Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

190088 PS BM 6 Individuum und Entwicklung (2017W)

Vom Individuum zum Subjekt: Vergesellschaftungs- und Entwicklungsprozesse unter besonderer Berücksichtigung von Michel Foucault.

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 19 - Bildungswissenschaft
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 35 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Samstag 14.10. 09:00 - 12:15 Hörsaal 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Samstag 28.10. 09:00 - 12:15 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Samstag 18.11. 09:00 - 12:15 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Samstag 02.12. 09:00 - 12:15 Hörsaal 1 Sensengasse 3a 1.OG
  • Samstag 16.12. 09:00 - 12:15 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Samstag 20.01. 09:00 - 12:15 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
  • Samstag 03.02. 09:00 - 12:15 Hörsaal 1 Sensengasse 3a 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Bereits vor Beginn der Moderne existiert die klassische Unterscheidung zwischen Individuum und Subjekt. Während der Ausdruck Individuum das unteilbare Einzelne bezeichnet, bezieht sich der Begriff Subjekt auf jene grundlegenden Eigenschaften, die uns zu potentiell vernünftigen - mit Selbstbewusstsein ausgestatteten - Lebewesen machen. IMMANUEL KANT denkt den Einzelnen
unter Bezugnahme auf sein Konzept reiner Vernunft als ein autonomes Subjekt, das auf zeitlos gültige Prinzipien zurückgreifen kann. Dabei muss der Einzelne jedoch zunächst durch Erziehung
und danach durch den Austausch von Argumenten in einem öffentlichen Diskurs zu jenem Subjekt werden, das er gemäß seiner Natur von Anfang an ist.
Für IMMANUEL KANT bleiben das Werden des Individuums und die Entwicklung des Subjekts gegenüber der Einheit der Vernunft sekundär. MICHEL FOUCAULTs machttheoretische Überlegungen zielen - durch gesellschaftliche Inklusions- und Exklusionsprozesse - auf die Konstitutionsbedingungen, die uns zu Individuen und Subjekten werden lassen. In der Spätmoderne konstatiert MICHEL FOUCAULT den Tod des (autonomen) Subjekts, womit
jedoch - in Auseinandersetzung mit IMMANUEL KANT - nicht ein Projekt der Gegenaufklärung intendiert ist, sondern eine Kritik von Ansprüchen auf (zeitloser) Autonomie, die gemäß dem Autor
durch die Verstrickung in den Macht-/Wissens-Komplex als Illusion entlarvt werden soll. Insofern intendiert MICHEL FOUCAULT in seinem Ansatz jene gesellschaftlich vermittelten Konstitutions- und
Entwicklungsprozesse zu analysieren, die in ihrer Machtförmigkeit die Grundlage für unser Selbstverständnis als Individuen und Subjekte bilden. In seinem Aufsatz Das Subjekt und die Macht (1990) {1984} blickt MICHEL FOUCAULT auf die Entwicklung seines Werkes zurück. Er zeigt darin wie die Prozesse der Individualisierung vor sich
gehen, die er ausgehend von der christlichen Pastoralmacht über den bürokratischen Staat bis zu den Strategien der Gouvernementalität rekonstruiert. Darüber hinaus versucht er zu zeigen, wie durch Prozesse der Objektivierung in den Humanwissenschaften und den gesellschaftlichen Institutionen, wie beispielsweise: Gefängnissen, Krankenhäusern und psychiatrischen Anstalten aus Individuen Subjekte geformt werden.
Als Vertreter der erneuerten kritischen Erziehungswissenschaft versucht LUDWIG PONGRATZ in der Nachfolge MICHEL FOUCAULTs die Einsichten in die Machtförmigkeit gesellschaftlicher Verhältnisse mit dem Konzept der Genese von Individuen und der Konstitution von Subjektivität zu einer kritischen Bildungstheorie zu verbinden. In seinen Schriften untersucht LUDWIG PONGRATZ ob und wie es gelingen kann, unter den aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen und den begründeten Zweifeln an der Widerständigkeit des Individuums einerseits und der Autonomie des Subjekts andererseits an einem pädagogisch gehaltvollen Bildungsbegriff festzuhalten. Aus
der Sicht von LUDWIG PONGRATZ erfordert ein verändertes Selbstverständnis, das nicht mehr mit den Mitteln der Aufklärung des 18. Jahrhunderts begründet werden kann, die Reformulierung
einheimischer pädagogischer Begriffe (JOHANN FRIEDRICH HERBART).

Methode:
Das Vorgehen erfolgt nahe am Text in Auseinandersetzung der PS-Literatur, wodurch Kenntnisse zum Thema der gesellschaftlichen Genese von Individuum und Subjekt in der Pädagogik vermittelt werden sollen. Das PS behandelt die Thematik in drei Schritten: Zunächst wird anhand ausgewählter Texte von IMMANUEL KANT die Begrifflichkeit von Individuum uns Subjekt im Zeitalter der Aufklärung rekonstruiert. Daran anschließend wird unter Bezugnahme auf
Texte von MICHEL FOUCAULT analysiert, wie durch machtförmige Prozesse sich ein Individuum entwickelt und ein Subjekt konstituiert wird. Schließlich wird auf der Grundlage von Texten LUDWIG PRONGRATZ' versucht, die Konsequenzen für die kritische Bildungstheorie darzustellen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Beurteilung erfolgt aufgrund mehrerer Teilleistungen. Dazu zählen: Anwesenheitspflicht, Beteiligung an den Diskussionen, Abhalten eines Referates, schriftliche Übung:
Textzusammenfassung (Vorstufe zu einer Rezension) schriftliche Leistungskontrolle.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Zielsetzung des PS ist es, grundlegende Einsichten über den Zusammenhang von pädagogischer Theoriebildung und der Genese von Individuum und Subjekt zu vermitteln. Die Studierenden sollen in die Lage versetzt werden jene Vergesellschaftungs- und
Entwicklungsprozesse zu identifizieren, die die Grundlage für ein kritisches Selbstverständnis bilden, sowie jener Überlegungen zu verstehen, deren Konsequenzen in der Bildungstheorie reflektiert werden.

Gewichtung der Teilleistungen:
(a) regelmäße Teilnahme (eine entschuldigte Einheit ist möglich) sowie Beteiligung an den Diskussionen im PS (15 %)
(b) Abhalten eines Referates zu einem ausgewählten Thema des PS (25 %)
(c) Textzusammenfassung (Vorstufe zu einer Rezension) (20 %)
(d) schriftliche Leistungskontrolle (40 %)
Es müssen mindestens 50 % aller Leistungen positiv sein, um insgesamt positiv abzuschließen, wobei die schriftliche Leistungskontrolle als Minimalbedingung gilt.

Prüfungsstoff

Literatur

wird in der LV bekanntgegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BM 6

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37