Universität Wien

180197 SE Seminar zum interdisziplinären Denken (2009W)

Zen und Philosophie

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 18 - Philosophie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 45 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 06.10. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 13.10. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 20.10. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 27.10. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 03.11. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 10.11. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 17.11. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 24.11. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 01.12. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 15.12. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 12.01. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 19.01. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock
  • Dienstag 26.01. 14:00 - 16:00 Hörsaal. 2H NIG 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Dieses SE bietet sich als LV parallel zur VO am Dienstag an. Die Teilnahme an der VO ist aber nicht verpflichtend.
Inhalt: Der "Zen-Geist" lässt sich seit seiner Entstehung durch folgende Prinzipien umreissen: Unabhängigkeit von Schriften, das Finden und Ergreifen der Wahrheit durch eigene Lebenserfahrungen, intensives Aufgreifen des Geistes, der das Wahre erschließt, im einzelnen Menschsein, Manifestation des sich dadurch klärenden "wahren Selbst" im intellektuellen und im handelnden Bereich. - Ein durchaus interessantes Pendant zur Philosophie als "Denken des Denkens" von Prinzipien einer widerspruchsfreien Wahrheit, Aussagen der durchdachten Denkinhalte, Sprache als Logos und die dadurch sich konstruierende Ideenarchitektonik.
Zwischen den beiden Denkhorizonten, die dem äußeren Anschein nach weit auseinander liegen, gibt es Erkenntnisquellen, die für die Philosophie der Gegenwart reich an Anregungen sind. An Hand der ausgewählten Teile des Textes von Dogen, "shobo genzo", sollte man Schritt für Schritt erkennen, was für eine neue Erkenntnis aus dieser Quelle geschöpft werden kann.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

erfolgt durch Abhaltung eines mündlichen Referats am Ende des Semesters oder durch Abgabe einer schriftlichen SE-Arbeit ab Ende des Semesters. Vorausgesetzt wird eine regelmäßige Teilnahme am SE.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Zen und Philosophie" als ein interdisziplinäres Denkfeld lässt sich z.B. am Beginn wie folgt entfalten: Die Position der "Sprache" in der Philosophie sollte in erster Linie das Aussagen einer phänomenalen und prinzipiellen Wahrheit sein, da die Sprache selbst als topos der Wahrheit überhaupt gegolten hat. Sprache als gesammeltes Resultat des durchdachten Logos. Demgegenüber stützt sich die Sprache in der Zen-Philosophie auf folgende Prinzipien: Sprache als Schriftzeichen "dao" in der Lesart des Verbums, das zugleich als Substantiv als "Weg der Wahrheit" (Buddha-Weg, Buddha-shasana) seit dem Altertum in China und Ostasien eine unwandelbare Grundbedeutung hat. Auf der anderen Seite ist der grundlegende Einfluss des Früh-Buddhismus Indiens unübersehbar, dahingehend, dass die "Sprache" bei Buddha nicht im Sinne der Worte des Absoluten verstanden wurde. Vielmehr ist die "Sprache" als "Mittel" (upaya) von Buddha zum Anleiten und Hinüberretten der Menschen vom trivial Empirischen zum Horizont der Erkenntnis der unwandelbaren Wahrheit verstanden worden. Gerade weil sie das "Mittel" (zum Vermitteln einer unwandelbaren Wahrheit) ist, lässt sich ihr Inhalt je nach der Situation des Gesprächspartners durchaus flexibel umwandeln. Als Akizuki R. (1921 - 1999), einer der bedeutendsten Zen-Philosophen des 20. Jhs. (Schüler von Daisetz), 1993 zu einem Gastvortrag an der Universität Wien eingeladen wurde, sagte er, dass die "Sprache des Zen keineswegs doktrinär, sondern im Grunde genommen lebendig ist, weil sie als pädagogische Sprache dazu dient, je nach der Situation der Verstockung des/der Lernende/n das Passendste auszusprechen, damit der/die Lernende rechtzeitig zum Weg des Erkennens der Wahrheit angeleitet werden kann."
"Denken und Sprechen" in der Zen-Philosophie sind somit als "handelnde Einsicht" in der gegebenen Situation des Lebens aktuell. Interdisziplinär lässt sich dieser Aspekt mit folgender Frage zur Reflexion entfalten: Wie positioniert man unsere Sprache der Philosophie gegenüber der Zen-Sprache? Steht sie in "Mitteleuropa", in der "Geschichtlichkeit der Philosophie", in einem "interkulturellen Denkfeld" oder wo steht sie sonst? - Ein durchaus lebendiges "Koan" in unserer Zeit.

Literatur

Die von mir übersetzten Kapitel des "shobo genzo" Dogens werden den SE-Teilnehmern kurzfristig auf der Homepage (http://phaidon.philo.at/hashi) zum Download zur Verfügung gestellt.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA M 4, § 4.2.4, PP § 57.6

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:36