180696 SE Jacques Monod's Naturphilosophie: Ihre Genealogien und ihre Wirkungen (2010S)

Das Seminar, das für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger jederzeit offen ist, beschäftigt sich weiter mit Genealogie, Nachwirkung, Aktualität einer "Naturphilosophie der modernen Biologie", die der Nobelpreisträger Jacques Monod 1970 unter dem Titel "Zufall und Notwendigkeit" veröffentlicht, einem der wohl erfolgreichsten Biologiebücher des 20. Jahrhunderts. Es versucht, wie prekär auch immer, ein System des molekular- und neurobiologischen, evolutionstheoretischen, paläoanthropologischen und kybernetischen Wissens seiner Zeit zu entwerfen. Seine philosophische Stellung, die Louis Althusser zur "spontanen Philosophie des Wissenschaftlers" rechnete, ruht auf einem Ensemble von Übertragungen aus der Philosophiegeschichte ins Wissen der Molekularbiologie Ende der 60er Jahre. - Das Seminar wird, nach einem kurzen Resumée des Wintersemesters, erstens der Genese der Begriffe "Biosphäre" und "Noosphäre" nachgehen, die Monod aus Vladimir Vernadskij und Teilhard de Chardin in seine Naturphilosophie überträgt. In diesem Horizont dürfte Althussers Kritik am Konzept "Noosphäre" selbst als interessante epistemologische Konstellation erscheinen. - Das Seminar möchte zweitens die Nachwirkungen des Monodschen Systementwurfs in zwei prominenten Fällen nachzeichnen: in der Neurobiologie des Monod-Schülers Pierre Changeux und in der Systembiologie des Wiener Biologen Rupert Riedl. - Alle Texte werden auf deutsch oder englisch vorliegen. Französisch-Kenntnisse schaden nicht.