190174 PS BM 12 Erziehung und Kultur (2010S)

Die Aneignung von Geschichte und Kultur kann als sozialer Prozess beschrieben werden. Was und wie erinnert wird hängt maßgeblichen von gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Bedingungen und Interessen ab. Sich über den Nutzen und Unnutzen sowie angemessenen Umgang mit Erinnerung in einer Gesellschaft Gedanken zu machen, kann demnach auch als eine Herausforderung für die Pädagogik betrachtet werden, da diese stets reflektiert, was von einer Generation zur nächsten Weitergegeben wird bzw. werden soll. "Bildungstheorie reflektiert historische Aneignungsprozesse, in dem sie die Bildung in diesen Prozessen und ihre geschichtliche Bedingtheit zum Thema macht und insofern den gesellschaftlichen Ort der Bildung untersucht." (Messerschmidt 2003: 24). Erinnerung kann aber auch - so Messerschmidt - als grundlegende Dimension von Bildung betrachtet werden. Sie beschreibt: "Erinnerung ist als Gegenstand und Resultat der Bildung zu begreifen (...). Erinnerung gehört zum Bedeutungskern der Bildung, Bildung konstituiert Erinnerung und umgekehrt" (ebd. 23). Die Beschäftigung mit Erinnerungskultur, Erinnerungsarbeit und damit einhergehender Bedeutungen für Bildungsprozesse stellt sich als Herausforderung für aktuelle Pädagogiken dar. Eine Reflexion des Umgangs mit Erinnerung und Gedächtnis, Archivierung, Gedenkstätten, Erinnerungsorten und Dokumentationen sowie sozialer, kontextualer und politischer Einflussnahmen darauf sollen reflektiert und damit einhergehende Herausforderungen für das Individuum behandelt werden. Unter diesem Ausgangsverständnis soll im Proseminar eine Einführung in Kulturen der Erinnerung gegeben werden, Bedingungen und Interessen reflektiert werden, die Erinnerungsprozesse beeinflussen sowie Einblick in Überschneidungsbereiche zwischen Erinnerungs- und Bildungsprozesse gegeben werden.