Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

190061 SE BM 9 Forschung im Feld (EW+PP+SP) (2021S)

Institutionsgeschichtliche Forschung als Feld qualitativer Psychotherapieforschung

10.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

BM 9 SE FoFe (EW+PP+SP)

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Die Lehrveranstaltung wird vorerst online abgehalten werden. Die Teilnehmer*innen erhalten rechtzeitig die Zugangsdaten für Zoom.

Termine: Mittwoch 8.00 - 11.15 Uhr
17.März, 14. April, 28. April, 12. Mai, 26. Mai, 9. Juni, 23. Juni


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Individualpsychologie ist eine der ältesten psychotherapeutischen Schulen. Seit 1912 ist sie im 'Österreichischen Verein für Individualpsychologie' institutionalisiert. Die Lehren Alfred Adlers fanden nicht nur Niederschlag in der Psychotherapie, sondern auch in der Pädagogik und anderen psychosozialen Handlungsfeldern.

Die Anfänge der Institutionalisierung der Individualpsychologie in Österreich sind gut erforscht, ihre Entwicklung von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart noch nicht. Nicht nur aus Sicht der Psychotherapieforschung, sondern auch aus bildungswissenschaftlicher Perspektive wäre eine Erforschung dieser Zeit von Interesse:

- In der Zeit vor dem 2. Weltkrieg waren Individualpsycholog*innen auch in pädagogischen Handlungsfeldern wie Schule, (Erziehungs-)Beratung,... engagiert. Fanden diese Entwicklungsstränge nach dem 2. Weltkrieg eine Fortsetzung bzw. lassen sich Versuche ausmachen, diese Stränge fortzuführen?
- In den 1980er-Jahren und bis zur Einführung des Psychotherapie-Gesetzes wurden am Ausbildungsinstitut des Vereins, dem Alfred-Adler-Institut, neben der Ausbildung von Psychotherapeut*innen auch spezielle Lehrgänge für Pädagog*innen angeboten (die sogenannte B-Ausbildung zum 'individualpsychologischen Berater').
- Erst durch das Psychotherapiegesetz 1991 wurde eine strikte Trennung zwischen klinisch-psychotherapeutischem Handeln und anderen psychosozialen bzw. pädagogischen Interventionsformen eingeführt. Inwieweit war 'psychoanalytische Praxis' davor von 'psychosozialer' bzw. 'pädagogischer Praxis' abgrenzbar, vor allem in Hinblick auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen?
- Welche curricularen, didaktischen etc. Veränderungen in der Ausbildung lassen sich ausmachen?

Im Seminar wird es zum einen darum gehen, einen geeigneten forschungsmethodischen Zugang zum Feld zu konzipieren. Zum anderen wird neben der Aufarbeitung von Quellenmaterial ein Schwerpunkt des Seminars darauf liegen, im Sinne einer 'Oral History' narrative Interviews mit Zeitzeug*innen aktuellen und ehemaligen Funktionsträger*innen, Mitgliedern und Ausbildungskandidat*innen des Vereins zu führen. Diese Interviews werden ausgewertet und in Bezug zu bereits bestehenden Wissensbeständen gesetzt.

Der Zugang zum Forschungsfeld wäre unter diesen Gesichtspunkten auch bei weiterhin bestehenden Covid-19-bedingten Einschränkungen möglich (Interviews über Videos).

Nach Rücksprache mit der Seminarleitung ist es auch möglich, eine andere passende Institution als Forschungsfeld zu wählen.

Ziele
Die Studierenden lernen, bereits erworbene bzw. noch zu erwerbende theoretische Konzepte qualitativer Forschung an einem konkreten Forschungsvorhaben anzuwenden. Sie sammeln überdies Erfahrungen darin, sich als Forschende aus bildungswissenschaftlicher Perspektive ein Handlungs- und Forschungsfeld anzueignen und in der Auswertung und Analyse narrativer Interviews.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung (Mündliche Mitarbeit in der LV, Erbringen von Arbeitsaufträgen zwischen den Seminarblöcken, Planung, Durchführung und Auswertung eines Interviews, Mitarbeit in Arbeitsgruppen, Führen eines Forschungstagebuchs, Abfassen eines Abschlussberichts)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige Anwesenheit, Mitarbeit und Erbringen der Arbeitsaufträge, Forschungstagebuch (33 %)
Planung, Durchführung und Auswertung eines Interviews (33 %)
Abschlussbericht (33 %)

Prüfungsstoff

Literatur

Bruder-Bezzel, A. (1991): Die Geschichte der Individualpsychologie. Frankfurt/M.: Fischer
Datler, W.; Gstach, J.; Wittenberg, L. (2001): Individualpsychologische Erziehungsberatung und Schulpädagogik im Roten Wien der Zwischenkriegszeit. In: Zwiauer, Ch.; Eichelberger, H. (Hrsg.): Das Kind wird entdeckt. Erziehungsexperimente im Wien der Zwischenkriegszeit. Wien: Picus, 227-269
Gstach, J. (2005): Von der 'offenen Bewegung für alle' zum 'Verein für psychotherapeutische Spezialisten'? Zur Geschichte des Österreichischen Vereins für Individualpsychologie (ÖVIP) und der Veränderung seines Selbstverständnisses. In: Zeitschrift für Individualpsychologie.30, 151170
Gstach, J. (2006): Die österreichische Individualpsychologie unterm Hakenkreuz und im Wiederaufbau. In: Zeitschrift für Individualpsychologie 31, 32-51
Gstach, J.; Datler, W. (2001): Zur Geschichte und Konzeption der individualpsychologischen Erziehungsberatung im Wien der Zwischenkriegszeit. In: Zeitschrift für Individualpsychologie 26, 200-221
Handlbauer, B. (1984): Die Entstehungsgeschichte der Individualpsychologie Alfred Adlers. Wien: Geyer
Manfred Skopec (1984): Zur Geschichte des Österreichischen Vereins für Individualpsychologie. In: Zeitschrift für Individualpsychologie. 9, 5263
Zumer, P., Yilmaz, N. (2019): Es wird, was es soll: Gedanken über individualpsychologische Bildung und Ausbildung. In: Zeitschrift für Individualpsychologie 44, 324-343

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BM 9 SE FoFe (EW+PP+SP)

Letzte Änderung: Mi 21.04.2021 11:26