Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.
190204 SE M5.4 Historische und gesellschaftliche Bedingungen des Lehrens und Lernens (2010W)
Kontinuität, Bruch, Rückkehr? Erstlesebücher im Nationalsozialismus, ihre Vorgänger und Nachgänger
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Mo 06.09.2010 09:00 bis So 19.09.2010 09:00
- Anmeldung von Do 23.09.2010 09:00 bis Mi 29.09.2010 09:00
- Abmeldung bis Sa 30.10.2010 10:00
Details
max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Donnerstag 14.10. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 28.10. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 11.11. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 25.11. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 09.12. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
- Donnerstag 20.01. 17:00 - 20:30 Seminarraum 4 Sensengasse 3a 1.OG
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Erstlesebücher (Fibeln) sind Hilfen für das Erlernen des Lesens und Schreibens; aber sie sind auch mehr: Durch ausgewählte Themen und durch die Art ihrer Darstellung rücken sie eine jeweils bestimmte Welt an Kinder heran und legen ihnen eine bestimmte Weltsicht (und Selbstsicht) nahe. Diese Welten, durch Text, Bild und Arrangement in den Erstlesebüchern zu Papier gebracht, versuchen wir zu erfassen und zu interpretieren.Schulbuch-Welten sind hochlegitimiert, haben sie doch über ihre behördliche Zulassung jene gesellschaftlichen bzw. politischen Kräfte im Rücken, die jeweils den stärksten Einfluss auf das Schulwesen auszuüben in der Lage waren. So dokumentieren Schulbücher die (wenngleich auf mehreren Zuständigkeitsebenen nachjustierten) herrschenden Vorstellungen darüber, in welche Welt den Nachwuchs einzuführen erstrebenswert sei.Während Schulbücher Aussagen über Politik, Gesellschaft und über Bedingungen ihrer Herstellung machen, lassen sich Aussagen über Schulbücher als Sozialisationsfaktoren schwer begründen, ist doch die Erforschung ihrer Rezeption ungleich schwieriger als die Erforschung ihres "Textes". Für historische Erstlesebücher lassen sich jedoch 3 Annäherungen an die Rezeptionsseite vornehmen:1. Es ist anzunehmen, dass der Einfluss von Schulbüchern auf Kinder in der Vergangenheit größer war, als er in der heutigen "Mediengesellschaft" ist. 2. Für die Rezeption speziell von Erstlesebüchern dürfte relevant sein, dass Kinder an einer strategischen Stelle ihrer Biografie mit ihnen konfrontiert werden - ein neuer Lebensabschnitt beginnt mit der Schulzeit, das Kind wird "Schulkind". 3. In den Erstlesebüchern (unseres Berichtszeitraums) findet eine Verkoppelung der zu erlernenden Buchstaben und ersten zu lesenden Wörter mit bestimmten Themen, deren Darstellungsweise bzw. Ästhetik statt. Wie nachhaltig ist diese beim Lesenlernen stattfindende Verkoppelung in der Vorstellungswelt von Kindern?Zwischen 1938 und 1945 erschienen in der sogenannten "Ostmark" vier Erstlesebücher. Zwei davon - Heinrich Kolar/ Josef F. Pöschl, "Wir lernen lesen" (Wien) und Franz Brauner, "Fibel Kinderwelt" (Graz) - waren bereits 1923 bzw. 1926 in der Ersten Republik erschienen; sie wurden im NS modifiziert und weiter verwendet. Bis 1942 waren sie die einzigen hier zugelassenen Fibeln. Die anderen beiden sind im NS erstmals erschienen: Franz X. Langer, "Bei uns in Wien. Leselernbuch für die ersten Klassen der Volksschulen des Reichsgaues Wien", wurde 1942 in Wien herausgebracht und Gottfried Linder/ Gustav Kaufman, "Lesefibel. Für kleine Leute", erschien 1942 in Graz.Die Modifizierung, die "Wir lernen lesen" im NS erfahren hat, habe ich untersucht; nicht untersucht wurden bisher die "Fibel Kinderwelt" und die beiden Neuerscheinungen von 1942: Was wurde 1938ff in Brauners "Kinderwelt" verändert? Erfolgten Veränderungen 1938 "schlagartig" oder schrittweise? Bestehen Unterschiede zwischen den aus der Ersten Republik stammenden adaptierten Fibeln und den genuin im NS neu generierten Fibeln? Warum sind im NS zwei Fibeln erschienen und worin unterscheiden sie sich?Schließlich werden wir die Stadtfibel "Bei uns in Wien" (1942) mit der in der Ersten Republik entstandenen und im NS nicht zugelassenen Stadtfibel "Wiener Kinder - 1. Buch" (1923) vergleichen. Hinter dem Vergleichssetting stehen theoriegeleitete Annahmen - darüber im SE.Nach einer Phase des Anschmökerns werden wir sowohl versuchen, detaillierte Forschungsfragen zu entwickeln als auch nach den Wissenschaftsbereichen fragen, die zu ihrer Beantwortung beitragen können. Erwartet werden die Lektüre von Sekundärliteratur, das Einbringen von Rechercheergebnissen in das Seminar, kleine schriftliche Ausarbeitungen im Vorfeld der SE-Arbeit, die hier erörtert werden, sowie eine SE-Arbeit, die zu schreiben dann nicht mehr schwierig sein sollte.Die vier schwer erhältlichen Erstlesebücher (und einige ihrer Vor- und Nachgänger) werden in den Semesterapparat gestellt.
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Prüfungsstoff
Literatur
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
M5.4 + 5.9.4
Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:37