics. An Introduction to Process Philosophy, Albany, NY: State University of New York Press, 1996.
Johanna Seibt: “Process Philosophy”, The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2018 Edition), Edward N. Zalta (ed.), URL = <https://plato.stanford.edu/archives/win2018/entries/
process-philosophy/>.
Helen Steward: “Actions as Processes”, Philosophical Perspectives 26, 1 (2012), 373-388.
Rowland Stout: “Processes”, Philosophy 72 (1997), 119-127.
Alfred N. Whitehead: Process and Reality, New York: The Free Press, 1985.
Weitere Literaturhinweise werden im Rahmen der Veranstaltung gegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Sa 10.09.2022 00:19